Samstag, Dezember 30, 2006

Das Meßopfer, ein Werk der Heiligsten Dreifaltigkeit

Im Mittelpunkt steht das siegreiche Gotteslamm. Das Schlachtmesser erinnert an seinen Opfertod. Die Vergegenwärtigung desselben vollzieht sich in der Messe unter Mitwirkung des Heiligen Geistes, der mit seiner Flammenglut das Opfer gleichsam verzehrt und zu lieblichem Wohlgeruch aufsteigen läßt. Dieses verklärende und verzehrende Feuer ist auf dem Bilde durch einen mehrfarbigen Strahlenkranz angedeutet, der Wohlgeruch durch die Weihrauchwolken. Der himmlische Vater nimmt das Opfer des Lammes wohlgefällig an. Das Blut des Lammes fließt in den Opferkelch. Darunter sprudeln 7 Quellen aus dem Altare hervor; es sind die 7 Sakramente, welche uns die Früchte des Erlösungsopfers mitteilen. Über das ganze Bild wölbt sich der Friedensbogen als Zeichen der Versöhnung zwischen Himmel und Erde.

Samstag, Dezember 23, 2006

Apropos Ökumenismus

"Es ist mir von meinem geistigen Führer ein strenger Verweis gegeben worden, daß ich zu sehr auf das Lob der frommen Irrgläubigen eingegangen sei. Es wurde mir gesagt: ob ich denn nicht mehr wisse, wer ich sei und wem ich gehöre. Ich sei eine gottgeweihte Jungfrau der katholischen Kirche und durch heilige Gelübte gebunden. Ich solle Gott loben in der Kirche und für die Irrgläubigen mit herzlichem Mitleiden beten. Ich könne mehr wissen, was die Kirche ist, als Andere, und solle darum die Glieder Jesu Christi in der Kiche, in seinem Leibe loben; jene aber, die sich von diesem Leibe losgerissen und ihm so furchtbare Wunden beigebracht hätten solle ich bejammern und für ihre Bekehrung beten. Mit dem Lobe der Ungehorsamen nehme man Teil an ihrer Schuld. Auch sei solches Lob keine Liebe, weil der wahre Eifer für das Heil der Seelen dadurch nur geschwächt werde. Es geschah mir recht, daß ich getadelt wurde, denn es ist nicht recht, in diesen heiligen Dingen sich so gehen zu lassen. Wohl sehe ich viele gute Menschen unter ihnen und habe großes Mitleid mit ihnen; aber ich sehe auch, daß sie Kinder ihres Ursprungs sind, die abströmen, die sich selbst unter einander spalten. Regt sich hie und da ein Trieb der Andacht aus dem katholischen Stamm in ihnen, so läuft doch ein dunkler unbeugsamer Trieb des Trotzes, des Abwendens von der Mutter nebenher. Sie wollen gar gerne recht fromm sein, nur nicht katholisch. Wenn sie gleich immer sagen, auf die Zeremonien, auf die tote Form komme es nicht an, man müsse im Geiste Gott dienen, so kleben doch gerade sie ganz eigensinnig an der Form und zwar an einer toten, selbst gemachten, und darum stets veränderlichen Form, die nicht gewachsen, nicht ein Leib des Geistes, sondern ein totes Futteral ist. Sie könnnen sich darum nicht beugen, und alle leiden an der Hoffart. Woher sollten sie auch ein demütiges Herz erlangen, da sie von Jugend auf sich nicht demütigen lernen, indem sie ihre Sünden, ihr Elend nie beichten, nie gewohnt sind, sich wie ein Kind der Kirche im Sakrament der Buße vor dem Stellvertreter Gottes reumütig und mit herzlicher Beschämung anzuklagen! Darum sehe ich selbst in den Besten unter ihnen etwas Fehlerhaftes, Eigensinniges, Starres, Hoffärtiges. Nur jene Irrgläubigen, welche, ohne von der allein seligmachenden Kirche etwas zu wissen, so fromm, wie sie es vermögen, wandeln sind auf keinem bösen Wege. Sobald ihnen aber Gott den geringsten Wink oder Zweifel gibt, sind sie berufen und müssen nach der Wahrheit forschen. Durch die heilige Taufe sind zwar auch die Irrgläubigen, wenn sie dieselbe recht empfangen haben, Glieder der Kirche geworden und leben allein von der Kirche und haben nichts an geistlicher Nahrung, als was ihnen aus der Kirche zufließen kann; aber sie stehen nicht mit den Kindern des Hauses am Tische, sie stehen draußen trotzend, prahlend oder verschmachtend. Wenn ich in Gesichten getaufte Irrgläubige sehe, welche mit der Kirche sich vereinigen, so ist es, als träten sie aus den Wänden der Kirche hervor vor den Altar und das allerheiligste Sakrament; während mir die Ungetauften, die Juden, Türken (Moslems) und Heiden, wenn sie sich bekehren, als durch die Türe hereintretend, gezeigt werden."

Anna Katharina Emmerich (Schmöger, I. Band, 1867, S. 463/464)

Freitag, Dezember 15, 2006

Das tausendjährige Reich - Teil 2

Das Tausendjährige Reich ist die Zeit unvorstellbarer Gnadenfülle. Nur aus diesem Grunde heißt es weiter vorne in der Apokalypse, daß der "Zorn Gottes" mit der Ausgießung der sieben Schalen beendet ist ("Quoniam in illis consummata est ira Dei", Apk. 15,1).
Die sieben Schalen des Zornes Gottes treffen in der Geheimen Offenbarung nur das Tier und den falschen Propheten und jene Menschen, die sich von diesen beiden betören lassen. Mit den sieben Zornesschalen ist nicht die Fülle aller Katastrophen bis zum Weltende gemeint.
Das Tausendjährige Reich wird in der Geheimen Offenbarung als Zeit der reinen Herrschaft Christi auf Erden beschrieben. Der Satan wird nicht mehr angebetet, wie es z.B. bei seinem "Thron" in der Stadt Pergamum geschah (Apk. 2,12-13), sondern er ist gefesselt. Im Tausendjährigen Reich, das heißt in jenem Zustand der Kirche, in dem Gott der Herr öffentlich und feierlich durch den im hl. Sakrament gegenwärtigen Heiland verherrlicht wird ("Per ipsum et cum ipso et in ipso est tibi Deo Patri omnipotenti in unitate Spiritus Sancti omnis honor et gloria") ist es mit der früheren Anbetung Satans vorbei.
Eben deshalb bestand auch kein Grund, dem Zorne Gottes freien Lauf zu lassen; Satan konnte die Völker im wesentlichsten Punkt nicht mehr betören.
Auf den großen Altarbildern altberühmter Klöster, z.B. in Weingarten (Würtemberg) und Ottobeuren, ist zu sehen, wie der Heiland im Himmel aus seiner Seitenwunde das Blut auf den Erdball hinunterfließen läßt, während Gott Vater daneben thront. ... Wenn man bedenkt, welche ungeheuren und endlosen Verfolgungen die Christen im römischen Reich dreihundert Jahre über sich ergehen lassen mußten, um irgendwo in einem Mauseloch unter dem Boden das heilige Meßopfer zu feiern - die unterirdischen Erweiterungen, die man heute z.B. in der Domitilla-Katakombe sieht, stammen ja erst aus der Zeit der Freiheit der Kirche -, dann kann man nicht umhin, die Zeit der freien Feier des erhabensten Opfers als das Tausendjährige Reich zu bezeichnen. Es kann unmöglich eine bessere Deutung dieser wunderbaren kirchengeschichtlichen Schau des Apostels Johannes geben. Diese Schau war ein echter und wahrer Trost für die alten Gläubigen... Die Verfolgungen der Christen durch das "Tier" und den "falschen Propheten", das heißt durch den römischen Staat und das Götzenpriestertum, waren so allumfassend und so grausam, daß viele Christen gar nicht an eine Zeit echter Freiheit auf Erden zu glauben vermochten.
Das Tausendjährige Reich war genau das, was die katholische Kirche bisher in Lesungen der Adventszeit aus den alten Propheten vortragen ließ, z.B.: "In den letzten Tagen wird das Haus des Herrn wie ein herrlicher Berg dastehen, als höchster der Berge. Er wird alle Hügel überragen, und die Völker werden zu ihm strömen. Viele Völker werden sich aufmachen und sprechen: 'Kommt, laßt uns zum Berg des Herrn hinaufgehen, zum Hause des Gottes Jakobs'... und sie werden ihre Schwerter umschmieden in Pflugscharen und ihre Lanzen in Sicheln..." (Isaias 2,2-5, am Quatember-Mittwoch im Advent).
So wie der Prophete Isaias hier die Kirche in berechtigter Weise in verklärtem Zustande schaut, so schaut Johannes dieselbe Sache auf andere Weise als eine Zeit, in der der Zorn Gottes beendet ist.
An derselben Stelle, an der der Prophet Isaias die segensreiche Herrschaft des Sprosses aus der Wurzel Jesse über die Vöker beschreibt, nämlich im 11. Kapitel, sagt er: "Der Wolf wird mit dem Lamme zusammenwohnen und der Leopard mit dem Böcklein beisammensein: Das Kalb und der Löwe und das Schaf werden beisammen sein und ein kleiner Knabe wird sie hüten. Das Rind und der Bär werden zusammen weiden; ihre Jungen werden nebeneinander daliegen, und der Löwe wird wie ein Ochse Gras fressen". Mit diesen unglaublich klingenden Schilderungen wird nichts anderes beschrieben als die völlig unmöglich scheinende Zähmung menschlicher Wildheit unter der Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reich. Die größten Machthaber der Menschen, die miteinander verfeindet waren, werden friedlich nebeneinander an der Kommunionbank knien und die Speise der Engel genießen.
Das Tausendjährige Reich ist nichts anderes als jenes Reich, um das uns Jesus mit den Worten zu beten gelehrt hat: "Pater noster, qui es in coelis, sanctificetur Nomen tuum, adveniat regnum tuum, fiat voluntas tua sicut in coelo et in terra..." - Dies war der Wille des Vaters, daß an allen Orten vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ein reines Speiseopfer dargebracht werde. Um das Kommen dieses Reiches hätten wir beten sollen. Das Tausendjährige Reich ist jenes Reich, um dessen Kommen die seligste Jungfrau und Gottesmutter Maria seit dem Tag ihrer ersten heiligen Kommunion ununterbrochen gebetet hat. ...

Kaplan W.W.E. Dettmann
Veröffentlicht in "DAS ZEICHEN MARIENS", 4. Jahrgang, Nr. 7, Nov. 1970, Seiten 1088, 1089.

Samstag, Dezember 02, 2006

Sequuntur Agnum, quocumque ierit

O göttliches Lamm, das unter Lilien weidet und dessen königliches Gefolge Jungfrauen sind; der du von einer Jungfrau geboren wurdest und den jungfräulichen Jünger zum Vertrauten deines Herzens machtest, verleihe gnädig, daß ich die Reinheit des Standes unbefleckt wahre, zu dem du mich in deiner Weisheit berufen hast, und gib, daß ich die tausend Gefahren siegreich meide, welche besondes heute die Welt und der böse Feind der Tugend der Reinheit bereiten.

O Jungfrau der Jungfrauen, o hl. Aloysius, hl . Bernardus, hl. Hermann Joseph, hl. Stanislaus bittet für mich!

Montag, November 20, 2006

Concilium Vaticanum Primum


Die Concils-Aula in der St. Peterskirche in Rom während einer Sitzung.
(Aus: Neuer Einsiedler-Kalender 1871)

Die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit

Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluß an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter Zustimung des heiligen Konzils (Vaticanum I):
Wenn der römische Bischof in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amts als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster, apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des römischen Bischofs sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich.
Wenn sich jemand - was Gott verhüte - herausnehmen sollte, dieser unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen.

Nach Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, neubearbeitet von Karl Rahner und Karl-Heinz Weger, 9. Auflage, Verlag Friedrich Pustet, 1975

Mittwoch, November 01, 2006

Im Stillen

O trag' des Lebens Last im stillen;
Nimm ruhig hin, was Gott dir schickt.
O juble nicht, wenn Glück dir lächelt,
Und klag' nicht laut, wenn Leid dich drückt!

In Demut wandle deine Pfade,
Verlang' nicht Gold, begehr' nicht Ruhm!
Ein stilles Haus, umweht von Frieden,
O schätz' es wie ein Heiligtum!

O wand're still durch stille Fluren
Und lenk den Blick auf Blümlein hin!
Wer einsam lebt, der lebt dem Himmel;
Denn freier, reiner ist sein Sinn.

Die Einsamkeit ist jene Stätte,
Wo Gott zu deinem Herzen spricht.
Durch stilles Denken, ernstes Forschen
Empfängst du für dein Inn'res Licht.

In stillen Stunden lenkst du gerne
Das Auge auf dich selbst zurück,
Das eig'ne Herz, das rätselvolle,
Erschließt sich klarer deinem Blick!

Im stillen, wie es Weise lieben,
Erfülle deine Pflicht getreu,
Und trachte, daß ein gut' Gewissen
Dein Lob und schönster Lohn dir sei!

Ist dir je süßes Glück beschieden,
Genieße es verschwiegen, still;
Denn ach, der Neid, er lebt noch immer,
Der Glück und Freud' dir rauben will.

Hat dich ein Freund getäuscht, gekränket,
Und dir verursacht herbes Weh -
O klage nicht es andern Menschen,
Für ihn bei Gott um Gnade fleh'!

Im stillen tue eifrig Gutes,
Dein Wirken sei wie milder Tau,
Der niederfließt in stillen Nächten
Auf Hain und Wald, auf Flur und Au.

Oh, nichts soll dir gering erscheinen
Auf deiner stillen Lebensbahn,
Die kleinste Last ist groß und kostbar,
Wenn sie aus Lieb' zu Gott getan.

Und bleibt der Welt dein Werk verborgen,
Getrost! Dem Herrn ist's gut bekannt,
Von Engeln wird es aufgeschrieben
Und wird gezählt im Himmelsland.

Doch staune nicht, wenn für die Tugend
Hienieden dir kein Lohn erblüht;
Und statt des Lobes, statt des Dankes
Die Trübsal dir entgegenzieht.

Denn wisse: Tragen und Entsagen
Ist stets der edlen Menschen Los;
Denn nur im Leiden und im Dulden
Wird eine Seele stark und groß.

Doch wahrhaft groß ist der zu nennen,
Der seinen Schmerz der Welt verschweigt,
Am Fuß des Kreuzes weint und betet,
Die Wunden nur dem Heiland zeigt.

Du weißt ja, daß die Welt, die harte,
Des Schmerzes Träne nicht versteht,
An deinem Leid, an deiner Trauer
Mit trocknem Aug' vorübergeht.

Doch, weil du stillverschwiegen duldest,
Wird auch im stillen Trost dir blüh'n.
O weißt du nicht, daß nach dem Sturme
Der Berge Spitzen gold'ner glühn?

In deiner schweren Oelbergstunde,
Wo deine Seele seufzt und ringt,
Wird stets ein Engel niedersteigen,
Der Tröstung dir und Labsal bringt!

Empor den Blick, betracht' die Sterne
In einer klaren Sommernacht;
Ganz leis erlöschen sie am Himmel,
Wenn still sie ihren Lauf vollbracht.

So möge auch dein irdisch' Leben,
Wenn dir der Ruf ertönt vom Herrn,
Erlöschen hier in Ruh' und Frieden,
Erlöschen wie der Morgenstern!

Die Seele wird sich aufwärts schwingen,
Von Himmelshoffnung sanft umweht:
Denn jene, die sich hier erniedrigt,
Sie werden einmal dort erhöht.

Nihil obstat: J. Desfossez, Libr. Cens.
Imprimatur: Friburgi Helv., 12 Jan. 1945
Ludovicus Waeber, Vicarius Generalis.
Kanisiuswerk, Freiburg/Schweiz

Samstag, Oktober 28, 2006

Die Ausbreitung des Christentums in Rom

Vorausgehend: Der Beginn des Christentums in Rom

Des hl. Apostels Petrus Predigt aus einem Herzen voll lebendigen Glaubens und heißer Liebe zu Jesus hatte in der Hauptstadt der Welt gleichen Erfolg wie zu Jerusalem und Antiochia. Sein Wort fand Eingang selbst bei den höchsten Familien. Flavius Klemens, Bruder des Kaisers Vespasian und römischer Konsul, wurde ein Schüler des hl. Petrus und starb unter Kaiser Domitian für Christus den Martertod. Seine Gemahlin, Domitilla, ebenfalls mit der kaiserlichen Familie der Flavier verwandt, wurde auf die Insel Pandataria verbannt. Eine andere Domitilla, Schwestertochter des Martyrers und Konsuls Flavius Klemens, hatte auf ihrem Landgute an der adreatinischen Straße eine Familiengruft für die Flavier, ihre Verwandten, erbaut, und wurde, weil sie dem Verlangen des Kaisers, sich zu verehelichen, kein Gehör gab, auf die Insel Ponzia verbannt. Diese beiden Domitilla waren Schülerinnen des hl. Petrus. Eine geistliche Tochter des Apostelfürsten war auch die hl. Petronilla, ebenfalls aus dem Geschlechte de Flavier.
Von Tag zu Tag mehrte sich nun der Kreis der Jünger des Apostelfürsten. - Die Besseren unter den Heiden fanden nirgends Befriedigung für ihr Herz. Sie sehnten sich ungemein nach einer festen Lehre, welche ihnen Aufschluß über ihre Bestimmung und über den Zustand nach dem Tode gewähre. Der Götzendienst mit seinen Ausschweifungen eckelte sie an, sie verlangten nach einem Vorbilde menschlicher Tugenden, dem sie nachfolgen konnten, und fanden dies Alles in der Lehre des Gekreuzigten und in seinem und seiner Anhänger Beispiel. Sie bewunderten an den Christen, mit denen sie bekannt wurden, den standhaften Glauben, für den sie sogar zu sterben immer bereit waren, den hohen Adel der Gesinnung, der jedes Gemeine und Niedrige verschmähte; die größte Entsagung, die bereit war, für Gott Alles hinzugeben; die ungeheuchelte Bruderliebe, die auch den ärmsten und elendesten Sklaven umfaßte, die keine Rache, sondern nur Vergebung kannte und selbst dem Feinde und Verfolger noch Gutes tat; eine Demut, die jedes Lob und jeden Ruhm floh, und eine innere Ruhe und Zufriedenheit, die nur in einem reinen Gewissen ihre Wurzel haben konnte.
Durch dieses schöne Beispiel der Christen sahen sich die Heiden zu Dem hingezogen, Der dieses in jenen hervorbrachte, die an Ihn glaubten und treu Seine Lehre befolgten, - zu Jesus, unserm göttlichen Heilande! - Immer größer wurde die Zahl der Christen und so konnte der Apostel Paulus in seinem Briefe an die Römer, den er 58 Jahre nach Christi Geburt schrieb, sagen: "Euer Glaube wird in der ganzen Welt verkündet, und euer Gehorsam ist aller Orten bekannt worden." -
Auch aus den Juden zu Rom war schon eine bedeutende Zahl zum Christentum bekehrt. Diese aber wurden von jenen Juden, die verstockt blieben, sehr beunruhigt und verfolgt; es entstand ein Tumult und Kaiser Claudius ließ 49 n. Chr. alle Juden aus Rom vertreiben. Auch Petrus verließ Rom und kehrte in das Morgenland zurück. - Im Jahre 51 - 52 war er auf dem Konzil zu Jerusalem, welches die Apostel hielten, um die Streitigkeiten zwischen Heiden- und Judenchristen über die Verbindlichkeit des mosaischen Gesetzes zu entscheiden. Nach Beendigung des Konzils hielt sich Petrus noch einige Zeit in Jerusalem, und nachher in Antiochia auf und kehrte dann mit seinem geliebten Jünger Markus nach Rom zurück.
Mit erneutem Eifer verwaltete der hl. Apostel sein heiliges Amt. Ihm zur Seite stand der hl. Markus, der nach dem einstimmigen Zeugnisse des christlichen Altertums auf Bitten der Christen Rom's die Predigten und Vorträge des hl. Apostels über das Leben und die Taten Jesu in seinem Evangelium aufzeichnete. -
Die römische Christengemeinde stand in schönster Blüte, als auch der hl. Apostel Paulus nach Rom kam. Es war schon lange sein Wunsch gewesen, die Christen daselbst zu sehen und ihnen die Schätze der Gaben mitzuteilen, zu deren Ausspender und Diener ihn Gott gemacht hatte. Er hatte gehofft, in aller Freiheit sie zu begrüßen, allein seine Hoffnung ging nicht in Erfüllung. Nach seiner dritten Missionsreise geriet er zu Jerusalem in Gefangenschaft. Um ihn der Wut des aufgereizten jüdischen Pöbels zu entreißen, ward er nach Cäsarea in die Residenz des römischen Prokurators Felix gebracht und hier zwei Jahre (58-60) in Gefangenschaft gehalten. - Bei seiner Ablösung durch Festus ließ Prokurator Felix den Apostel als Gefangenen zurück und da nun Paulus gegen die auf seine Verurteilung dringenden Juden an den Kaiser appellierte, wurde er in Ketten nach Rom abgeführt.
Hier langte er im Frühling des Jahres 61 an. Römische Christen waren ihm entgegengegangen, um ihn zu begrüßen. Zu Rom wurde ihm von dem Befehlshaber der Prätorianer (kaiserliche Leibwache) Burrus Afranus, gestattet, mit den ihn bewachenden Soldaten eine Privatwohnung zu mieten. Er durfte da alle, die ihn besuchten, empfangen, und mit allen über das Heil, welches in Christo Jesu erschienen ist, sprechen, woher es kam, daß seine Gefangenschaft gerade dazu beitrug, daß die Kenntnis der Lehre Jesu in noch weitere Kreise drang, und bei dem Wechsel der Wache haltenden Soldaten der Name Jesu im ganzen Prätorium (das Lager der kaiserlichen Leibwache), ja selbst im Palaste des Kaisers Glauben und Verehrung fand.
Hier in seiner Wohnung besuchte ihn oft der hl. Petrus; hier weilte auch sein Schüler und getreuer Gefährte Lukas; hier schrieb er seine Briefe an die Epheser, Kolosser und Philipper, hier schrieb er auch seinen rührenden Brief an Philemon, einen frommen, angesehenen Bürger zu Kolossä, und bat ihn, er möge seinen Sklaven Onesimus, der ihm entlaufen und nach Rom gekommen war, wo ihn der Apostel bekehrte, wieder aufnehmen und ihm verzeihen. (Apostelgesch. 28, 31 und 32). Hier, obwohl gefangen, predigte er ununterbrochen Juden und Heiden, und seine hinreißende Beredsamkeit und die Gnade des hl. Geists, welche seine Worte begleitete, gewann immer mehr Seelen dem Christentum. Nach zwei Jahren wurde er aus der Gefangenschaft entlassen. Er ging nun nach Spanien und besuchte dann die Christengemeinden zu Ephesus, der er den Timotheus und zu Kreta, der er den Titus als Bischof vorsetzte.
An dem Orte, wo der hl. Apostel gewohnt hatte, steht jetzt die Kirche S. Maria in via lata. - Die ersten Christen errichteten hier ein Oratorium, welches später unter den Ruinen benachbarter Häuser begraben wurde. Gegenwärtig steigt man auf Stufen hinab an den Ort, den Paulus bewohnte. Hier steht ein kleiner Marmoraltar, auf welchem der hl. Papst Gregor der Große (+604) einst das hl. Meßopfer feierte. Im Boden wird ein Brunnen gezeigt, dessen klares Wasser auf das Gebet des Apostels hervorsprudelte, als er den Gefangenenwärter Martialis taufen wollte. In der Kirche selbst, welche sich über dem ehemaligen Oratorium erhebt, befindet sich auf dem Hochaltar das Bild der Gottesmutter, welches der hl. Lukas gemalt haben soll.
Nach Entfernung des Apostels Paulus leitete der hl. Petrus die Kirche Rom's unermüdet mit sorgsamer Treue fort. Seine Tätigkeit beschränkte sich aber nicht bloß auf Rom. Er sandte auch seine Schüler in die verschiedenen Gegenden Italiens, auch nach Gallien, dem heutigen Frankreich, nach Sizilien, Spanien, Afrika usw., um das Evangelium dort zu verkünden und Christengemeinden zu gründen.
Während dieser Zeit hatte der Apostel viele Kämpfe mit Simon dem Zauberer, dem Vater der Ketzer, zu bestehen. Schon früher war der hl. Apostel mit diesem Genossen des Satans in Samaria zusammengetroffen, wo er die Gaben des hl. Geists um Geld kaufen wollte. Petrus aber entgegnete ihm: "Dein Geld wird dir zum Verderben, weil du meintest, die Gabe Gottes zu bekommen um Geld... darum tue Buße über deine Bosheit!" (Apostelgesch. 8, 14-24) Simon aber blieb verstockt, fiel vom Glauben ab, verführte viele Samaritaner und verbreitete gottlose Lehren. Nun war er auch nach Rom gekommen, um Seelen zu verführen. Doch Petrus widerstand ihm auch hier und machte ihn zu Schanden.

Folge: Die erste Christenverfolgung

Dienstag, September 12, 2006

Das Geheimnis des Judenknaben von Krakau

Es war im Jahre 1918.
Der Erste Weltkrieg hatte meine Eltern, wie so viele andere Polen, um ihr ganzes Vermögen gebracht. Ich war deshalb als Student gezwungen, irgendeine bezahlte Beschäftigung zu suchen. Ich hätte sonst nicht weiterstudieren können.
Jemand riet mir, mich einer jüdischen Dame vorzustellen, die einen Privatlehrer für ihren zwölfjährigen Sohn Daniel suche, der sich auf das zweite Gymnasium vorbereiten müsse.
Ich war indes kein Judenfreund. Ich sollte erst später erfahren, daß es viele gute, anständige und sogar wahrhaft fromme Juden gibt.

Die Geschichte des Propheten Jonas

Die jüdische Dame vertraute mir ihren Knaben an, und ich nahm mir vor, meine Pflicht so treu wie möglich zu erfüllen, denn ich hatte von meinem Vater gelernt, alles, was ich tun mußte, gut zu tun. Manchmal kam Daniel zu mir, manchmal fand der Unterricht in seinem Hause statt.
Eines Tages traf ich meinen Schüler in seinem Zimmer mit einem jüdischen Gebetbuche in der Hand.
Ich durchblätterte das Buch. Es war hebräisch geschrieben. Unter jedem Satze aber stand die deutsche Übersetzung. Aus dieser erkannte ich, daß es sich um die biblische Erzählung des Propheten Jonas handle, doch war dieselbe, meiner Ansicht nach, ganz falsch ausgelegt. Etwas unwillig darüber, gab ich Daniel das Buch zurück, indem ich murmelte:
"Das ist ja Betrug!"
Der Junge war sehr erstaunt über meine Bemerkung und frug sogleich:
Warum ist das Betrug? Ist etwa der jüdische Gottesdienst nicht gut? Und wie steht es denn mit dem katholischen Gottesdienst?"
Er überschüttete mich förmlich mit Fragen über die katholische Religion. Vor allem interessierte ihn die Person Jesu Christi.
Durch seine vielen Fragen ermüdet, antwortete ich schließlich beinahe ärgerlich:
"Was kümmert dich denn alles das? Du wirst doch nie ein Christ werden. Studiere lieber, denn dazu komme ich hierher. Du wirst sonst dein Examen nicht bestehen und deine Mutter wird böse auf mich sein!"
Betroffen schwieg der Knabe einige Minuten. Doch es dauerte nicht lange, so bestürmte er mich mit neuen Fragen und ruhte nicht, bis ich ihm das Versprechen gab, ihn einmal in unsere Kathedrale mitzunehmen.
Ich bestimmte für diesen Kirchenbesuch den 7. Mai 1918, den Festtag unseres polnischen Bischofes St. Stanislaus.

Ein Wunder der Gnade

Der Knabe holte mich am abgemachten Tage in meiner Wohnung ab.
Fröhlich plaudernd spazierten wir zum Warvelhügel, auf welchem sich die Kathedrale erhebt. Während des Aufstieges zur Anhöhe machte ich meinen Schüler auf verschiedene Denkmäler aufmerksam und erklärte sie ihm. Im selben Augenblick, als wir die Kathedrale betraten, erklang ein silberhelles Glöcklein. Wahrscheinlich - so dachte ich - wird auf einem der vielen Altäre soeben die heilige Wandlung gefeiert. Ich achtete aber nicht weiter darauf und blieb nach einigen Schritten stehen, überlegend, was ich meinem Schüler zuerst zeigen wolle.
Als ich mich dann nach ihm umwandte, sah ich etwas Merkwürdiges: Daniel, der Judenknabe, kniete auf dem Boden! Sein Gesicht war blaß, seine Augen waren unverwandt auf einen einzigen Punkt gerichtet.
Erschrocken faßte ich ihn an der Schulter und frug: "Daniel, bist du krank?"
Er gab mir aber keine Antwort. Er schien der Welt vollkommen entrückt zu sein.
Sein Antlitz leuchtete in überirdischer Schönheit und seine Lippen flüsterten etwas, als ob er mit einem Unsichtbaren spräche.
Ich näherte mein Ohr seinem Munde, um einige Sätze aufzufangen, aber ich konnte nichts verstehen und weiß heute noch nicht, welche Sprache er damals redete.
Man kann sich meine Verlegenheit vorstellen! Umsomehr, da das eigenartige Benehmen des Buben mehreren Frauen auffiel und eine derselben halblaut bemerkte: "Er ist ein Jude!"
So vergingen einige Minuten. Währenddessen schritt ein Priester an uns vorbei, der in seinen Händen feierlich die hl. Wegzehrung zu einem Kranken trug. Daniel verfolgte, noch immer kniend, den Priester unverwandt mit entzückten Blicken.
Nachdem der Geistliche die Kirche mit dem hochwürdigsten Gute verlassen hatte, stand Daniel ruhig auf und ging, ohne sich um mich zu kümmern, geradewegs zur Seitenkapelle des Stephan Bathory, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird. Dabei strahlte sein Antlitz so daß er mich unwillkürlich an ein Bild des hl. Stanislaus Kostka erinnerte. Dort kniete er beim Gitter erneut nieder und betete länger als eine Viertelstunde, die Augen unausgesetzt, wie verklärt, auf den Tabernakel gerichtet.
Ich wagte nicht, ihn zu stören, sondern wartete, bis er zu sich kommen würde. Zuerst beunruhigte mich der Gedanke, ob Daniel vielleicht plötzlich das Opfer einer Sinnesverwirrung sei. Dann aber gewann ich allmählich die feste Überzeugung, Gott der Herr wirke hier ein Wunder der Gnade.

Auf dem Heimweg

Endlich erhob sich Daniel, gab mir ein Zeichen, daß er heimgehen wolle und verließ die Kathedrale sehr gesammelt. Er hatte von allen Kunstwerken und Schönheiten des Domes nichts gesehen, schien aber dennoch voll und ganz befriedigt zu sein.
Auf dem Heimweg suchte ich durch vorsichtiges Fragen zu erfahren, was denn geschehen sei.
Daniel antwortete jedoch ausweichend, begann aber immer wieder aufs neue vom lieben Heiland zu sprechen. Unaufhörlich und mit ungeheurem Nachdruck versicherte er:

"Der Herr Jesus ist sehr schön und gut!"

Sooft er dies sagte, flog eine leichte Röte über sein Antlitz - ein Widerschein inniger Liebe zum göttlichen Erlöser, die in seinem Herzen glühte.
Ich gestehe, daß dieses Erlebnis mich gewaltig packte und meinen damals ziemlich schwachen katholischen Glauben mächtig aufrüttelte. Trotzdem vergaß ich das Vorgefallene bald wieder und dachte, vilelleicht sei alles lediglich eine Einbildung Daniels oder meinerseits gewesen.

Daniel sagt seinen Tod voraus

Ich fuhr fort, wie früher, meinen Schüler zu unterrichten, ohne mein Verhalten ihm gegenüber irgendwie zu ändern. Da erklärte mir Daniel eines Tages offen, daß er katholisch werden möchte.
Eindringlicher als je suchte er die katholischen Glaubenswahrheiten kennenzulernen und stellte mir eine ganze Reihe von Fragen. Zuletzt bat er mich, ich solle ihn taufen.
Da wurde ich ernstlich böse, spottete über sein "kindisches" Verlangen und ermahnte ihn, zu studieren, denn die Zeit der Prüfung nähere sich, und seine Kenntnisse seien noch sehr mangelhaft.
Daniel belieb ruhig und entgegnete mit großer Bestimmtheit, daß er gar keine Prüfungen mehr zu machen habe, da er am 8. September sterben werde. Vorher müsse er aber noch unbedingt die hl. Taufe empfangen.
Spöttisch lachend gab ich zur Antwort:
"Lieber Junge, du wirst länger leben als ich. Und was die Taufe anbelangt, so kannst du ja deine Mutter fragen, was sie dazu meint!"
Ich ließ nicht mehr mit mir reden. Doch alle meine Bemühungen, Daniel im Latein und in andern Fächern rascher voranzubringen, waren vergeblich.
Gegen Ende des Schuljahres erklärte ich daher seiner Mutter ohne Umschweife, daß ich ihn nicht ins Examen schicken werde, daß er auf alle Fälle erst nach den Ferien zur Prüfung fähig sei.
Dann begannen die Sommerferien, in denen ich Daniel nicht mehr sah.
Am 7. September aber, als ich an alles andere als an meinen früheren Schüler dachte, suchte mich dessen jüdische Mutter auf.
Ich meinte, sie wolle mich bitten, den Privatunterricht mit Daniel wieder zu beginnen. Ich empfing sie wenig freundlich. Ja, ich rückte gleich heraus, ich sei nicht geneigt, mich mit ihrem Jungen neuerdings abzuplagen.
Da sagte sie mir, sie komme wegen etwas ganz anderem. Daniel sei krank und habe inniges Verlangen geäußert, mich unbedingt heute noch zu sehen.
In diesem Augenblick fielen mir die Worte des Knaben wieder ein:
"Ich werde am 8. September sterben!"
Sogleich versprach ich der Mutter, seinem Wunsche noch an diesem Abend zu entsprechen.
Ich traf Daniel zwar im Bette an, fand aber nichts Beunruhigendes in seinem Zustande. Daher glaubte ich nicht an seinen baldigen Tod, zumal seine Mutter mir erklärte, der Arzt messe diesem momentanen Unwohlsein keine Bedeutung bei.
Als wir allein waren, schaute mich Daniel mit ernsten Blicken an und sagte, daß ich ihn jetzt unbedingt taufen müsse, weil sein Ende nahe sei. Gleichzeitig versprach er mir, wenn ich seinen Willen tue, werde er mir ein Geheimnis mitteilen.
Ich zögerte und überlegte, was ich machen solle. Daniel flehte mich an.
Ich war immer noch unentschlossen. Aber die Kraft, mit welcher der Junge in mich drang, besiegte schließlich meinen Widerstand. Ich erklärtem mich bereit, ihm die Nottaufe zu spenden unter der Bedingung, daß er sich später in der Kirche zum Nachholen der feierlichen Zeremonien anmelde.
Auch fügte ich hinzu, daß ich mich vor dem Zorne seiner Mutter fürchte, denn sie hatte ja keine Ahnung von seiner katholischen Gesinnung. Daniel versuchte, mir meine Bedenken zu nehmen, indem er versicherte, er werde der Mutter nichts erzählen.
"Außerdem", so meinte er lächelnd, "werde ich ja morgen für immer zu reden aufhören!"
Dann sprang er plötzlich aus dem Bette, ergriff eine volle Wasserflasche und drückte sie mir in die Hand.
Dabei wiederholte er die Bitte, die wie ein von Gott eingegebener Befehl klang:
"Taufen Sie mich! Taufen Sie mich!"
Da goß ich zitternd das Wasser über Daniels Haupt mit den Worten:
"Daniel, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!"
Jetzt war Daniel überglücklich und begann nun, ohne eine diesbezügliche Frage abzuwarten, mir zu erzählen, daß ihm damals in der Kathedrale Jesus erschienen sei. Der liebe Heiland sei überaus schön, freundlich und unbeschreiblich gütig gewesen und habe ihm den Tag seines Todes vorausgesagt mit der Aufforderung, sich vorher taufen zu lassen.
Ich hörte Daniel aufmerksam zu, konnte aber noch immer nicht glauben, daß er am nächsten Tage sterben werde, denn er hatte gar nichts von einem Sterbenden an sich, weder in seinen Bewegungen, noch in seiner Stimme. Beim Abschied versprach ich, anderntags wiederzukommen.
Am 8. September 1918 - Fest Mriä Geburt - abends 5 Uhr starb Daniel.
Als ich am 8. September gegen 5 Uhr abends wiederum das jüdische Haus betrat, traf ich die Mutter in heller Verzweiflung.
Der Arzt war soeben bei ihrem einzigen Kinde gewesen. Er vermochte zwar keine Krankheit festzustellen, aber dessen Puls ging so schwach, daß keine Hoffnung auf Genesung mehr vorhanden war.
Daniel lag friedlich da. Seine Angesicht verriet sein inneres Glück. Er freute sich über mein Kommen und sagte fröhlich:
"Sehen Sie, ich werde jetzt sogleich sterben!"
"Wenn du stirbst", antwortete ich, "wird dich der Heiland unverzüglich zu sich in den Himmel nehmen!"
Bei diesen Worten neigte Daniel sein Haupt zur Seite und hauchte lächelnd seine Seele aus... Auf dem Totenbette glich er wahrhaft einem Heiligen.

(Der Privatlehrer, der so ergreifend dieses wunderbare eucharistische Erlebnis seines Schülers schilderte, änderte sofort nach dessen Tode sein gottloses Leben, wurde ein eifriger Katholik und später sogar ein ausgezeichneter Priester. O unerforschliche Allmacht, Größe und Güte Gottes!)
(Quelle: Jugend-Sendbote des göttlichen Herzens Jesu, November 1929, Feldkirch)

Mittwoch, September 06, 2006

Donnerstag, August 31, 2006

Der Beginn des Christentums in Rom


Es war im Jahre 42 nach Christi Geburt, zur Zeit, als Claudius römischer Kaiser war, da schritt ein Mann der Stadt Rom zu, dem man es ansah, daß er ein Fremder sei. Zu Ostia war er ans Land gestiegen, und nun ermüdet von der Reise setzte er sich beim Schiffstore, Navalia genannt, auf einen Markstein, um einige Zeit auszuruhen. Das Alter hatte bereits in des Mannes Antlitz tiefe Furchen gegraben, sein Haar und Bart waren kraus, seine Augen von Tränen feucht, er war gehüllt in ein blaues Oberkleid und einen gelben Mantel (1) , an seinen Füßen hatte er ärmliche Sandalen gebunden. Sich besinnend, wohin er sich in der großen Stadt wenden solle, schweift sein Blick über die zahllosen Gebäude, die im Glanze der Morgensonne vor ihm lagen. Hoch über die Paläste und den Circus ragte das Kapitol empor, gekrönt mit der Burg und dem Tempel des Jupiter, das größte Heiligtum des heidnischen Roms. Während der Fremdling so sinnend dasitzt, naht sich ihm ein Römer, der ihn schon längere Zeit neugierig betrachtet hatte und knüpft mit ihm folgendes Gespräch an (2) :
Römer. Fremdling! dürfte ich wohl wissen, welches Geschäft dich nach Rom führt; ich wäre wohl im Stande, dir einen Dienst zu erweisen.
Der Fremdling. Ich komme, um hier den unbekannten Gott zu verkünden und seine Verehrung für die der Götter einzuführen.
Der Römer. Wirklich? Sieh' doch, wie ganz neu mir die Sache ist! Ich habe wohl Lust, dies sogleich meinen Freunden zu hinterbringen. Laß uns aber, wenn es dir beliebt, noch ein wenig davon reden. Doch vorerst sage mir, woher du kommst, und was du für ein Landsmann bist?
Der Fremdling. Ich gehöre zu jenen Menschen, die ihr hasset, die ihr verabscheut, und die ihr nur duldet. Meine Landsleute wohnen, wie man mir sagte, nicht weit von hier, ich bin ein Jude!
Der Römer. Aber du bekleidest wohl eine hohe Würde bei deinem Volke?
Der Fremdling. Siehe dort in der Nähe am Ufer des Flusses die armen Fischer. Ich bin von demselben Stande. Ich habe einen guten Teil meines Lebens zugebracht, um in einem See meines Landes Fische zu fangen und Netze zu stricken, um meinen Lebensunterhalt zu gewinnen. Ich habe weder Gold noch Silber.
Der Römer. Und seit wann hast du diesen Stand verlassen? Du hast dich ohne Zweifel dem Studium der Weltweisheit hingegeben, hast die Schulen der Gelehrten besucht und hältst viel auf deren Wissenschaft und Beredsamkeit?
Der Fremdling. Ich bin ohne alle wissenschaftliche Bildung.
Der Römer. Bisher bemerke ich nichts an dir, was deinem Unternehmen, den unbekannten Gott zu verkünden, förderlich sein und seine Verehrung empfehlen könnte.
Der Fremdling. Der Gott, den ich verkünde, hat die schimpflichste Todesart am Kreuze zwischen zwei Missetätern erlitten.
Der Römer. Was willst du aber von diesem unbekannten Gott verkünden?
Der Fremdling. Eine Lehre, welche dem hochmütigen und sinnlichen Menschen Torheit ist und welche alle diese Götzen und ihre Laster, denen diese Stadt Tempel gebaut, vernichtet.
Römer. Wie? Du willst diese Lehre in Rom verkünden und etwa auch in anderen Ländern?
Der Fremdling. In der ganzen Welt.
Der Römer. Und das für lange Zeit?
Der Fremdling. Für ewige Zeiten.
Der Römer. Beim Jupiter! Dein Unternehmen ist kühn und nicht ohne große Gefahr. Ich glaube, du brauchst schon für den Anfang einen Beschützer, um deinen Plan auszuführen. Doch sage mir, wie kannst du dir einbilden, daß du die Kaiser, die Reichen, die Gelehrten zu deinen Freunden zählen wirst?
Der Fremdling. Zu den Reichen werde ich sagen, sie sollen ihrer Schätze zu Gusnten der Armen sich entledigen, die Gelehrten werde ich mit ihrer Wissenschaft unter das Joch des Glaubens beugen, den Kaisern werde ich ihre höchste Priesterwürde abnehmen!
Der Römer. Wie willst du das zuwege bringen? Du kannst leicht einsehen, daß man, statt dir beizustimmen, sich mit aller Macht widersetzen wird!
Der Fremdling. Ich werde den Tod erleiden.
Römer. Das ist in der Tat das Wahrscheinlichste, was du mir sagst. Ich danke dir Fremdling, du hast mich gut unterhalten. Doch sage mir noch, ehe ich hingehe, um meinen Freunden von dir zu erzhählen, wie heißest du?
Der Fremdling. Ich heiße Petrus, zuvor nannte man mich Simon, des Jonas Sohn!
Und wirklich war es Petrus, der geliebte Apostel des Herrn, der zum erstenmal Roms Straßen betrat (3), mit dem Entschlusse, des Satans Reich hier in seinem Mittelpunkte anzugreifen, seine Tempel zu zerstören und auf ihren Trümmern das Zeichen der Erlösung, das Kreuz, aufzurichten.
Er hatte bereits zu Jerusalem und in mehreren Provinzen Kleinasiens Juden und Heiden das Evangelium verkündet und überall Christengemeinden gebildet. In der Stadt Antiochia schlug er zuerst seinen Bischofsstuhl auf (4) . Nach sieben Jahren rastloser Tätigkeit bestimmte er den Evodius als seinen Nachfolger, und schiffte sich dann nach Italien ein. - Rom war das Ziel seiner Reise. Nicht Jerusalem, wo der Gottesmord geschehen, und das starre Judentum mit größter Zähigkeit am Alten hing, während bereits die Tage der Wiedergeburt der Menschheit durch das Christentum begonnen hatten, war von der Vorsehung ausersehen, der Mittelpunkt der großen, Welt umfassenden, christlichen Gesellschaft zu werden, sondern Rom, die Stadt der Welt.
Am Fuße der goldnen Meilensäule (Milliardium aureum) (5) liefen alle Hauptstraßen der Welt zusammen, auf welchen die römischen Legionen hinauszogen, um die Völker der Erde dem römischen Adler zu unterwerfen und auf den nämlichen Straßen sollten die Apostel des Glaubens in alle Welt hinausziehen, um die nämlichen Völker unter das sanfte Joch des Kreuzes zu beugen. Rom war der Herd jeglicher Unsitten, der Mittelpunkt der Laster; das Christentum war aber bestimmt, die verdorbene Welt zu regenerieren und darum war es passend, den Mittelpunkt, von dem die Wiedergeburt ausgehen sollte, an den Ort zu verlegen, wo der Herd des Verderbens sich befand. Rom war endlich die fruchtbae Mutter des scheußlichen Götzendienstes, alle Götzen der unterjochten Völker nahm diese Stadt in sich auf und nötigte sie hinwiederum den unterworfenen Völkern auf. Darum mußte auch von da aus, wo Lüge und Trug in alle Welt ausging, das Licht der Erkenntnis des Einen wahren persönlichen Gottes und die geoffenbarte Wahrheit in die Welt sich ergießen. Daher lenkte denn auch die heilige Vorsehung die Schritte des Apostels Petrus in diese Stadt.
Hier angekommen, wandte er sich zuerst an seine Landsleute, die Juden, welche schon vor der Geburt des Heilandes das rechte Ufer des Tiber oder die Transtiberinische Region bewohnten. Nachdem er viele derselben dem Herrn gewonnen, wandte er sich auch an die Heiden. Der Erste, welcher ihn gastlich in sein Haus aufnahm, war der Senator Pudens, ein edler Römer, welcher am Fuße des esquilinischen Hügels ausgedehnte Besitzungen hatte. Dieser vornehme Bürger wurde von den salbungsvollen Worten des Apostels so ergriffen, daß er mit seiner Mutter Priscilla, seinen Söhnen Timotheus und Novatus und seinen Töchtern Pudentiana und Praxedis dem Götzendienste entsagte und sich taufen ließ. Er errichtete auch in seinem Palaste ein Oratorium für die Feier der heiligen Geheimnisse. Das Haus des Pudens wird das Vorbild eines jeden christlichen Hauses; die Familie wird eine Familie von Heiligen, der Reichtum wird mit den Armen geteilt, die Türe des Hauses steht armen Fremdlingen offen, in den Räumen des Hauses, in welchem heiliger Friede herrscht, vernimmt man nur mehr das Lob Gottes. Dieses Haus bildete mit seinem kleinen Oratorium die erste Kathedralkirche Rom's, wo der heilige Petrus Bischöfe weihte und sie als Glaubensboten aussendete. Hier versammelten sich jene ersten, eifrigen heiligen Christen um das erste Oberhaupt der Kirche, um den hl. Petrus, der hier lehrte, taufte, die heiligen Geheimnisse feierte und ausspendete. Hier weilte später mit dem hl. Petrus auch der hl. Paulus. Hier begruben die hl. Töchter des Hauses Pudentiana und Praxedis 3000 Leiber der Martyrer, die sie zur Zeit der blutigen Verfolgung mit ihren Gehilfen auf den Richtstätten aufsuchten und deren Blut sie mit Schwämmen sammelten und hieher brachten. Heir in diesem Hause übten die Nachfolger des hl. Petrus, die ersten hl. Päpste, ihr heiliges Amt aus. Hier feierte Pius I. (142 n. Chr.) die hl. Geheimnisse, hier taufte er Viele, und dieses Haus des Pudens war es, welches derselbe Papst auf Bitten der hl. Praxedis, nach dem Tode ihres Vaters und ihrer Geschwister, zu einer förmlichen Kirche einweihte, der er seinen Bruder, den hl. Pastor als Priester vorsetzte, woher sie auch den Namen (Titel) des Pastors erhielt, bis der Name S. Pudenziana bleibend wurde.

Altar aus St. Pudenziana, in dem der Tisch des hl. Petrus eingeschlossen ist.


Das alte Oratorium wurde 1803 niedergerissen und an seine Stelle eine prachtvolle Kapelle gebaut. Bei dieser Gelegenheit fand man fünf hl. Leiber mit einem vom Blute geröteten Schwamme. Links vom Hochaltar ist die Kapelle und der Altar, nach der Überlieferung an der Stelle, wo der hl. Petrus das hl. Opfer darbrachte (siehe Abbildung). Ein Teil des Tisches, der dem Apsotel zum Altare diente, ist in demselben eingeschlossen, den anderen Teil ließ Papst Sylvester in die Kirche des Laterans übertragen.

(1) In solcher Gestalt und Kleidung stellen den Apostel Petrus seit Jahrhunderten die Maler dar.
(2) Nach Gerbet: Skizze des christlichen Roms
(3) Daß Petrus um diese Zeit die Kirche Roms gegründet, ist eine unleugbare geschichtliche Tatsache. Als Paulus seinen Brief an die Römer schrieb, fand sich dort schon eine wohlgeordnete Christengemeinde, "deren Glaube in der ganzen Welt verkündet wird, deren Gehorsam der ganzen Welt bekannt ist." Wer hat nun diese Christengemeinde gestiftet? Niemand anderer als Petrus. Die allgemeine und besondere Überlieferung nennt ihn als Stifter und ersten Ordner dieser Kirche. Petrus selbst bezeugt es in seinem ersten Briefe, welchen er von Babylon aus schrieb, unter Babylon verstand aber die alte Kirche immer Rom, wie der Apostelschüler Papias bezeugt. Dionysius von Korinth und Irenäus bezeichnen schon im zweiten Jahrhundert Petrus, der den Grund der römischen Gemeinde gelegt hat, und der Martyer Ignatius, ein Schüler des Apostels Johannes, nennt deshalb die römische Kirche: "Vorsteherin des Liebesbundes". Übrigens stößt man in Rom sowohl über als unter der Erde fast bei jedem Schritt auf Petrus, das Haupt der Kirche. In Rom lehrte er, in Rom taufte, in Rom regierte er und starb er am Kreuze wie sein göttlicher Meister. Dies bezeugt das einstimmige Zeugnis der ganzen alten Kirche. Nie hat eine andere Stadt außer Rom jemals den Anspruch erhoben, daß in ihr dieser heilige Apostel gestorben sei. "Ich kann", schreibt ein römischer Christ, Cajus, um das Jahr 200, "auf dem Vatikan und auf dem Wege nach Ostia die Denkmäler der Apostel (Petrus und Paulus) zeigen, welche diese Kirche gegründet haben." Merkwürdig ist auch, jdaß alle Ketzer des Morgen- und Abendlandes zwar sich gegen die Lehre der Kirche Rom's empört, aber nie geleugnet haben, daß Petrus diese Kirche gegründet hat.)
(4) Das Andenken daran feiert die Kirche alljährlich am 22. Februar unter dem Namen "Petri Stuhlfeier"
(5) Auf dieser Säule war die Entfernung der Stadt von allen Endpunkten der römischen Straßen verzeichnet.

Folge: Die Ausbreitung des Christentums in Rom

Samstag, August 12, 2006

Oratio ad renovandam Ordinationis gratiam

Jesu dilectissime, qui ex singulari benevolentia me prae millenis hominibus ad Tui sequelam et ad eximiam Sacerdotii dignitatem vocasti, largire mihi, precor, opem tuam divinam ad officia mea rite obeunda. Oro Te, Domine Jesu, ut resuscites hodie et semper in me gratiam tuam, quae fuit in me per impositionem manuum episcopalium. O potentissime animarum Medice, sana me taliter, ne revolvar in vitia et cuncta peccata fugiam, Tibique usque ad mortem ita placere possim. Amen.

(Indulgentia 300 dierum, semel in die. Leo XIII., 14. Augusti 1884.)

Bone Jesu, rogo Te per dilectionem, qua diligis Matrem tuam, et sicut vere Eam diligis et diligi vis, ita mihi des ut vere Eam diligam.

(Indulgentia 100 dierum, semel in die. Leo XIII., 14. Aug. 1884.)

Donnerstag, August 03, 2006

Der Holocaust der Familie Löb von Tilburg und Berkel in den Niederlanden


Von Anscar Christensen. Übersetzung aus dem Englischen von Paul O. Schenker

In dem schön geordneten Friedhof der Zisterzienser-Abtei von Koningshoeven, nahe Tilburg, in dem für die Äbte reservierten Zentrums-Areal steht, ehrfurchtsvoll umgeben von holländischen Blumen, ein ungewöhnliches granitenes Kreuz:


Im Andenken an unsere Brüder,
Pater Ignatius, Pater Nivard, Bruder Linus,
der Familie Löb, welche
im Jahre 1942 in Auschwitz
für den Namen Christi starben.


Der Besucher fragt sich, warum nur diese erwähnten Mönche zum Tode ausgewählt wurden, vor allem da Löb ein deutscher Name ist und nicht ein holländischer. Dahinter entfaltet sich eine Geschichte, in der jedes Element kostbar ist.
Diese drei Brüder waren die Söhne eines ungewöhnlich talentierten und frommen zum katholischen Glauben konvertierten Eltern-Paares. Lutz und Jenny Löb hatten die besondere Auszeichnung, die in modernen Zeiten ohne Parallele dasteht, gleichzeitig drei Söhne in einer Zisterzienser-Abtei und drei Töchter in einem einzigen Zisterzienser-Kloster zu haben. Dann wurden alle sechs dieser außerordentlich hingebungsvollen christlichen Männer und Frauen vom Nazi-Regime verhaftet einzig weil sie von semitischer Abstammung waren. Sie zeigten eine heroische Treue in ihren Leiden und starben schließlich frei von aller Verbitterung für ihren Glauben. Es lohnt sich, sie von näher zu betrachten:
Ludwig ("Lutz") Löb, der Vater unserer bemerkenswerten Familie, war geboren im Rheinland im Jahre 1881 von liberalen jüdischen Eltern. Sein Vater hatte ein gutes Bekleidungsgeschäft in den Haag, und er übersiedelte seine ganze Familie dorthin im Jahre 1882. Tatsächlich brachte es Ludwig nie dazu, obwohl seine Kinder alle holländische Staatsbürger waren, seine deutsche Volkszugehörigkeit aufzugeben.
Lutz wurde ein nachdenklicher, feinfühliger, nobler Jungmann. Nach einem Interesse für Marxismus wandte er sich der Lektüre von Kardinal Mercier und anderer zu und begann sich für den Katholizismus zu interessieren. Er verlobte sich mit einer jungen jüdischen Frau, Johanna ("Jenny") van Gelder, der Tochter eines wohlhabenden Exporteurs. Man sagt, daß sie, im Gegensatz zu ihm, ein hitziges, talentiertes und extravertiertes Mädchen war. Sie empfingen die Taufe einige Tage vor ihrer Heirat im Jahre 1906.
Ludwig hatte unbeständigen Erfolg als Bergbau-Ingenieur und Lehrer. Die Familie siedelte von Holland nach Indonesien über und kehrte schließlich zurück und ließ sich in Bergen op Zoom nieder. Inzwischen waren von 1908 bis 1918 acht Kinder geboren. In Bergen op Zoom waren sie in einer streng katholischen Region. Hier waren sie nicht reich, aber die Personen der Familie erblühten in einer sehr gesunden Art und Weise. Jenny war die beliebteste Hostess in der Stadt. "Bei Löb's gibt es immer ein Fest!" Lutz war ein sanftmütiger, beliebter Lehrer und Jungendführer. Er widmete sich stiller Betrachtung, studierte den heiligen Bernhard, übersetzte französische Bücher (einschließlich Thibaut's Leben von Dom Marmion), machte jährlich 8-tägige Exerzitien in der Koningshoeven Abtei nicht weit weg und war allen bekannt als ein wahrer Heiliger.
So kam es, daß als der älteste Sohn, Georg, sein Hochschulstudium beendet hatte and Priester werden wollte, er im Jahre 1926, nach einigen Schwierigkeiten und einigem Zögern, in das Chor-Novitiat im nahegelegenen Trappisten-Kloster eintrat. So begann die Prozession. Nach Georg folgten seine jüngeren Brüder Robert ("Rob") als ein Laienbruder und Ernst als Chormönch. Inzwischen empfand das älteste Mädchen, Lina ("Lien") den gleichen Zug und wollte bei den Trappistinnen eintreten. Das nächstgelegene Konvent war französischer Sprachzugehörigkeit: Chimay in Süd-Belgien. Hier kam sie als erstes holländisches Mädchen an, um diesem Hause beizutreten. "Ich opfere mich selbst für die Bekehrung der Juden". Auch ihr folgten hernach zwei Schwestern, Door und Wies. Im Jahre 1937 gingen sie alle zur Neugründung nach Berkel, in den Niederlanden, nicht weit von Koningshoeven.
Somit waren es zwei Patres, ein Ordensbruder und drei Ordensschwestern aus der gleichen Familie, und ein jedes war eine echte existentielle Persönlichkeit eigenen Rechtes. Georg (Pater Ignatius) war extravertiert, herzlich und hilfsbereit. Er und Rob hatten manchmal ihre Mühen in Sachen Mängel und Schwierigkeiten, aber unterzogen sich gut. Rob (Bruder Linus) war hübsch, aktiv und voll glücklicher Kameradschaft. Er baute sogar einen verbotenen handgefertigten Radio mit einem Blechdach als Antenne und hörte heimlich Hitlers Reden! Ernst (Pater Nivardus) war ernst: "Ein Mönch bis ins Herz". Ein selbstbeherrschter Novizenmeister-Stellvertreter; er war strikt mit sich selbst aber lieb mit andern. Seine Nerven verursachten ihm schlaflose Nächte, aber er kam mannhaft zu den Nacht-Vigilien und kämpfte gegen den Schlaf mittels mancher "Befriedigungen". Lien (Mutter Hedwigis) war eine liebenswürdige, reife mütterliche Jungfrau. Sie bekleidete verschiedene Ämter in der Gemeinschaft und war bekannt als eine vorbildliche Ordensfrau, offenherzig und spontan, jedoch kontrolliert. Door und Wies (Mutter Theresia und Mutter Veronika) waren großherzig im Opfern und hatten eine zarte Liebe zur Heiligsten Jungfrau. Sie waren jedoch physisch nicht so stark wie Lien. Zuhause blieben nur die beiden jüngsten Kinder, Hans und Paula.
Inzwischen starb Lutz Löb eines heiligmäßigen Todes und hatte eines Armen Beerdigung, wie er es verlangt hatte. Kurz nach Pater Nivardussens erster heiliger Messe starb auch die Mutter, Jenny Löb.
Das Dritte Reich erhob sich. Der Krieg kam. Nazi-Panzer rumpelten in die Niederlande. Die holländischen Bischöfe protestierten in einer Pastoral-Verlautbarung gegen die am jüdischen Volk verübten Greuel. Statt die Hierarchie direkt anzugreifen, wählte der Kommissär General Schmidt die Variante, sie zum Schweigen zu bringen mittels einer öffentlich angekündigten Repressalie: eine Woche später wurden alle Juden katholischen Glaubens in Holland eingekreist. Das ist der Grund, warum ihr darauf erfolgter Tod zurecht ein Martyrium genannt werden kann erlitten im Haß gegen den Glauben und der lehrenden Autorität der Kirche.
Am Sonntag Morgen, 2. August 1942, während die Nonnen in Berkel das bekannte Nacht-Offizium sangen, kam die Polizei und verlangte, daß Mutter Hedwigis und Mutter Theresia überstellt würden. Sie verließen das Chor, empfingen die Heilige Kommunion von ihrem Kaplan und sagten lächelnd Adieu zu allen, die bei ihnen waren. "Wollt ihr nicht davonlaufen?" "Nein, ich habe meinem Herrn nur gesagt: 'Ich übergebe mich Dir; tue mit mir, was Du willst'". Mutter Veronika lag ernsthaft krank an Tuberkulose darnieder und wurde nicht verhaftet.
Als sie in Koningshoeven im Polizeiwagen ankamen, hatten die SS-Wachtmänner die Brüder von ihrem Nacht-Offizium weggeholt, aber sie erlaubten es in der Tat Pater Nivard und Pater Ignatius, vorher noch die heilige Messe zu zelebrieren. Pater Nivard war bemerkenswert in der Art, wie er die Messe mit seiner gewohnten Ruhe und bewußten Ernsthaftigkeit feierte. Als er gefragt wurde, ob er nicht zu fliehen versuchen wolle, sagte Pater Ignatius: "Aber was für eine Auswirkung würde das haben auf das Kloster? Sie haben gedroht, zehn Patres zu töten, wenn wir nicht kämen". Zu einem anderen Bruder sagte er: "Bis wir uns im Himmel wiedersehen". Die erste Reaktion von Bruder Linus war wegzulaufen, aber er schickte sich in das Unvermeidliche und diente Pater Ignatius bei der Messe.
Als die Brüder hinausgingen zum Wagen und die Schwestern sahen, die sie seit 12 bis 14 Jahren nicht mehr gesehen hatten, war die Wiedervereinigung herzinnig und voller Freude. Ein erstaunter SS-Wachtmann sagte: "Ihr glaubt wohl, ihr würdet zu einer Party geführt!" "Ja, so ist es", sagte Mutter Hedwigis, "ihr helft uns schlicht, schneller in den Himmel zu kommen!"
An diesem Tage wurden in den Niederlanden nicht weniger als 300 jüdische Katholiken festgenommen und in das Amersfoorter Einsammlungszentrum verbracht, dann zu dem berüchtigten Westerbork Camp an der deutschen Grenze. Es mag angemerkt werden, daß zu jener Zeit die Nazis immer noch hofften, Amerika würde ihren Opfern Zuflucht gewähren, und detaillierte Fragen wurden gestellt und notiert über Freunde und Verwandte in Amerika. Aber die US-Regierung willigte nicht ein, sie aufzunehmen. Die Löbs waren in brillanter Gesellschaft, mit Ärzten, Intellektuellen, gelehrten Dominkaner-Patres und -Schwestern, und der großen Karmelitin, Schwester Benedikta vom Kreuz, Edith Stein. Wegen der großen Kraft ihres Charakters war diese letztere eine natürliche Anführerin der Gruppe von Ordensleuten, welche das Offizium und den Rosenkranz gemeinschaftlich beteten.
Zeugen sagen, daß die beiden Priester der Löb-Familie tatkräftig waren im Trösten und Beichthören, und die Nonnen waren mutig und überall hilfsbereit, besonders gegenüber den Kindern. Dies ist in etwa alles, was wir wissen. Die Gruppe wurde ins schreckliche Auschwitz-Lager in Polen verbracht, wo ein Nazi-Dokument kurz und bündig ihre Geburts- und Sterbedaten festhält: August und September 1942. Ein unbestätigter Bericht eines anonymen Briefes sagt, daß weil sie Beicht hörten, die Patres Ignatius und Nivardus von einer Schießtruppe mit zwei Polnischen und Griechischen Priester getötet wurden und daß Pater Nivardus, der ehemalige Untermeister ausgerufen habe, ehe die Geschosse abgefeuert wurden: "Für das Novitiat von Koningshoeven!"
Schwester Veronika, die krank war, wurde schließlich von den Nazis nach Westerbork verbracht, jedoch nach nur 8 oder 10 Tagen freigelassen, dann von ihren Oberinnen in verschiedene Spitäler gesandt und starb endlich in ihrem eigenen Kloster im August 1944. Der jüngste Bruder, Hans, wurde festgenommen und verrichtete Zwangsarbeit in einem Zink-Bergwerk in Polen. Als die Kommunisten vorrückten, wurde er in einen nach Westen bestimmten, offenen Transport-Lastwagen verbracht, fror sich dabei seine Füße ab und starb in den Kranken-Barracken in Auschwitz im Februar 1945. Das jüngste Löb-Kind, Paula, heiratete einen Holländer, blieb während des Krieges verborgen im Hause eines mutigen Katholiken in Nymegen und ist das einzige überlebende Mitglied der Familie.

Samstag, Juli 15, 2006

Leitsätze zur Vollkommenheit

I. Die christliche Vollkommenheit

1. Wesen. "Das Ziel unseres Strebens ist Christus..., zu ihm zu gelangen, macht unsere Vollkommenheit aus." (Hl. Aurelius Augustinus Bi. K.L., 354-430, De natura et gratia, c. 70.)
"Über all das habt die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist." (Kol. 3, 14.)
2. Pflicht. "Seid also vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!" (Worte Jesu. Mt. 5, 48.) "Denn das ist der Wille Gottes, daß ihr heilig seid." (1. Thess. 4, 3.)
3. Segen. "Die Furcht des Herrn erfreut das Herz, gibt Lust, Wonne und ein langes Leben. Wer den Herrn fürchtet, dem wird es wohl gehen an seinem Ende, er wird gesegnet werden am Tage seines Hinscheidens." (Sir. 1, 12-13.)
4. Weg. "Bei allen menschlichen Bestrebungen gibt es Anfang, Mitte und Ende, und ein solcher Unterschied findet sich auch auf dem Gebiete des inneren Lebens. Dort sind solche, die erst eben beginnen; andere, die weiter vorangeschritten sind, und wiederum andere, welche die Vollkommenheit bereits erreicht haben." (Hl. Thomas von Aquin, O.P., K.L., ca. 1226-1274, Summa Theologica, 2. 2. quaestio 24, a. 4.)
5. Verlangen. "Das Leben eines Christen ist ein heiliges Verlangen." (Hl. Aurelius Augustinus, Tr. 4. in epist. 1. Joan.)

II. Die Mittel zur christlichen Vollkommenheit

1. Geistliche Führer. "Suche einen zuverlässigen Führer des neuerwählten Lebens und folge ihm." (Hl. Basilius, Bi. K.L., ca. 330-379, De renunt.)
2. Religiöse Tagesordnung. "Alles aber geschehe in schöner Form und Ordnung!" (1. Kor. 14, 40.)
3. Reinigung der Seele. "Die erste Reinigung, welche geschehen muß, ist die von der Sünde, und das Mittel hierzu ist das Sakrament der Buße." (Hl. Franz von Sales, Bi. K. L., 1567-1622: "Philothea", 1. 6.)
4. Gebet. "Man muß allzeit beten und nicht nachlassen." (Worte Jesu. Lk. 18, 1.)
5. Gewissenserforschung. "Sobald der Tag vorüber, jede körperliche und geistige Arbeit beendet ist, wird ein jeder wohl daran tun, vor dem Richterstuhle der Seele mit seinem Gewissen sorgfältig Abrechnung zu halten, bevor er sich zur Ruhe begibt." (Hl. Basilius, Bi. K.L., ca. 330-379, S. 1. de institut. mon.)
6. Partikularexamen. "Ein jeder prüfe sein Gewissen und sehe zu, was er in der Woche Gutes getan, was in der anderen, welcher Fortschritt stattfand, welche Besserung hinsichtlich gewisser Neigungen eingetreten sei." (Hl. Johannes Chrysostomus, Patriarch, K.L., ca. 354-407, Hom. 11, in gen. 5.)
7. Beichte. "Bekennen wir aber unsere Sünden, so ist er treu und gerecht. Er vergibt uns und macht uns rein von allem Unrecht." (1. Jo. 1, 9.)
8. Vorsätze und Entschlüsse. "Ich habe mir vorgenommen, mein Herz zu erforschen und alles weise zu untersuchen." (Ekkl. 1, 13.)
4. Kommunion. "Der häufige oder tägliche Empfang der heiligen Eucharistie mehrt die Einigung mit Christus, nährt ausgiebig das geistliche Leben, schmückt die Seele reichlicher mit Tugenden und schenkt dem Empfänger ein sicheres Unterpfand der ewigen Seligkeit." (Pius X., 20. 12. 1905, Dekret über die öftere Kommunion.)
10. Hl. Messe. "Die hl. Messe ist der Mittelpunkt der christlichen Religion, das Herz der Andacht, die Seele der Frömmigkeit, ein unaussprechliches Geheimnis, das den Abgrund der göttlichen Liebe umfaßt, weil Gott sich selbst wesentlich darin uns mitteilt und den Reichtum seiner Gaben und Gnaden an uns verherrlicht." (Hl. Franz von Sales, Bi., K.L., "Philothea". II. 14.)
11. Gottesdienst. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Worte Jesu. Mt. 18, 20.)
12. Geistliche Lesung. "Wer religiöse Bücher und Zeitschriften liest, zu dem redet Gott." (Hl. Aurelius Augustinus, Bi. K.L., Sermo 112, de temp.)
13. Betrachtung. "Betrachte immer die Gebote des Herrn und übe dich emsig in seinen Vorsschriften." (Sir. 6, 37.)
14. Wandel in der Gegenwart Gottes. "Alle Tage deines Lebens habe Gott vor deinem Geiste." (Tob. 4, 6.)
15. Geistliche Sammlung. "Beständig habe ich den Herrn vor Augen. Er steht mir zur Rechten, daß ich nicht wanke." (Ps. 15, 8. Apg. 2, 25.)
16. Geistliche Einsamkleit. "Jesus zog sich von dort in einem Boot an einen einsamen Ort zurück, um allein zu sein." (Mt. 14, 13.)
"Wer also zum innern, geistigen Leben gelangen will, der muß sich mit Jesus von der Volksmenge entfernen." (Gerhard Groote, 1340-1384: "Nachfolge Christi". 1, 20.)
17. Anmutungen. "Unter Lobpreis will ich den Herrn anrufen... Ich werde gerettet werden." (Ps. 17, 4.)
18. Erwägungen. "Das Ende aller Dinge erwägt der Mensch." (Job. 28, 3.)
19. Atmen der Seele und Stoßgebete. "Das Gebet ist das Atmen der Seele." ("Sel. Johann Gabriel Perboire", 1802-1840, Paris, Gaume et Cie., S. 327.)
"Wenn wir den lieben Gott lieben, wird uns das Gebet so vertraulich wie das Atmen." (Hl. J. B. M. Vianney, 1786-1859: "Sermons" II. S. 63 und II. S. 32.)
"Die Stoßgebete oder die Herzenserhebungen zu Gott, verbunden mit innerer und äußerer Abtötung, sind ein sicheres Mittel, bald zu großer Vollkommenheit zu gelangen. Die Geisteslehrer sagen, man könne sie wie Atemzüge verrichten und dadurch immer mit dem lieben Gott vereint und bereit sein, Tugend zu üben, wenn sich eine Gelegenheit dazu bietet." ("Eine moderne Mystikerin", Sr. Emilie Schneider. Von K. Richtstätter S.J., 1928, S. 153.)
20. Besuch des Allerheiligsten. "Wißt ihr nicht, daß ich im Hause meines Vaters sein muß." (Worte Jesu. Lk. 2, 49.)

(Fortsetzung folgt)

Montag, Juli 03, 2006

Theodor Ratisbonne

Wie alle männlichen Glieder der jüdischen Familie Ratisbonne wurde er für das Bankgeschäft bestimmt. Die ersten Lehrjahre brachte er in der Bank seines Vaters zu, dann kam er 1818 nach Paris in das gleichartige große Bankgeschäft seines nahen Verwandten Fould. Der auf das Ideale gerichtete Geist des jungen Mannes wußte aber seinem Beruf als Bankier keinen rechten Geschmack abzugewinnen, er gab ihn auf und widmete sich dem Jus-Studium, anfangs in Paris, dann in Straßburg.
Weltanschaulich war Theodor Ratisbonne in einem sehr liberalen Judentum beheimatet, von dem er sich aber immer mehr distanzierte. In einer autobiographischen Skizze "Mes Souvenirs" schreibt er selbst: "In dem Maße, als mein Verstand reifte, warf ich das Joch der mosaischen Gesetze ab... Bald machte mich der Name Jude sogar erröten, und ich zog mich aus ihren Versammlungen zurück. Mein Vater, obwohl Präsident des (jüdischen) Konsistoriums in Straßburg, ging selbst nicht hin, außer wenn er durch irgendeine Feierlichkeit dazu verpflichtet war... Ich lebte schließlich ohne Religion und suchte weder das Gute noch das Böse. Aber ich sagte mir oft: Ich bin jetzt 20 Jahre alt und weiß nicht einmal, weshalb ich auf der Welt bin. Was ist doch das Leben und zu welchem Zweck bin ich auf diese Erde gesetzt worden? Diese Sinnfragen, die tausend andere wachriefen und tausend Theorien erzeugten, bemächtigten sich meiner Seele und beherrschten sie bald ganz ausschließlich. Ich meinte, es müßte doch irgendeine Schule geben, in der mir das Geheimnis der gegenwärtigen und zukünftigen Dinge enthüllt werden könnte... Aber keine Stimme antwortete auf meine Fragen, auf meine Bedürfnisse. Ich las Rousseau und verschlang ohne Unterschied alle Ansichten und Paradoxien dieses verführerischen Pädagogen... Ich meinte, die Lösung meiner Zweifel in der Philosophie zu finden, und las Locke, Voltaire, Volnay usw.... Durch mein Grübeln über das Gute und Böse, über die Macht und Ohnmacht Gottes und über das Problem des Weltalls war ich, wenn nicht Gottesleugner, so doch im höchsten Maß Zweifler geworden - Skeptiker... Um das Maß meines Unglücks voll zu machen, nahm ich meine Zuflucht zu Männer, die für gelehrt galten und mich in meiner ausdörrenden Ungläubigkeit noch bestärkten. Sie gaben mir recht und vermehrten durch ihren Sarkasmus die Abneigung und die Vorurteile, die man mir seit meiner Kindheit gegen das Chrisentum eingeflößt hatte. Ich erwähne dies alles nur, um zu zeigen, in welchen Abgrund ich gefallen war. In einem jener Augenblicke tiefsten Schmerzes rief ich in der Bitterkeit meiner Seele aus: "O Gott, wenn du wirklich existieren solltest, laß mich die Wahrheit erkennen, und im voraus schwör' ich dir, ihr mein Leben zu weihen!"
In dieser seelischen Zerrissenheit geriet Theodor Ratisbonne im Jahre 1823 durch den ihm bis dahin unbekannt gewesenen jüdischen Jus-Studenten Julius Lewel unter den Einfluß des Straßburger Philosophie-Professors E.M. Bautain, der selber zuerst stark vom Rationalismus befallen gewesen war, dann aber 1819-20 unter der Einwirkung Kants und durch das eifrige Lesen der Heiligen Schrift eine schroffe Wendung vom Rationalismus zum christlichen Offenbarungsglauben vollzogen hatte, wie er in seiner 1827 in Straßburg herausgebrachten Bekenntnisschrift "La morale de l'Evangile à la morale des philosophes" aufgezeigt hat. Den katholischen Theologen ist dieser E.M. Bautain (+ 1867) für gewöhnlich fast nur als Hauptvertreter des sogenannten "Fideismus" bekannt, der die Quelle unserer religösen und moralischen Erkenntnisse einzig und allein der göttlichen Offenbarung sieht und der Vernunft als solcher dort gar nichts zutraut, wo es um die Erkenntnis der Existenz Gottes und der Tatsächlichkeit und Glaubwürdigkeit der göttlichen Offenbarung geht. Daß dieser Professor Bautain damals aber ungemein segensreich auf skeptische ungläubige junge Akademiker, vor allem auch solche aus dem Judentum, eingewirkt und sie zum Glauben gebracht hat, ist vielfach unseren Theologen, erst recht unseren Gläubigen, unbekannt.
Theodor Ratisbonne wurde jedenfalls tief beeindruckt von einem privaten Seminar, das er zusammen mit einem katholischen Iren, einem orthodoxen Russen und dem Juden Julius Lewel bei Professor Bautain im Hause des heiligmäßigen Fräuleins Louise Humann in der Straßburger Rue de la Toussaint mitmachen konnte. Dieses Fräulein Humann war die Schwester eines Freundes des Mainzer Bischofs Colmar; sie war nach dem Tod dieses aus Straßburg stammenden großen Bischofs im Jahre 1818 wieder in ihre Heimat Straßburg zurückgekehrt. In ihrer Wohnung fand nun dieses Philosophie-Seminar Bautains statt, von dem Theodor Ratisbonne in seinen Erinnerungen geschrieben hat: "Mit Entzücken nahmen wir das einfache und ungemein belebende Wort unseres Lehrers Bautain auf, das aus der Fülle seines Herzens sprudelte. Es war nicht ein Lehren wie das irgendeines anderen Professors, es war eine wahrhafte Einweihung in die Mysterien des Menschen und der Natur. Wir hörten mit Überraschung und Bewunderung die Enthüllungen jener allgemeinen Wahrheit, die dieser Lehrer aus der lebendigen Quelle der Heiligen Schrift schöpfte, aus der er selbst Stärke, Kraft und Macht gewonnen hatte. Diese Vorträge bewirkten mehr als Erleuchtung meines Verstandes, sie erwärmten mein Herz, erweckten meinen Willen und machten das Eis schmelzen, das sich um meine Seele gelagert hatte. Der Einfluß des Christentums umgab mich allmählich von allen Seiten und durchdrang mich, ohne daß ich es merkte."
Der Einfluß dieses Kreises von Freunden, der da in der Wohnung ihrer Mutter, wie sie Fräulein Humann (+ 1836) liebevoll nannten, regelmäßig tagte und im Geist der Urkirche zu leben suchte, muß für den 25-jährigen Juden Theodor Ratisbonne damals tief gegangen sein. Schließlich war es so weit, daß er schreiben konnte: "Meine Seele war für Jesus Christus gewonnen, und ich sehnte mich nach der Taufe, deren Notwendigkeit mir klar geworden war." Aufschlußreich ist in dieser seelischen Entwicklung hin zum Glauben an Christus, wie ihm nach seinem Geständnis auch die Bedeutung der Marienverehrung immer mehr aufging. Er schreibt davon in seinen Erinnerungen: "Je mehr man sich mit Jesus Christus verbindet, umso mehr erfährt man auch das ganz große Bedürfnis, auch seine Mutter zu ehren und zu preisen; es ist ja die Mutterschaft Mariens, die uns von Jesus eine vollkommene Kenntnis schenkt, sie ist der lebendige Ort, der uns in Beziehung zu Christus bringt; durch sie ist ja Gott ein Menschenkind geworden, durch sie wird der Mensch ein Gotteskind; die Marienverehrung ist, wenn sie tief und sinnvoll durchgeführt wird, ein Indiz des wahren Glaubens, ist Vorbedingung für unseren geistlichen Fortschritt und ist gleichsam ein Kanal des Gebetes und der Gnade, das Geheimnis süßester und fruchtreicher Tröstungen."
Der Taufe stand noch eine große Schwierigkeit entgegen; Theodor Ratisbonne berichtet darüber so in seinen Erinnerungen: "Die göttliche Vorsehung hatte mich in eine schwierige Lage versetzt, die ein zurückhaltendes, vorsichtiges Vorgehen von mir verlangte. Mein Vater hatte nämlich gewünscht, daß ich die Leitung der Schulen übernehme, die er - als Vorsitzender des jüdischen Konsistoriums - 1825 für jüdische Kinder gegründet hatte; die Not der aus den Ostgebieten und aus Nord-Afrika zugewanderten armen, meist ungebildeten Juden und ihrer Kinder war groß. Es hatte meinem erwachenden christlichen Glauben und meiner alten Eigenliebe große Opfer gekostet, diese Aufgabe zu übernehmen, zumal sie mich mit allem, was die Synagoge an unedlen Elementen in sich schloß, wieder in Verbindung bringen mußte. Aber die Aufmunterung meines Lehrers Bautain, die Aussicht auf das Gute, das ich dabei vielleicht wirken könnte, und das Bedürfnis, das Licht des wahren Glaubens, das in mir aufzuleuchten begonnen hatte, weiter zu verbreiten, bestimmte mich, dieses wohltätige Werk zu übernehmen, dem ich mich nun ganz hingab. Meine Jus-Studien waren beendet, und ich hatte bereits eine Advokatur am Gerichtshof in Colmar erhalten. Da ich mich aber dem Jus-Studium nur aus Ruhmsucht und Ehrgeiz gewidmet hatte, glaubte ich dem Advokatenstand ebenso entsagen zu müssen, wie ich dem Beruf eines Bankiers entsagt hatte. Ich beschäftigte mich damals mit den Naturwissenschaften und mit der Medizin, aber eigentlich nur deshalb, um weiter an der Seite meines geliebten Professors Bautain bleiben zu können. Zwei jüdische Freunde taten dasselbe. Die gemeinsame Beschäftigung und Zielsetzung schmiedete uns sehr zusammen. Unsere Absicht ging dahin, das Medizinstudium richtig zum Abschluß zu bringen, um dann eines Tages die ärztliche Kunst unentgeltlich auszuüben und die Summe unserer Kentnisse gemeinschaftlich nur für das Wohl der Armen zu investieren. Wir drei hatten das große Verlangen, Gutes zu tun und uns dazu einem wohltätigen Werk zu widmen. Aber keiner von uns dreien ahnte den höheren Beruf, für den uns Gott ohne unser Wissen vorbereitete."
Vorerst also widmete sich Theodor Ratisbonne zusammen mit seinen beiden jüdischen Freunden Julius Lewel und Isidor Goschler mit großem Erfolg der Leitung der jüdischen Schulen in Straßburg. Da Theodor Ratisbonne aber mit seinen beiden Freunden immer mehr christlichen Geist in seine schulische Tätigkeit einfließen ließ, schöpfte man in jüdischen Kreisen bald Verdacht, daß hier manches im Sinn des Judentums nicht mehr in Ordnung sei. So trennten sich zuerst die beiden Freunde von dem Unternehmen und entschlossen sich zur Konversion. Schließlich tat auch Theodor Ratisbonne den entscheidenden Schritt und ließ sich am Karsamstag, dem 14. April 1827, taufen.
Er selbst schildert das große Ereignis so: "Ich ging vom Judentum zum Christentum über, von der Synagoge zur Kirche, von Mose zu Jesus Christus, vom Tod zum Leben. Ja, es war das wahre Leben, das mich nun durchdrang, als das Taufwasser über meine Stirne floß. Ich empfand ein unaussprechliches Gefühl von Freude, Freiheit, Würde und Dankbarkeit; die ganze Natur schien mich anzulächeln und ein neues Licht schien die Welt zu erleuchten; ich sah alle Dinge von einem ganz neuen Gesichtspunkt aus, und mein Glück, nun der großen christlichen Familie angehören zu dürfen, war so groß, daß ich mich nur ganz schwer zurückhalten konnte, um es nicht allen, denen ich nach der Taufe begegnete, laut zu verkünden."
Dem Vater, der vom getanen Schritt seines Sohnes noch nichts Sicheres wußte, sondern nur vermutete und ihn eines Tages fragte, ob er etwa Christ geworden sei, gestand Theodor Ratisbonne: "Ja, Vater, ich bin Christ, und mein Glaube ist es, der mich nun dazu drängt, allen Annehmlichkeiten des bisherigen Lebens zu entsagen, um mich ganz unter dem Schutz Mariens der Wiedergeburt meiner jüdischen Brüder zu widmen."
Er wandte sich nun dem Theologiestudium zu, um Priester zu werden. Bischof J.F. Lepape de Trévern (+1842) nahm ihn und seine beiden Freunde Julius Lewel und Isidor Goschler in das zu Molsheim errichtete Priesterseminar auf, nachdem sie vorher noch unter Leitung von Professor Bautain, der 1826 ebenfalls Priester geworden war, noch Schriftexegese, Kirchengeschichte und Patrologie sowie die anderen theologischen Fächer studiert hatten. Am 18. Dezember 1830 wurde Theodor Ratisbonne zum Priester geweiht.
Er wirkte dann zuerst für kurze Zeit als Vikar an der Kathedrale von Straßburg. Schon bald aber übertrug ihm und seinen beiden Freunden der Bischof die Leitung und den Unterricht im Knabenseminar. "Wir arbeiteten mit Eifer inmitten zahlloser duch Eifersucht hervorgerufener Schwierigkeiten. Der Segen des Herrn aber blieb nicht aus. Das Haus gedieh in jeder Hinsicht, und die Anerkennung war schließlich allgemein." So schildert es Theodor Ratisbonne selber. Dann aber tauchten Verdächtigungen aud. Man warf den drei Pristern vor, sie würden den irrigen Fideismus ihres Lehrers und Freundes Bautain vertreten. Sie unterwarfen sich zwar mit ihrem Lehrer Bautain in ergreifender Demut der Entscheidung des kirchlichen Lehramts, bekamen aber trotzdem den "Befehl, ohne Verzug das kleine Seminar, das Knabenseminar, zu verlassen". "Was man uns in moralischer Hinsicht vorwarf, war unser enger Freundesbund, berzüglich der Lehre machte man uns zum Vorwuf, daß wir mehr dem Glauben als der Vernunft einräumten, d.h. daß wir mit dem hl. Anselm von Canterbury bekennen: Credo, ut intelligam - Ich glaube, damit ich zur Einsicht komme."
Theodor Ratisbonne privatisierte nun in Straßburg, erteilte mit seinen Freunden an einer höheren Schule Unterricht, von 1836 bis 1840 widmete er sich noch dem intensiven Studium der Kirchenväter und der geistlichen Schriftsteller des Mittelalter und schrieb in dieser Zeit eine zweibändige Biographie des großen Marienverehrers des 12. Jahrhunderts, des hl. Bernhard von Clairvaux ("Histoire de Saint Bernard et de son siècle", 2 Bände, Paris, 1841).
Im Jahre 1840 verließ Theodor Ratisbonne Straßburg und ging nach Paris, wo er bald seinen Lieblingsplan, "an der geistigen Wiedergeburt der Juden zu arbeiten", aufnahm. Zunächst stellte er sich dem berühmten Abbé Charles Dufriche-Desgenettes(+ 1860), dem Pfarrer an der Kirche "Unserer Lieben Frau vom Siege" ("Notre-Dame des Victoires") zur Verfügung. Diesem Pfarrer war es sehr zu Herzen gegangen, daß seine mitten im Trubel der Pariser Vergnügenslokale gelegene Kirche einen ganz verschwindend geringen Zuspruch von Gläubigen hatte. Als er völlig entmutigt zum Beginn des Advents am 3. Dezember 1836 die hl. Messe feierte, vernahm er die Worte: "Weihe doch deine Pfarre dem heiligsten Herzen Mariens!" Er tat es. Von da an gelang ihm eine völlige Umwandlung der Pfarre. Der Besuch der hl. Messe hob sich in erstaunlicher Weise. Noch einen Fingerzeig von oben bekam er: Er nahm die Prägung der sogennanten "Wundertätigen Medaille", wie sie die Gottesmutter sechs Jahre vorher im Jahre 1830 im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in der Pariser "Rue du Bac" der Novizin Katharina Labouré aufgetagen hatte, in Angriff und betrieb die Versendung dieser Medaille in alle Welt. Zugleich aber gründete er die "Bruderschaft vom heiligsten Herzen Mariä zur Bekehrung der Sünder", die bald einen ganz großen Aufschwung nahm und vom Hl. Stuhl schon am 16. Dezember 1836 bestätigt und bald schon als weltweites katholisches Werk zur Erzbruderschaft erhoben wurde. Von dieser Gnadenstätte Unserer Lieben Frau vom Siege in Paris ging in der Folgezeit ein wahrer Siegeslauf in der Ausbreitung der Verehrung des heiligsten unbefleckten Herzens Mariä aus; bis zum Jahre 1896 warne der Erzbruderschaft bereits 18.883 Bruderschaften in aller Welt angeschlossen. Auch die Verbreitung der "Wundertätigen Medaille" gelang von da aus in wenigen Jahren millionenfach.
Wen könnte es da verwundern, daß sich der 1827 getaufte, 1830 (wohlgemerkt im Jahr der Erscheinung Mariens vor der hl. Katharina Labouré) zum Priester geweihte Jude Theodor Ratisbonne ganz besonders zu dieser Pariser Gnadenstätte hingezogen fühlte, um dort für die Bekehrung seiner jüdischen Volksgenossen, vor allem auch für die seines von Haß gegen die katholische Kirche glühenden Bruders Alphons zu beten und zu arbeiten. Kaum hatte Theodor Ratisbonne als Vizedirketor der "Erzbruderschaft vom heiligsten Herzen zur Bekehung der Sünder" sein eifriges Beten, Opfern und Arbeiten aufgenommen, stellte sich bereits ein wahrhaft wunderbarer Erfolg ein, als am 20. Januar 1842 seinem Bruder Alphons in der Kirche "Sant'Andrea delle Fratte" in Rom eine völlig unerwartete Erscheinung Mariens zuteil wurde, und zwar in jener Gestalt, wie sie auf der "Wundertätigen Medaille" dargestellt ist.

Donnerstag, Juni 22, 2006

Die Bekehrung der jüdischen Brüder Theodor und Alphons Ratisbonne durch die Heiligste Jungfrau Maria


Zum Bild: Wenn das Licht der Sonne durch ein Alabasterfenster in die Gnadenkapelle der Unbefleckten Empfängnis in der Kirche Sant'Andrea delle Fratte in Rom fällt, werden Altar und Kapelle mit goldenem Glanz erfüllt.

1984 ist im WETO-Verlag, Albrecht Weber, Meersburg, eine Kleinschrift erschienen mit dem Titel "Wunder der Bekehrung" "Das Unbefleckte Herz Mariens und die Wundertätige Medaille im Leben der jüdischen Brüder Theodor und Alphons Maria Ratisbonne", ein kurzgefaßtes Lebensbild entstanden aus einem Vortrag von Univ.-Prof. Prälat Dr. Ferdinand Holböck, den er auf der Tagung der ACTIO-MARIAE am 23. März 1984 in Moos am Bodensee gehalten hat. Aus dieser Schrift wollen wir hier ein paar wichtige Passagen festhalten:

Die beiden Brüder Theodor und Alphons Ratisbonne wurden als Söhne des reichen jüdischen Bankiers August Ratisbonne (+ 1830) und der Adelheid Cerfbeer (+ 1818) in Straßburg geboren, Theodor am 28. Dezember 1802 als zweites von 10 Kindern, Alphons 12 Jahre später am 1. Mai 1814 zu Beginn des Marienmonates als vorletztes dieser zehn Kinder.
Vater August Ratisbonne war der Sohn eines Johann Ratisbonne, der im 18. Jahrhundert aus Regensburg nach Straßburg im Elsaß ausgewandert war; darum der Name Ratisbonne, der ja nichts anderes bedeutet als Regensburg.
Der Lebensweg der beiden Brüder Theodor und Alphons Ratisbonne verlief ziemlich ähnlich und doch wieder ganz verschieden, mündete aber wunderbar durch die heilige Taufe in den Schoß der katholischen Kirche, ja sogar in den Priesterberuf. Als Priester haben dann beide - der eine in Paris, der andere in Jerusalem - unermüdlich für das Heil des jüdischen Volkes gearbeitet unter dem Schutz und Segen des Unbefleckten Herzens Mariä. Das Erdenleben beider fand dann einen glücklichen Abschluß ... als Theodor-Maria Ratisbonne am 10. Januar 1884 heiligmäßig in Paris starb, Alphons-Maria Ratisbonne aber am 6. Mai 1884, also wieder im Marienmonat, in Jerusalem zum ewigen Leben abberufen wurde.

(Fortsetzung folgt)

Mittwoch, Juni 14, 2006

Drei Grundlehren des geistlichen Lebens

1. Gebet

Beten heißt, sich mit Gott unterhalten in Anbetung, Lob, Dank, Bitte und Abbitte. Die heilige Kommunion ausgenommen, können wir uns durch nichts auf Erden so innig mit Gott vereinigen wie durch das Gebet. Nirgends sind wir so wohlwollend und so herzlich aufgenommen wie bei Gott. Wenn wir selig werden wollen, müssen wir beten. Ohne Gebet gibt es kein geistliches Leben. Wer recht zu beten versteht, versteht auch recht zu leben. Sorgen wir für Liebe zum Gebet, dann werden wir auch immer Zeit finden zum Beten. Was man liebt, dafür findet man immer Zeit. Beten wir gerne, wie es uns der liebe Heiland zu beten gelehrt hat. Das Vaterunser ist das vortrefflichste Gebet, weil hier wirklich die Worte des Sohnes Gottes sind. Das Gegrüßet seist du, Maria, bildet nach dem Vaterunser den liebenden Schlußakkord des Christen an die Gottesmutter. Ihr gefällt gar sehr das Rosenkranzgebet ihrer Kind. Beim betrachtenden Gebet kommt es immer darauf an, die drei Seelenkärfte: Gedächtnis, Verstand und Willen, gut anzuwenden. Vor allem muß der Wille dazu angehalten werden, daß er den ganzen Tag den Vorsatz ausführe, den man am Morgen gefaßt hat. Es muß unser tägliches Bestreben sein, zu beten ohne freiwillige Zerstreuung, mit Eifer, Vertrauen, Beharrlichkeit und Demut. "Bittet, und es wird euch gegeben. Alles, um was ihr im Gebete voll Glauben bittet, werdet ihr erhalten. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, so wird er es euch geben. Betet ohne Unterlaß."

2. Selbstüberwindung

Das Gebet lenkt unsere Gedanken auf Gott. Wer Gott kennt, dem ist das Gebet leicht. Die Selbstüberwindung dagegen wendet unsere Sorge uns selbst zu. Sie lehrt, wie wir uns selbst behandeln sollen. Sie besteht in der Mühe, die wir uns geben müssen, um vernünftige, reine, edle Menschen und gute, opferwillige Christen zu sein. Der Weg ist zwar beschwerlich, aber das Ziel groß und glorreich. Für ein großes Ziel läßt der edle Mensch sich gerne Opfer kosten. Darum bemüht er sich täglich von neuem, die göttlichen und sittlichen Tugenden zu erwerben und sie in sich zu befestigen, alle Untugenden aber aus seinem Seelenleben zu entfernen. Damit dies aber um so sicherer gelinge, ist es notwendig, den Hauptfehler in sich zu entdecken und diesem die Quelle zu verstopfen, auf daß keine Nebenfehler daraus fließen können. "Wenn jemand mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme Tag für Tag sein Kreuz auf sich und folge mir. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann mein Jünger nicht sein."

3. Heilandsliebe

Beten ist notwendig. Sich selbst in der Gewalt haben, ist erhaben. Aber beides fällt dem Menschen gewöhnlich schwer. Da kommt die Liebe und macht alles leicht. Denn die Liebe ist das Band der Vollkommenheit. Sie wendet unser Herz von der Erde zum Himmel, hilft uns jedes Kreuz großmütig tragen und alle Opfer feudig bringen. Nur Gott, die reine Liebe, kann uns dauernd glücklich machen. Aus Liebe zu uns ist er ein schwaches, hilfloses Kind geworden. Sein ganzes Erdenleben, sein bitteres Leiden und Sterben, alles stand im Dienste dieses einen, höchsten Zweckes. Sein Fortleben im heiligsten Altarssakramente gilt noch immer Tag für Tag bis zum Ende der Welt dem erhabenen, göttlichen Ziele, in uns das Feuer seiner Liebe zu entzünden. Wie großartig und göttlich erweist sich die Liebe des Herrn gegen uns. Darum verlangt es die Dankbarkeit, daß wir Liebe mit Gegenliebe vergelten und alle unsere Handlungen, Mühen und Beschwerden unserm göttlichen Heiland aus Liebe aufopfern. Im Himmel Gott lieben ist keine Kunst, aber hier auf Erden im Lichte des Glaubens und oft im Kampfe mit feindlichen Mächten das Herz in Liebe zu Gott emporheben, das ist eine große Kunst und die beste Verherrlichung Gottes. Den Heiland kennen, ihn treu nachahmen und ihn innig lieben, ist der höchste Gewinn für Zeit und Ewigkeit. "Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich liebt, den wird mein Vater lieben, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. Bleibt in meiner Liebe."

Montag, Juni 12, 2006

Hymnus an die wahre Religion

Heil'ge, Himmelsbraut, aus Gott gegangen,
Hohe Engelschwester, schön und mild,
Die frohlockend einst die Erd' empfangen,
Die die Menschenbrust besel'gend füllt;
Durch des Mittlers Wort und Tat verkündigt
Und verbürgt durch seinen Opfertod;
Einer Menschheit, die sein Blut entsündigt,
Leitstern nach des Lebens Morgenrot:

Vor dir sanken, wo du dem Versöhner
Folgtest auf der tiefen Gottesspur,
Alle Tempel truggefang'ner Fröhner
Eines schwanken Schattenspieles nur.
Du mit warm umfassendem Erbarmen
Hobest über Traum und Wahn das Herz;
Trugst es lächelnd auf den sanften Armen
Über Götzentrümmer sternenwärts.

Heller Tag erglänzt aus deinen Augen,
Höh'rer Welten reiner Widerschein;
Und aus deiner Lippen Kunde sangen
Dürstend wir den Gottesglauben ein,
Heiligfesten Glauben an das Eine,
Das unendlich waltend, über Zeit,
Über Raum erhöht, das höchste Reine,
Alle Wesen tränkt mit Seligkeit.

Vor dir sitzt, an deinen Schoß gelehnet,
Ihren Blick dem Himmel zugewandt,
Hoffnung, Hoffnung, immergrün bekrönet,
In dem sternbesäten Lichtgewand.
Ihren Anker senkst du in die Tiefe
Seines Meeres unerschöpfter Huld.
Uns zerschellt kein Sturm am Felsenriffe;
Unschuld hofft, es hofft die reu'ge Schuld.

Göttlich Hohe, warm an dich geschmieget,
Tief ihr klares Aug' in deins versenkt,
Ruft die Liebe: Wenn uns alles trüget,
Ist's ihr Schöpfer noch, der unser denkt.
Schlummernd liegt vor ihr der Schmerz bezwungen,
Um die Stirne ihren Lorbeerkranz.
Ihres Gottes Huld hält sie umschlungen,
Lebt und fühlt und atmet in Ihm ganz.
Wilde hast zu Menschen du erhoben,
Adeltest ein herrliches Geschlecht,
Knüpftest an ein Band, das du gewoben,
Gabst ihm deines Himmels Bürgerrecht.
Deiner Göttlichkeit ergoß'ner Schimmer,
Deine hohe Schönheit, Leuchtende,
Blüht verklärend über Weltentrümmer,
Über die Verwesung, Ewige!

Wundertät'ge Macht, du nahmst dem Tode
Seinen Stachel, seine Furcht dem Grab;
Nach dem letzten Erdenabendrote
Blickst du ruhig, unbewegt, hinab.
Denn du hast die gold'nen Morgentore
Der Unsterblichkeit uns aufgetan,
Und der stille Engel mit dem Flore
Führt den müden Waller himmelan.
Unterpfand,von Jesus uns gegeben,
Bürgschaft, Siegel der Unsterblichkeit;
Holder Leitstern nach dem schönen Leben,
jeder Tugend Stütze und Geleit;
Unversiegte Quelle reinster Wonnen,
Dir, bewundernd, huldigt meine Brust;
Dich beseligt nennen Milllionen
Ihren Trost, ihr Labsal, ihre Lust.

Fest und unerschüttert wirst du stehen
In der Wogenbrandung aller Zeit;
Alles Ird'sche mag um dich verwehen,
Dem der Augenblick den Weihrauch streut;
Immer prangend in der Jugendfülle,
Wie zurück dich uns dein Führer ließ,
Wirst du blüh'n; in hoher Feierstille,
Winken zum verlornen Paradies.

G.A., München

Sonntag, Juni 11, 2006

Alles erneuern in Christus durch Maria

Wer sieht nicht ein, daß es kein sichereres und leichteres Mittel gibt, alle mit Christus zu vereinigen, als die Verehrung Marias? Wenn in Wahrheit Maria gesagt wurde: Selig bist du, welche geglaubt, daß alles, was dir gesagt worden von dem Herrn, vollendet werden wird (Lk. 1, 45), nämlich, daß sie den Sohn Gottes empfangen und gebären würde, so folgt daraus notwendig, daß seine heilige Muter, nachdem sie so Mitbewirkerin der göttlichen Geheimnisse geworden, nach Christus, als die vornehmste Grundlage angesehen werden müsse, auf welcher der Aufbau im Glauben durch alle Jahrhunderte aufzuführen sei.
Wahrlich, niemand, der bedenkt, daß die Jungfrau einzig aus allen es gewesen, mit welcher Jesus wie ein Sohn mit seiner Mutter dreißig Jahre lang häuslichen Umgang pflegte und durch die innigste Lebensgemeinschaft verbunden war, kann daran zweifeln, daß sie, und niemand wie sie, uns den Zugang zur Kennnis Christi zu eröffnen vermag. Wer erfaßte tiefer als sie, die Mutter, das Geheimnis der Geburt und der Kindheit Christi, vor allem das Geheimnis der Menschwerdung, das der Anfang und das Fundament des Glaubens ist? Sie bewahrte und überdachte nicht bloß in ihrem Herzen die Geschehnisse in Bethlehem und im Tempel zu Jerusalem bei der Darbringung, sondern, ganz eingeweiht in die geheimen Gedanken und Absichten Christi, lebte sie wirklich das Leben ihres Sohnes. Niemand hat wie sie Christus erkannt, und deshalb ist sie auch, wie niemand anders, die rechte Wegweiserin und die Führerin zu Christus.
Deshalb besitzt auch niemand mehr Macht, die Menschen mit Christus zu vereinigen, denn diese Jungfrau. Da wir aber durch Maria zur lebenspendenden Kenntnis Christi gelangen, so werden wir auch um so leichter durch sie das Leben gewinnen, dessen Quelle und Beginn eben Christus ist.
Wie werden wir aber erst in dieser Hoffnung bestärkt, wenn wir überdenken, wieviele mächtige Gründe für Maria selbst bestehen, uns diese Gnaden zu vermitteln!
Oder ist Maria nicht die Mutter Christi? Dann ist sie aber auch unsere Mutter... Man kann mit Recht sagen: Maria trug, als sie in ihrem Schoß den Erlöser umschloß, in demselben auch alle die, deren Leben in dem Leben des Erlösers eingeschlossen war. Alle also, so viele wir mit Christus vereinigt und, nach den Worten des Apostels, Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen (Eph. 5, 30) sind, wir alle sind gleichsam aus dem Schoße Marias herausgetreten als ein Leib, der mit dem Haupte vereinigt ist. Somit bleiben wir geistiger- und mystischerweise mit Recht Kinder Marias, und sie ist unser aller Mutter: Freilich Mutter dem Geiste nach, aber doch durchaus Mutter der Glieder Christi, die wir sind (S. Aug., L. de S. Virginitate c. 6). Die allerseligste Jungfrau ist also Mutter Gottes und Mutter der Menschen. - Ohne Zweifel wird sie deshalb alles aufbieten, damit Christus, das Haupt des Leibes der Kirche (Kol. 1, 18), uns als seinen Gliedern alle seine Gnadenschätze einflöße, uns allen, damit wir ihn erkennen lernen und durch ihn leben. (1 Jo. 4, 9.)
Zum Lobpreis der heiligen Gottesgebärerin gehört nun nicht bloß, daß sie dem eingeborenen Sohne Gottes einen Teil ihres Fleisches bot, um aus demselben ein Opfer zu bereiten für das Heil der Menschen. Sie stand auch neben dem Kreuz Jesu, sie, seine Mutter, und zwar nicht wie betäubt und schmerzverloren in dem Anblick des gräßlichen Schauspiels, sondern dem Geiste nach freudig bewegt, daß ihr Eingeborener für das Heil des Menschengeschlechtes zum Opfer dargebracht wurde; ja sie selbst litt mit solch lebhafter Teilnahme, daß sie, wenn dies tunlich gewesen wäre, alle Marter ihres Sohnes von Herzen gern für uns gelitten hätte (S. Bonaventura). Durch diese Teilnahme an den Leiden und der Liebe Christi verdiente Maria, daß auch sie mit Recht die Wiederherstellerin der verlorenen Menschenwelt wurde und deshalb auch zur Ausspenderin aller Gnadenschätze, die Christus durch seinen Tod und sein Blut erkaufte, eingesetzt ward.
Infolge dieser Teilnahme der Mutter an den Leiden und Bedrängnissen des Sohnes ist der hehren Jungfrau das Vorrecht geworden, daß sie bei ihrem Sohn nun die mächtige Mitttlerin und Versöhnerin der ganzen Welt ist (Pius IX. in der Bulle "Inefabilis"). Christus ist die Quelle, aus deren Fülle wir alle erhalten (Jo. 1, 16); von ihm aus wird der ganze Leib zusammengefügt und zusammengehalten durch jedes Band der Dienstleistung... und wird das Wachsen des Leibes bewerkstelligt zu Erbauung seiner selbst in Liebe (Eph. 4, 16). Weil aber Maria alles an Heiligkeit und inniger Vereinigung mit Christus übertrifft und von ihm selbst zur Vollführung des Erlösungswerkes herangezogen wurde, in der Absicht, daß sie schicklichermaßen an uns vermittle, was er von Rechts wegen verdient hat, so ist und bleibt sie die vornehmste Mitwirkerin bei der Gnadenverteilung. Er sitzt zur Rechten der Majestät im Himmel (Hebr. 1, 3), Maria aber steht als Königin zu seiner Rechten als die bewährte Schützerin und die zuverlässigste Helferin aller Gefährdeten; unter ihrer gnädigen und mächtigen Führung darf niemand fürchten, niemand verzweifeln (Pius IX. in der Bulle "Inefabilis").
Auf dieses hin kehren wir zu unserem Hauptsatz zurück. Haben wir nicht mit Fug und Recht behaupten können, daß Maria, nachdem sie so treu zu Jesus gestanden, vom Hause in Nazareth bis zum Fels von Kalvaria, und vertraut wie niemand anders mit den Geheimnissen seines Herzens war, daß sie nun auch seine Verdienste gleichsam nach Mutterrecht verwaltet? Gibt es nun einen besseren, sichereren Weg zu Christi Kenntnis und Liebe als Maria? Sind nicht ein trauriger Beweis dieser Wahrheit leider gerade jene, die, betört durch die List des bösen Feindes oder irregeführt durch falsche Vorurteile, meinen, der Hilfe der Jungfrau entbehren zu können? die Armen und Unglücklichen meinen, Maria übersehen zu müssen, um Christus die Ehre zu geben, und wissen nicht, daß das Kind nicht zu finden ist als bei Maria, seiner Mutter.
Pius X. fährt dann fort: "Fragen wir, wie doch diese Überzeugung von der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria zu jeder Zeit so in der christlichen Anschauung liegen konnte, daß sie den Gläubigen wie eingegossen und angeboren zu sein scheint? Dionysius der Kartäuser gibt uns die Erklärung mit den Worten: Abscheu und Entsetzen hält uns ab, zu sagen, daß diejenige, die den Kopf der Schlange zertreten sollte, zu irgendeiner Zeit von der Schlange zertreten wurde, und daß die, welche Mutter des Herrn sein sollte, jemals die Tochter des Teufels war (3 Sent. d. 3, q. 1). Nie und nimmer kann das christliche Volk einsehen und verstehen, wie das heilige, unbefleckte, unschuldige Fleisch Christi in dem Schoß der Jungfrau von einem Fleische genommen sein konnte, dem auch nur einen Augenblick der Sündenmakel anhaftete.
Wenn aber jemand wünscht, - und wer sollte das nicht? - die Jungfrau auf vollkommenere Art zu verehren, der muß natürlich weiter gehen und mit Ernst dahin streben, auch ihr Beispiel nachzuahmen.
Von der Liebe zu Gott gehen wir nun zu der Erwägung über, wie die Betrachtung der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau uns aufmuntern kann zur Beobachtung des Gesetzes, das Jesus mit Vorzug sein Gebot nannte, nämlich zum Gebot, daß wir einander lieben, wie er selbst uns geliebt hat. - Ein großes Zeichen, so beschreibt der Apostel Johannes das ihm gewordene Gesicht, ein großes Zeichen erschien am Himmel: Ein Weib, bekleidet mit der Sonne, der Mond zu ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen (Offb. 12, 1). Jeder nun weiß, daß dieses Weib niemand anders bedeutet als Maria, die als unversehrte Jungfrau Christus, unser Haupt, geboren. Und das Weib, so fährt der Apostel fort, war gesegneten Leibes, schrie in Wehen und war in Pein, zu gebären (Ebd. 12, 2). Der Apostel sah also die heilige Gottesmutter, obwohl sie bereits beseligt im Himmel war, doch an geheimnisvollen Geburtswehen leiden. Was war das doch für eine Geburt! Unsere Geburt ist es, die wir, in der irdischen Verbannung zurückgehalten, zur vollkommenen Liebe Gottes und zur ewigen Glückseligkeit noch geboren werden müssen. Ihre Geburtswehen aber bedeuten die Liebe und den Eifer, mit denen die Jungfrau auf dem Himmelsthron wacht und durch ihre fortwährende Fürbitte zu bewirken sucht, daß die Zahl der Erwählten voll werde.

Aus der marianischen Antrittsenzyklika St. Pius X. "Ad diem illum" vom 2. Februar 1904, die dem Gedächtnis der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis (1854-1904) galt.