Dieser Kaiser, ein Scheusal der Menschheit, der seine eigene Mutter ermorden, seinen Lehrer töten ließ, und in viehischer Wollust und allen erdenkbaren Lastern sein Leben zubrachte, verfiel im Jahre 64 auf den wahnsinnigen Gedanken, die Stadt Rom anzuzünden. Die unerhörte Feuersbrunst verzehrte 3 Stadtteile gänzlich, sieben wurden gräßlich verwüstet und nur 4 blieben unbeschädigt. Sechs Tage und sieben Nächte währte der Brand. Vom Palaste des Mecänas aus schaute der grausame Tyrann dem Feuer zu und besang beim Klange der Laute den Untergang Trojas. Er ließ zwar die niedergebrannten Stadtteile wieder prächtig aufbauen und sich selbst einen Palast von unerhörter Pracht, "goldnes Haus" genannt, mit Theatern, Gärten etc. herstellen, allein er konnte sich, bei allen Schmeicheleien gegen das Volk, doch nicht täuschen über die Gefahr, die ihm drohte, da man ihn immer offener beschuldigte, die Stadt angezündet zu haben. Um nun der Wut des erbitterten Volkes zu entgehen, schob er die Schuld des Brandes auf die Christen. Der heidnische Geschichtsschreiber Tacitus schreibt hierüber: "Um das böse Gerücht von sich abzuwenden, schob Nero Andere unter als schuldig und übte die ausgesuchtesten Strafen an denjenigen, welche das Volk Christen nannte." - Diese aber waren schon lange den Heiden verhaßt, teils weil sie sich vom Götzendienste und heidnischen Festen ferne hielten, teils weil ihr tugendhaftes Leben die Ausschweifungen der Heiden verdammte.
Man fahndete nun von allen Seiten auf die Christen und hielt sie fest. Mit Ketten beladen mußten sie Spott und Hohn und alle Arten Martern über sich ergehen lassen. Man heftete die einen an's Kreuz, andere hüllte man in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerreißen, andere bedeckte man mit in Wachs und Pech getränkte Kleider, band sie an Pfosten, die man an Straßenecken aufpflanzte und zündete sie an, damit sie während der Nacht als Fackeln dienten. Nero wählte seine Gärten zum Schauplatze dieses blutigen Greuels. - Als ein Wagenlenker verkleidet sah man ihn beim Scheine dieser schrecklichen Fackeln den Wagen lenken. -
Die noch lebenden Christen sammelten die Überreste der so grausam dahingemordeten Brüder und setzten sie in den am vatikanischen Hügel sich befindlichen Höhlen bei. Sie erweiterten nach und nach diese Höhlen und so entstand das vatikanische Cömeterium (Friedhof), welches der hl. Apostel Petrus oft besuchte und wo er selbst später seine Ruhestätte fand.
So lange Nero lebte, hörten die Verfolgung nie gänzlich auf, auch die entferten Provinzen waren damit bedroht. Petrus blieb in Rom und tröstete die bedrängte Herde. Im Cömeterium ad Nymphas, auch Ostrianum genannt, stellte er seinen Stuhl auf, hier lehrte und taufte er, und stärkte die Gläubigen. Auch richtete er ein Schreiben an die Christengemeinden in Pontus, Galatien, Kappadocien, Kleinasien und Bythinien, wo er früher Christengemeinden gegründet hatte. In diesem Sendschreiben mahnte er die Gläubigen zu einem heiligen Wandel und zur Geduld in Leiden, unterwies sie über ihr Verhalten in den Verfolgungen, munterte sie auf zur geduldigen Ertragung derselben um des Glaubens willen, erinnerte die Kirchenvorsteher und Untergebenen an ihre gegenseitigen Pflichten und feuerte alle an zur Standhaftigkeit inmitten der Verfolgungen. In diesem Schreiben gibt der hl. Apostel der Stadt Rom wegen der Sittenlosigkeit und Lasterhaftigkeit, die in ihr herrschte, den Namen "Babylon".
Indessen rückte immer näher die Zeit heran, wo in Erfüllung gehen sollten die Worte, welche Jesus am See Tiberias nach seiner Auferstehung zu Petrus sprach: "Wahrlich, wahrlich, sag ich dir, da du jünger warst, gürtetest du dich selbst, und wandeltest, wohin du wolltest: wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein Anderer wird dich gürten, und dich führen, wohin du nicht willst." (Joh. 21,18.) Petrus wußte die Nähe seines Todes, denn in einem zweiten Brief, welchen er den Gläubigen als Denkmal hinterließ, sagt er: "Ich weiß, dass meine Hütte bald abgebrochen wird, wie mir auch unser Herr Jesus Christus geoffenbart hat." (II. Petr. 1, 14.) In diesem Briefe bezeugt er auch, dass er keine grundlose Lehre gepredigt, sondern als Augenzeuge des verherrlichten Lebens Jesu Christi gesprochen habe, warnt vor falschen Lehrern, welche Ketzereien des Verderbens einführen werden und mahnt, in einem heiligen Wandel der Wiederkunft Christi entgegen zu harren.
Als Petrus seinen zweiten Brief schrieb, war Paulus bereits wieder nach Rom zurückgekehrt. Er hatte die Vorsicht gebraucht, in einem sehr abgelegenen Teile der Stadt, jetzt die Kirche S. Paolo alla Regola, früher "die Schule des hl. Paulus" genannt, die Gläubigen zu unterrichten, zu trösten und zu stärken. Trotz der Verfolgung gelang es ihm, die Konkubine des Kaisers Nero zu bekehren und dessen Oberschenk für Christus zu gewinnen. - Doch auch Paulus ahnte seinen Tod. In seinem letzten Brief an seinen geliebten Jünger Timotheus sagt auch er seinen nahen Martertod voraus. "Ich werde jetzt geopfert", schreibt er, "und die Zeit meiner Auflösung ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; im übrigen ist mir die Krone aufbewahrt, welche mir an jenem Tage geben wird der gerechte Richter, nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Wiederkunft lieb haben." (II. Tim. 4, 6-8.)
Mittlerweile griff die Verfolgung immer weiter um sich. Kaiser Nero, wütend über die Bekehrungen an seinem Hofe, beschloss, die ganze christliche Gemeinde zu vertilgen. Die Christen, welche Kunde erhalten hatten, dass man bereits nach Petrus suche, drangen mit Bitten und Tränen in ihn, sich durch die Flucht der Rache des Tyrannen zu entziehen. Lange weigerte er sich, konnte aber dem Bitten und Flehen nicht widerstehen, und sich erinnernd an die Worte seines Meisters: "Wenn sie euch in einer Stadt verfolgern, flieht in eine andere", begab er sich auf die Flucht. (Nach der Erzählung des hl. Ambrosius) Er ging der appischen Strasse zu, um die Stadt zu verlassen. Allein, kaum war er dahin gelangt, als ihm Jesus mit dem Kreuz auf den Schultern entgegen trat. Domine, quo vadis? "Herr, wo gehst du hin?" fragte ihn Petrus. "Veni iterum crucifigi." "Ich komme, um mich nochmal kreuzigen zu lassen", war die Antwort des Heilandes. Petrus verstand sie und kehrte zurück, um mit den Brüdern alle Gefahr zu teilen und für Jesus zu sterben. An der Stelle diees Ereignisses steht jetzt eine kleine Kirche mit dem Namen: Domine, quo vadis?
Nicht lange befand sich Petrus in Mitte der Gemeinde. Er wurde gefangen und mit Ketten beladen in das schauerliche mamertinische Gefängnis gworfen. Dasselbe ist noch vorhanden. Es ist am Fuße des kapitolinischen Hügels, von ungeheuern Quadersteinen in die Tiefe gebaut. Schwarz, finster, feucht, abscheulich, besteht es eigentlich aus zwei Kerkern. Ursprünglich konnte man nur durch eine runde Öffnung im Gewölbe in dieselben gelangen; der obere Kerker hat 24' Länge, 18' Breite und 13' Höhe. Unter diesem lag der zweite, noch enger, niedriger und feuchter und hieß der Tullische. In diesem schauerlichen Kerker, gänzlich des Lichtes beraubt, wurde der hl. Apostel geworfen. Fast zu gleicher Zeit mit Petrus wurde auch der hl. Paulus in Banden gelegt. Als römischer Bürger vor den Richter gestellt, verteidigte er sich selbst, weil er Niemanden fand, der sich seiner annahm, und es gelang ihm mit der Gnade Gottes so gut, dass er, wie er selbst sagt, "von den Rachen der Löwen befreit", d.h. den Löwen im Amphitheater nicht vorgeworfen wurde. Er wurde ebenfalls in das mamertinische Gefängnis gebracht.
Die beiden heiligen Apostel suchten und fanden ihren Trost im Gebet. Die Leiden, welche sie im Gefängnisse erduldeten, konnten ihren Glauben und ihren Eifer nicht schwächen; sie freuten sich, in die Fußstapfen ihres Herrn und Meisters zu treten und um seinetwillen Schmach und Verfolgung und selbst den Tod zu leiden. Petrus suchte auch in Banden Seelen für den Herrn zu gewinnen. Es gelang ihm, die beiden Wächter des Gefängnisses Martinianus und Processus nebst 47 Mitgefangenen zum Glauben an Jesus zu bewegen. - Auch hier entsprang auf sein Gebet eine Quelle, um die Neubekehrten taufen zu können. Die Quelle ist noch vorhanden, sie läuft niemals über und wird, so viel man schöpft, nie trocken. Die Neugetauften erlitten alle den Martertod. -
Gerade über dem unterirdischen mamertinischen Kerker steht die vielbesuchte Kirche S. Pietro in Carcere und über dieser Kirche erhebt sich die Kirche S. Giuseppe de' Falegnami.
Siehe auch: "Il Carcer Mamertinus"
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