Donnerstag, März 19, 2009

Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde (4)


Von den Malereien und Skulpturen in den Katakomben

Christuskopf aus der Katakombe des hl. PontianusEs ist zweifellos, dass die ersten Christen sich der Malerei bedient haben. Sie verschmähten nicht, sich alles das anzueignen, was schön, was ehrbar, was unschuldig war und die Seele zu göttlichen Dingen, zu Gott erhob. Sie sangen Hymnen, Lob- und Dankeslieder und übten den Psalmengesang. Auf gleiche Weise bedienten sie sich auch der Malerei, um durch den Anblick schöner, heiliger Bilder ihr Herz zur Andacht zu stimmen und aus der Betrachtung derselben Erbauung und Belehrung zu schöpfen. Schon Tertullian, der im zweiten Jahrhundert lebte (De pudic. V. et X.) schreibt, dass die Christen seiner Zeit Kelche, mit der Darstellung des guten Hirten geschmückt, benützten. "Es ist gewiss", sagt der hl. Basilius (Oratio ad Julian) (379), "dass die heiligen Bilder unseres Herrn, der hl. Jungfrau und der Apostel, welche im Anfang gemalt wurden, von Hand zu Hand auf uns gekommen sind." Die Christen trugen Bilder, auf Täfelchen von Holz gemalt, oder in Elfenbein geschnitzt, bei sich. Diese Tafeln, welche man wie ein Buch zusammenlegen konnten, hießen Diptychen.

Dass die ersten Christen auch ihre Grabstätten in den Katakomben mit Gemälden geschmückt haben, ist außer allem Zweifel. Denn man sieht eine große Menge derselben in den Grabkammern der verschiedenen Cömeterien. Es fragt sich nur, ob diese Gemälde schon beim Beginne des Christentums in Rom und während der Zeit der Verfolgung, oder erst nach dem Sturze des Heidentums und dem Siege des Christentums entstanden sind? Darauf geben die namhaftesten Altertumsforscher (Boldetti, Marchi etc.) und solche, welche ihr Leben der Erforschung der christlichen Katakomben gewidmet haben (De Rossi) die Antwort: "Schon die ersten Jahrhunderte des Christentums weisen uns Gemälde, und zwar gerade solche von vollendeter Kunstform in den ältesten Katakomben auf. - Der Gang ihrer Beweisführung ist etwa folgender:

Die ersten Christen waren nicht bloß aus dem armen Volke hervorgegangen, vielmehr fand das Christentum schon bei seinem Auftreten in Rom Eingang in die vornehmsten Familien, ja sogar am kaiserlichen Hofe. - Pudens, der den hl. Apostel Petrus gastlich aufnahm, war ein Senator, der Konsul Flavius Klemens war Neffe des Kaisers Domitian, der ihn wegen des christlichen Glaubens hinrichten ließ, und Flavia Domitilla war eine Verwandte dieses Kaisers, der sie in die Verbannung schickte. Man fand in der Katakombe S. Agnetis Grabinschriften mit Buchstaben von klassischer Form und mit den Namen: Claudii, Aurelii etc., vivatis in Deo, lauter Namen alter edler römischer Geschlechter. - Als diese edlen Römer noch Heiden waren, schmückten sie nach damaliger Sitte ihre Paläste und Grabstätten mit Gemälden. Christen geworden entsagten sie ihrer Liebe zur Kunst nicht, und schmückten auch jetzt noch ihre Grabkammern in den christlichen Cömeterien mit Gemälden, nur mit dem Unterschiede, dass die Gegenstände, welche diese Gemälde darstellten, dem alten oder neuen Testamente entnommen waren. Das Christentum verbot ja die Bilder nicht, es verbot nur das Unsittliche, Götzendienerische, welches die Heiden mit den Bildern trieben. Und wenn auch die christlichen Künstler gleich den heidnischen in den Grabmonumenten verschiedene Verzierungen anbrachten, z.B. Tiergestalten: Hirsche, Lämmer, Vögel, Blumen, Früchte, Weinreben, so schlossen sie dabei alles Heidnische aus und legten ihnen einen christlichen Gedanken unter.

Gerade die ältesten Katakomben, welche nach den aufgefundenen Grabinschriften zu schließen, bis fast zu den Zeiten der Apostel hinaufreichen, weisen Gemälde von klassischer Kunstform auf. Sie sind in jenen Zeiten entstanden, wo die Kunst noch in ihrer Blüte stand, also zur Zeit der Kaiser Nero, Domitian, Trajan, Antonin, Marc Aurel etc. - Ihr Stil, die Art ihrer Ausführung gleicht ganz dem Stil der Gemälde, welche man in den kaiserlichen Palästen und in dem von der Asche des Vesuvs verschütteten und wieder ausgegrabenen Pompeji sieht. -

Die Bilder Jesu, der Gottesmutter Maria und der heiligen Apostel in den Katakomben, welche keinen Nimbus, Glorienschein, um das Haupt haben, stammen alle aus der Zeit der Verfolgung, aus den ersten drei Jahrhunderten. Erst an den Bildern des vierten und fünften Jahrhunderts erscheint der Glorienschein, und wird von da an allgemein gebräuchlich. -

Endlich bemerkt man an den Gemälden des vierten und fünften Jahrhunderts deutlich den Verfall der Kunst, während die christlichen Kunstwerke umso schöner und besser sind, je mehr sie sich dem ersten Jahrhundert nähern. Es ist also eine zweifellose Tatsache, dass mit dem Beginne des Christentums auch die Malereien in den Katakomben beginnen. Die Bilder, gewöhnlich dem alten oder neuen Testamente entnommen, ersetzten den ersten Christen die hl. Schrift, die nur in den Händen Weniger war und unterstützten den Unterricht in den Geheimnissen des Glaubens, für den zu sterben sie fast immer bereit sein mussten. Die Betrachtung dieser Bilder musste sie immer wieder an die Wahrheiten erinnern, welche sie bei der Feier des Gottesdienstes aus dem Munde des Bischofes gehört hatten. Der Anblick z.B. des guten Hirten musste ihnen Liebe zu Jesus, Daniel's in der Löwengrube, der drei Jünglinge im Feuerofen Trost im Leiden, des Jonas, wie er aus dem Rachen des Seeungeheuers hervorkommt, der Erweckung des Lazarus das feste Vertrauen einflößen, dass ihr in Martern zerfleischter Leib einst wieder auferstehen werde.

Ähnliche Bildwerke aus dem alten und neuen Testamente sieht man auch in die Marmorsärge "Sarkophage" eingemeißelt, deren sich die ersten Christen zur Bestattung ihrer dahingeschiedenen Lieben bedienten. Anfangs war die Bestattung der Leichen ganz einfach. - Ein schmuckloses Grab (Loculus) in der Wand, mit einer Steinplatte oder mit Ziegelsteinen verschlossen, war ihre Ruhestätte. Aber es gab schon frühe Ausnahmen. Die berühmten Martyrer setzte man in Marmorsärgen unter einer bogenförmigen Nische (Arcosolium) in der Wand oder in Gräbern von Ziegeln aufgebaut bei. Die Christen aus vornehmem Stande bedienten sich zur Beisetzung ihrer Dahingeschiedenen ebenfalls der Marmorsärge. Die Seiten derselben, besonders die Vorderseite, sind meistenteils mit erhabenen Bildern (Reliefs) aus der hl. Schrift und mit symbolischen Darstellungen "Sinnbildern" geschmückt. Die ersten Christen hatten eine besondere Vorliebe zu solchen Sinnbildern . - Wie Christus, der Herr, sich schöner Gleichnisse bediente, um seine himmlische Lehre dem Volke fassbarer zu machen, so gefielen sich auch die ersten Christen darin, ihren Glauben an Jesus, ihre Liebe zu ihm und ihre Hoffnung eines künftigen ewig seligen Lebens sinnbildlich darzustellen. Es lag aber diesem christlichen Symbolismus eine besondere Ursache zu Grunde, nämlich die Arcan-Disziplin oder die Vorschrift der Geheimhaltung.

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