Donnerstag, Juni 22, 2006

Die Bekehrung der jüdischen Brüder Theodor und Alphons Ratisbonne durch die Heiligste Jungfrau Maria


Zum Bild: Wenn das Licht der Sonne durch ein Alabasterfenster in die Gnadenkapelle der Unbefleckten Empfängnis in der Kirche Sant'Andrea delle Fratte in Rom fällt, werden Altar und Kapelle mit goldenem Glanz erfüllt.

1984 ist im WETO-Verlag, Albrecht Weber, Meersburg, eine Kleinschrift erschienen mit dem Titel "Wunder der Bekehrung" "Das Unbefleckte Herz Mariens und die Wundertätige Medaille im Leben der jüdischen Brüder Theodor und Alphons Maria Ratisbonne", ein kurzgefaßtes Lebensbild entstanden aus einem Vortrag von Univ.-Prof. Prälat Dr. Ferdinand Holböck, den er auf der Tagung der ACTIO-MARIAE am 23. März 1984 in Moos am Bodensee gehalten hat. Aus dieser Schrift wollen wir hier ein paar wichtige Passagen festhalten:

Die beiden Brüder Theodor und Alphons Ratisbonne wurden als Söhne des reichen jüdischen Bankiers August Ratisbonne (+ 1830) und der Adelheid Cerfbeer (+ 1818) in Straßburg geboren, Theodor am 28. Dezember 1802 als zweites von 10 Kindern, Alphons 12 Jahre später am 1. Mai 1814 zu Beginn des Marienmonates als vorletztes dieser zehn Kinder.
Vater August Ratisbonne war der Sohn eines Johann Ratisbonne, der im 18. Jahrhundert aus Regensburg nach Straßburg im Elsaß ausgewandert war; darum der Name Ratisbonne, der ja nichts anderes bedeutet als Regensburg.
Der Lebensweg der beiden Brüder Theodor und Alphons Ratisbonne verlief ziemlich ähnlich und doch wieder ganz verschieden, mündete aber wunderbar durch die heilige Taufe in den Schoß der katholischen Kirche, ja sogar in den Priesterberuf. Als Priester haben dann beide - der eine in Paris, der andere in Jerusalem - unermüdlich für das Heil des jüdischen Volkes gearbeitet unter dem Schutz und Segen des Unbefleckten Herzens Mariä. Das Erdenleben beider fand dann einen glücklichen Abschluß ... als Theodor-Maria Ratisbonne am 10. Januar 1884 heiligmäßig in Paris starb, Alphons-Maria Ratisbonne aber am 6. Mai 1884, also wieder im Marienmonat, in Jerusalem zum ewigen Leben abberufen wurde.

(Fortsetzung folgt)

Mittwoch, Juni 14, 2006

Drei Grundlehren des geistlichen Lebens

1. Gebet

Beten heißt, sich mit Gott unterhalten in Anbetung, Lob, Dank, Bitte und Abbitte. Die heilige Kommunion ausgenommen, können wir uns durch nichts auf Erden so innig mit Gott vereinigen wie durch das Gebet. Nirgends sind wir so wohlwollend und so herzlich aufgenommen wie bei Gott. Wenn wir selig werden wollen, müssen wir beten. Ohne Gebet gibt es kein geistliches Leben. Wer recht zu beten versteht, versteht auch recht zu leben. Sorgen wir für Liebe zum Gebet, dann werden wir auch immer Zeit finden zum Beten. Was man liebt, dafür findet man immer Zeit. Beten wir gerne, wie es uns der liebe Heiland zu beten gelehrt hat. Das Vaterunser ist das vortrefflichste Gebet, weil hier wirklich die Worte des Sohnes Gottes sind. Das Gegrüßet seist du, Maria, bildet nach dem Vaterunser den liebenden Schlußakkord des Christen an die Gottesmutter. Ihr gefällt gar sehr das Rosenkranzgebet ihrer Kind. Beim betrachtenden Gebet kommt es immer darauf an, die drei Seelenkärfte: Gedächtnis, Verstand und Willen, gut anzuwenden. Vor allem muß der Wille dazu angehalten werden, daß er den ganzen Tag den Vorsatz ausführe, den man am Morgen gefaßt hat. Es muß unser tägliches Bestreben sein, zu beten ohne freiwillige Zerstreuung, mit Eifer, Vertrauen, Beharrlichkeit und Demut. "Bittet, und es wird euch gegeben. Alles, um was ihr im Gebete voll Glauben bittet, werdet ihr erhalten. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, so wird er es euch geben. Betet ohne Unterlaß."

2. Selbstüberwindung

Das Gebet lenkt unsere Gedanken auf Gott. Wer Gott kennt, dem ist das Gebet leicht. Die Selbstüberwindung dagegen wendet unsere Sorge uns selbst zu. Sie lehrt, wie wir uns selbst behandeln sollen. Sie besteht in der Mühe, die wir uns geben müssen, um vernünftige, reine, edle Menschen und gute, opferwillige Christen zu sein. Der Weg ist zwar beschwerlich, aber das Ziel groß und glorreich. Für ein großes Ziel läßt der edle Mensch sich gerne Opfer kosten. Darum bemüht er sich täglich von neuem, die göttlichen und sittlichen Tugenden zu erwerben und sie in sich zu befestigen, alle Untugenden aber aus seinem Seelenleben zu entfernen. Damit dies aber um so sicherer gelinge, ist es notwendig, den Hauptfehler in sich zu entdecken und diesem die Quelle zu verstopfen, auf daß keine Nebenfehler daraus fließen können. "Wenn jemand mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme Tag für Tag sein Kreuz auf sich und folge mir. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann mein Jünger nicht sein."

3. Heilandsliebe

Beten ist notwendig. Sich selbst in der Gewalt haben, ist erhaben. Aber beides fällt dem Menschen gewöhnlich schwer. Da kommt die Liebe und macht alles leicht. Denn die Liebe ist das Band der Vollkommenheit. Sie wendet unser Herz von der Erde zum Himmel, hilft uns jedes Kreuz großmütig tragen und alle Opfer feudig bringen. Nur Gott, die reine Liebe, kann uns dauernd glücklich machen. Aus Liebe zu uns ist er ein schwaches, hilfloses Kind geworden. Sein ganzes Erdenleben, sein bitteres Leiden und Sterben, alles stand im Dienste dieses einen, höchsten Zweckes. Sein Fortleben im heiligsten Altarssakramente gilt noch immer Tag für Tag bis zum Ende der Welt dem erhabenen, göttlichen Ziele, in uns das Feuer seiner Liebe zu entzünden. Wie großartig und göttlich erweist sich die Liebe des Herrn gegen uns. Darum verlangt es die Dankbarkeit, daß wir Liebe mit Gegenliebe vergelten und alle unsere Handlungen, Mühen und Beschwerden unserm göttlichen Heiland aus Liebe aufopfern. Im Himmel Gott lieben ist keine Kunst, aber hier auf Erden im Lichte des Glaubens und oft im Kampfe mit feindlichen Mächten das Herz in Liebe zu Gott emporheben, das ist eine große Kunst und die beste Verherrlichung Gottes. Den Heiland kennen, ihn treu nachahmen und ihn innig lieben, ist der höchste Gewinn für Zeit und Ewigkeit. "Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich liebt, den wird mein Vater lieben, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. Bleibt in meiner Liebe."

Montag, Juni 12, 2006

Hymnus an die wahre Religion

Heil'ge, Himmelsbraut, aus Gott gegangen,
Hohe Engelschwester, schön und mild,
Die frohlockend einst die Erd' empfangen,
Die die Menschenbrust besel'gend füllt;
Durch des Mittlers Wort und Tat verkündigt
Und verbürgt durch seinen Opfertod;
Einer Menschheit, die sein Blut entsündigt,
Leitstern nach des Lebens Morgenrot:

Vor dir sanken, wo du dem Versöhner
Folgtest auf der tiefen Gottesspur,
Alle Tempel truggefang'ner Fröhner
Eines schwanken Schattenspieles nur.
Du mit warm umfassendem Erbarmen
Hobest über Traum und Wahn das Herz;
Trugst es lächelnd auf den sanften Armen
Über Götzentrümmer sternenwärts.

Heller Tag erglänzt aus deinen Augen,
Höh'rer Welten reiner Widerschein;
Und aus deiner Lippen Kunde sangen
Dürstend wir den Gottesglauben ein,
Heiligfesten Glauben an das Eine,
Das unendlich waltend, über Zeit,
Über Raum erhöht, das höchste Reine,
Alle Wesen tränkt mit Seligkeit.

Vor dir sitzt, an deinen Schoß gelehnet,
Ihren Blick dem Himmel zugewandt,
Hoffnung, Hoffnung, immergrün bekrönet,
In dem sternbesäten Lichtgewand.
Ihren Anker senkst du in die Tiefe
Seines Meeres unerschöpfter Huld.
Uns zerschellt kein Sturm am Felsenriffe;
Unschuld hofft, es hofft die reu'ge Schuld.

Göttlich Hohe, warm an dich geschmieget,
Tief ihr klares Aug' in deins versenkt,
Ruft die Liebe: Wenn uns alles trüget,
Ist's ihr Schöpfer noch, der unser denkt.
Schlummernd liegt vor ihr der Schmerz bezwungen,
Um die Stirne ihren Lorbeerkranz.
Ihres Gottes Huld hält sie umschlungen,
Lebt und fühlt und atmet in Ihm ganz.
Wilde hast zu Menschen du erhoben,
Adeltest ein herrliches Geschlecht,
Knüpftest an ein Band, das du gewoben,
Gabst ihm deines Himmels Bürgerrecht.
Deiner Göttlichkeit ergoß'ner Schimmer,
Deine hohe Schönheit, Leuchtende,
Blüht verklärend über Weltentrümmer,
Über die Verwesung, Ewige!

Wundertät'ge Macht, du nahmst dem Tode
Seinen Stachel, seine Furcht dem Grab;
Nach dem letzten Erdenabendrote
Blickst du ruhig, unbewegt, hinab.
Denn du hast die gold'nen Morgentore
Der Unsterblichkeit uns aufgetan,
Und der stille Engel mit dem Flore
Führt den müden Waller himmelan.
Unterpfand,von Jesus uns gegeben,
Bürgschaft, Siegel der Unsterblichkeit;
Holder Leitstern nach dem schönen Leben,
jeder Tugend Stütze und Geleit;
Unversiegte Quelle reinster Wonnen,
Dir, bewundernd, huldigt meine Brust;
Dich beseligt nennen Milllionen
Ihren Trost, ihr Labsal, ihre Lust.

Fest und unerschüttert wirst du stehen
In der Wogenbrandung aller Zeit;
Alles Ird'sche mag um dich verwehen,
Dem der Augenblick den Weihrauch streut;
Immer prangend in der Jugendfülle,
Wie zurück dich uns dein Führer ließ,
Wirst du blüh'n; in hoher Feierstille,
Winken zum verlornen Paradies.

G.A., München

Sonntag, Juni 11, 2006

Alles erneuern in Christus durch Maria

Wer sieht nicht ein, daß es kein sichereres und leichteres Mittel gibt, alle mit Christus zu vereinigen, als die Verehrung Marias? Wenn in Wahrheit Maria gesagt wurde: Selig bist du, welche geglaubt, daß alles, was dir gesagt worden von dem Herrn, vollendet werden wird (Lk. 1, 45), nämlich, daß sie den Sohn Gottes empfangen und gebären würde, so folgt daraus notwendig, daß seine heilige Muter, nachdem sie so Mitbewirkerin der göttlichen Geheimnisse geworden, nach Christus, als die vornehmste Grundlage angesehen werden müsse, auf welcher der Aufbau im Glauben durch alle Jahrhunderte aufzuführen sei.
Wahrlich, niemand, der bedenkt, daß die Jungfrau einzig aus allen es gewesen, mit welcher Jesus wie ein Sohn mit seiner Mutter dreißig Jahre lang häuslichen Umgang pflegte und durch die innigste Lebensgemeinschaft verbunden war, kann daran zweifeln, daß sie, und niemand wie sie, uns den Zugang zur Kennnis Christi zu eröffnen vermag. Wer erfaßte tiefer als sie, die Mutter, das Geheimnis der Geburt und der Kindheit Christi, vor allem das Geheimnis der Menschwerdung, das der Anfang und das Fundament des Glaubens ist? Sie bewahrte und überdachte nicht bloß in ihrem Herzen die Geschehnisse in Bethlehem und im Tempel zu Jerusalem bei der Darbringung, sondern, ganz eingeweiht in die geheimen Gedanken und Absichten Christi, lebte sie wirklich das Leben ihres Sohnes. Niemand hat wie sie Christus erkannt, und deshalb ist sie auch, wie niemand anders, die rechte Wegweiserin und die Führerin zu Christus.
Deshalb besitzt auch niemand mehr Macht, die Menschen mit Christus zu vereinigen, denn diese Jungfrau. Da wir aber durch Maria zur lebenspendenden Kenntnis Christi gelangen, so werden wir auch um so leichter durch sie das Leben gewinnen, dessen Quelle und Beginn eben Christus ist.
Wie werden wir aber erst in dieser Hoffnung bestärkt, wenn wir überdenken, wieviele mächtige Gründe für Maria selbst bestehen, uns diese Gnaden zu vermitteln!
Oder ist Maria nicht die Mutter Christi? Dann ist sie aber auch unsere Mutter... Man kann mit Recht sagen: Maria trug, als sie in ihrem Schoß den Erlöser umschloß, in demselben auch alle die, deren Leben in dem Leben des Erlösers eingeschlossen war. Alle also, so viele wir mit Christus vereinigt und, nach den Worten des Apostels, Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen (Eph. 5, 30) sind, wir alle sind gleichsam aus dem Schoße Marias herausgetreten als ein Leib, der mit dem Haupte vereinigt ist. Somit bleiben wir geistiger- und mystischerweise mit Recht Kinder Marias, und sie ist unser aller Mutter: Freilich Mutter dem Geiste nach, aber doch durchaus Mutter der Glieder Christi, die wir sind (S. Aug., L. de S. Virginitate c. 6). Die allerseligste Jungfrau ist also Mutter Gottes und Mutter der Menschen. - Ohne Zweifel wird sie deshalb alles aufbieten, damit Christus, das Haupt des Leibes der Kirche (Kol. 1, 18), uns als seinen Gliedern alle seine Gnadenschätze einflöße, uns allen, damit wir ihn erkennen lernen und durch ihn leben. (1 Jo. 4, 9.)
Zum Lobpreis der heiligen Gottesgebärerin gehört nun nicht bloß, daß sie dem eingeborenen Sohne Gottes einen Teil ihres Fleisches bot, um aus demselben ein Opfer zu bereiten für das Heil der Menschen. Sie stand auch neben dem Kreuz Jesu, sie, seine Mutter, und zwar nicht wie betäubt und schmerzverloren in dem Anblick des gräßlichen Schauspiels, sondern dem Geiste nach freudig bewegt, daß ihr Eingeborener für das Heil des Menschengeschlechtes zum Opfer dargebracht wurde; ja sie selbst litt mit solch lebhafter Teilnahme, daß sie, wenn dies tunlich gewesen wäre, alle Marter ihres Sohnes von Herzen gern für uns gelitten hätte (S. Bonaventura). Durch diese Teilnahme an den Leiden und der Liebe Christi verdiente Maria, daß auch sie mit Recht die Wiederherstellerin der verlorenen Menschenwelt wurde und deshalb auch zur Ausspenderin aller Gnadenschätze, die Christus durch seinen Tod und sein Blut erkaufte, eingesetzt ward.
Infolge dieser Teilnahme der Mutter an den Leiden und Bedrängnissen des Sohnes ist der hehren Jungfrau das Vorrecht geworden, daß sie bei ihrem Sohn nun die mächtige Mitttlerin und Versöhnerin der ganzen Welt ist (Pius IX. in der Bulle "Inefabilis"). Christus ist die Quelle, aus deren Fülle wir alle erhalten (Jo. 1, 16); von ihm aus wird der ganze Leib zusammengefügt und zusammengehalten durch jedes Band der Dienstleistung... und wird das Wachsen des Leibes bewerkstelligt zu Erbauung seiner selbst in Liebe (Eph. 4, 16). Weil aber Maria alles an Heiligkeit und inniger Vereinigung mit Christus übertrifft und von ihm selbst zur Vollführung des Erlösungswerkes herangezogen wurde, in der Absicht, daß sie schicklichermaßen an uns vermittle, was er von Rechts wegen verdient hat, so ist und bleibt sie die vornehmste Mitwirkerin bei der Gnadenverteilung. Er sitzt zur Rechten der Majestät im Himmel (Hebr. 1, 3), Maria aber steht als Königin zu seiner Rechten als die bewährte Schützerin und die zuverlässigste Helferin aller Gefährdeten; unter ihrer gnädigen und mächtigen Führung darf niemand fürchten, niemand verzweifeln (Pius IX. in der Bulle "Inefabilis").
Auf dieses hin kehren wir zu unserem Hauptsatz zurück. Haben wir nicht mit Fug und Recht behaupten können, daß Maria, nachdem sie so treu zu Jesus gestanden, vom Hause in Nazareth bis zum Fels von Kalvaria, und vertraut wie niemand anders mit den Geheimnissen seines Herzens war, daß sie nun auch seine Verdienste gleichsam nach Mutterrecht verwaltet? Gibt es nun einen besseren, sichereren Weg zu Christi Kenntnis und Liebe als Maria? Sind nicht ein trauriger Beweis dieser Wahrheit leider gerade jene, die, betört durch die List des bösen Feindes oder irregeführt durch falsche Vorurteile, meinen, der Hilfe der Jungfrau entbehren zu können? die Armen und Unglücklichen meinen, Maria übersehen zu müssen, um Christus die Ehre zu geben, und wissen nicht, daß das Kind nicht zu finden ist als bei Maria, seiner Mutter.
Pius X. fährt dann fort: "Fragen wir, wie doch diese Überzeugung von der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria zu jeder Zeit so in der christlichen Anschauung liegen konnte, daß sie den Gläubigen wie eingegossen und angeboren zu sein scheint? Dionysius der Kartäuser gibt uns die Erklärung mit den Worten: Abscheu und Entsetzen hält uns ab, zu sagen, daß diejenige, die den Kopf der Schlange zertreten sollte, zu irgendeiner Zeit von der Schlange zertreten wurde, und daß die, welche Mutter des Herrn sein sollte, jemals die Tochter des Teufels war (3 Sent. d. 3, q. 1). Nie und nimmer kann das christliche Volk einsehen und verstehen, wie das heilige, unbefleckte, unschuldige Fleisch Christi in dem Schoß der Jungfrau von einem Fleische genommen sein konnte, dem auch nur einen Augenblick der Sündenmakel anhaftete.
Wenn aber jemand wünscht, - und wer sollte das nicht? - die Jungfrau auf vollkommenere Art zu verehren, der muß natürlich weiter gehen und mit Ernst dahin streben, auch ihr Beispiel nachzuahmen.
Von der Liebe zu Gott gehen wir nun zu der Erwägung über, wie die Betrachtung der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau uns aufmuntern kann zur Beobachtung des Gesetzes, das Jesus mit Vorzug sein Gebot nannte, nämlich zum Gebot, daß wir einander lieben, wie er selbst uns geliebt hat. - Ein großes Zeichen, so beschreibt der Apostel Johannes das ihm gewordene Gesicht, ein großes Zeichen erschien am Himmel: Ein Weib, bekleidet mit der Sonne, der Mond zu ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen (Offb. 12, 1). Jeder nun weiß, daß dieses Weib niemand anders bedeutet als Maria, die als unversehrte Jungfrau Christus, unser Haupt, geboren. Und das Weib, so fährt der Apostel fort, war gesegneten Leibes, schrie in Wehen und war in Pein, zu gebären (Ebd. 12, 2). Der Apostel sah also die heilige Gottesmutter, obwohl sie bereits beseligt im Himmel war, doch an geheimnisvollen Geburtswehen leiden. Was war das doch für eine Geburt! Unsere Geburt ist es, die wir, in der irdischen Verbannung zurückgehalten, zur vollkommenen Liebe Gottes und zur ewigen Glückseligkeit noch geboren werden müssen. Ihre Geburtswehen aber bedeuten die Liebe und den Eifer, mit denen die Jungfrau auf dem Himmelsthron wacht und durch ihre fortwährende Fürbitte zu bewirken sucht, daß die Zahl der Erwählten voll werde.

Aus der marianischen Antrittsenzyklika St. Pius X. "Ad diem illum" vom 2. Februar 1904, die dem Gedächtnis der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis (1854-1904) galt.

Prälat Dr. Robert Mäder, unser Vorbild, unser Fürsprecher


Prälat Robert Mäder (1875-1945), der Gründer und Redakteur der "Schildwache", war ein Priester nach dem Herzen Gottes, ein wahrer Apostel. Was er sein wollte, das wollte er ganz sein, ein ganzer Priester, ein ganzer Pfarrer. Alle Halbheit war ihm verpönt. Er war nie ein Kompromißler und wollte nicht einmal in den Ruch eines solchen kommen. Die Wahrheit ging ihm über alles. Er sagte sie offen, frei und ungeschminkt, feurig, mit hoher Begeisterung, aber immer in edler Sprache, ohne zu verletzten.
Robert Mäder war der "pastor bonus", der gute Hirte seiner Herde. Er kannte die Seinen und die Seinen kannten ihn. Sie waren bereit, für ihren Pfarrer durchs Feuer zu gehen, besonders die Jungen.
Pfarrer Mäder war von Anfang an der feurige Verkünder der Reformdekrete Pius X. Er hat die Papstworte seiner Herde zugänglich gemacht. Er hat sie in die Tat umgesetzt. "Alles in Christo erneuern" war auch Mäders Programm.
Im Kampfe gegen den Liberalismus war er unerschrocken und unermüdlich. Die Liberalen des Kantons Solothurn fürchteten ihn. Als er Ende 1912 seine erste Pfarrei Mümliswil verließ, konnte er mit Recht sagen: "Hier ist kein Liberaler, der noch bona fide (guten Glaubens) liberal wäre, denn ich habe ihnen alles klar und deutlich gesagt, was zu sagen war." - Als Pfarrer Mäder diese Pfarrei 1901 angetreten hatte, war sie eine liberale Hochburg. Nach seiner 10jährigen Tätigkeit war sie ein katholisch-konservatives Zentrum.
Immer wieder verlangte Pfarrer Mäder für katholische Kinder katholische Schulen, katholische Lehrer, eine katholische Erziehung.
In Basel gründete er die nachmals blühende Theresienschule für Mädchen. Eine katholische Knabenschule lag auch in seinem Plane.
Die Kirchenkanzel genügte ihm nicht. Er griff zur Feder und schrieb für seine geliebte "Schildwache" den geistsprühenden kernkatholischen Leitartikel. Das war während 33 Jahren keine Kleinigkeit. Aber der große Denker brachte doch immer wieder alte Wahrheiten in neuer Form.
Gewöhnlich waren diese Leitartikel der Inhalt seiner gehaltvollen Sonntagspredigt. Darauf hat sich Pfarrer Mäder tagelang vorbereitet. Und zwar stundenlang auf den Knien!
Das Gebet, verbunden mit strenger Aszese, war das Geheimnis seines Erfolges.
Wenn er eimal ein Thema im Kopfe hatte, dann meditierte er darüber stunden-, ja tagelang. Begreiflich, daß er dann etwas wortkarg war. Er hatte eben zu viele große Gedanken im Kopfe, als daß er sich mit kleinlichen Dingen abgeben konnte.
Pfarrer Mäder galt nicht als großer Gesellschafter. Wer ihn aber kannte, wie der Schreibende, der mußte nur die rechte Taste drücken: - Liberalismus - Schule - hl. Messe - öftere Kommunion - Pius X. - Maria - Fatima - rationalistische Bibel-Exegese - katholische Presse - Kompromisse - Komunismus - katholische Schlafmützen - hei, dann konnte Pfarrer Mäder auf einmal reden! Und zwar so, daß man wußte, woran man war.
Beständiges Studium und anthaltendes Beten machten aus Pfarrer Mäder einen ernsten Mann. Er war aber einem gesunden Humor keineswegs abgeneigt. Er konnte bei Tisch herzlich lachen, wenn die Vikare einen lustigen Spaß erzählten oder wenn auf der Theaterbühne ein drolliges Stück gegeben wurde.
Nach dem Mittagessen machte er bei jedem Wetter einen Spaziergang in Begleitung eines Vikars. Wer es dann verstand, den Redefluß in Gang zu bringen und zu unterhalten, der lernte in Pfarrer Mäder nicht nur einen tiefen Denker und Theologen, einen strengen Logiker und Streiter Christi, sondern auch einen warmen, liebevollen Naturfreund kennen. Wie ein hl. Franziskus konnte er sich mit jedem Blümlein abgeben, mit jedem Singvögelein sich unterhalten.
Pfarrer Mäder wurde in der freien Natur zum einfachen Kinde, das sich einfach freut, weil alles Schöne vom lieben Gott kommt. Die Kinder mußten das fühlen. Alle gaben dem Herrn Pfarrer gerne die Hand, und er sprach gerne mit ihnen und erkundigte sich wie ein Vater nach ihrem Wohlergehen und nach Vater und Mutter und gab ihnen freundliche Grüße auf.
Nach dem Spaziergang machte er einen kurzen Besuch in der Kirche. Dann ging er wieder an die Arbeit.
Wie freute er sich doch, wenn er die Sonntagspredigt fertig geschrieben hatte. Man merkte es bei Tisch, auch wenn er es nicht sagte.
Oft hat er es gesagt, besonders wenn das Thema besonders schwierig war. Für Anregungen und gute Gedanken war er immer sehr dankar und freute sich, wenn die Vikare mit ihm einig gingen und mit dem Pfarrer Hand in Hand zusammenarbeiteten.
Pfarrer Mäder war seinen Vikaren ein leuchtendes Vorbild in jeder Beziehung. Wer ihn noch nicht kannte, fürchtete sich ein wenig. Aber gar bald ging die Angst in Ehrfurcht über.
Pfarrer Mäder, der große Donnerer auf der Kanzel, hatte, wie gesagt, ein kindlich warmes Gemüt. Es äußerte sich besonders in seiner glühenden Liebe zur Muttergottes. Seine kirchlichen Marienfeiern in der Basler Heiliggeistkirche waren immer gut vorbereitet und hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. An Maria hielt er sich im Leben und besonders innig im Sterben.
In seinen letzten Jahren hatte ihm eine Zuckerkrankheit viele körperliche Beschwerden gebracht. Doch klagte er nie.
Sein letzter Spaziergang war der Weg zur mittelalterlichen Muttergottesstatue im Giebel des Basler Münsters. (Man hatte diese Statue im 16. Jahrhundert wegen ihrer Höhe nicht herunterschlagen können.)
Etwa sechs Monate lang war Prälat Mäder ans Krankenlager gefesselt. In Geduld hat er sein Fegefeuer abgebüßt. Im Beisein aller Vikare ist er am 25. Juni 1945 ruhig und friedlich in den Himmel hinübergeschlummert.
Unter seinem Nachlaß fanden sich Bußgürtel und Geißel. Niemand hatte etwas davon gewußt. Jetzt ist uns manches klar. Warum war er oft so bleich? Warum mochte er nicht essen? Warum sah er schon morgens so müde aus? Gott weiß warum.
Prälat Mäder war ein Asket in der Stille und im Verborgenen. Er wollte nicht auffallen. Niemand sollte wissen, wiviel Schweiß und Blut seinen Predigten und Artikeln den Stemple des Erfolges aufgedrückt hatten. Tatsächlich war Pfarrer Mäders Erfolg größer als er ihn wahr haben wollte.
In seiner Bescheidenheit hat er das Prälatenkleid nur selten getragen, etwa an der Fronleichnamsprozession, die er als erster Pfarrer 400 Jahre nach der sogenannten Reformation in Basel wieder mutig eingeführt hatte. -


Oft sagte er mir, die Kirche sollte mehr zu den Arbeitern herabsteigen. Wir müssen die Arbeiter zu gewinnen suchen. Wenn wir Katholiken nicht sozialer sind in Wort und Tat, wird uns der Kommunismus zur Strafe überrennen. "Die Religion ist nur so viel wert wie Deine Caritas."
Demnach war Pfarrer Mäders Religion vorbildlich, denn er ist arm gestorben. Was er besaß, erhielt die Theresienschule.
Einem Vertrauten hat er einmal gestanden: "Seitdem ich anfing, am Schluß eines Monats, was ich am Hauhalt erübrigte, in die Armenkasse zu legen, fühl' ich mich frei und froh wie ein König."
Nun begreifen wir auch seine Liebe zum hl. Franziskus, dem heiligen Habenichts, dem Bruder "Immerfroh".
Pfarrer Mäder war eine Persönlichkeit, eine starke Persönlichkeit, eine Größe des Geistes, eine Größe des Willens, eine Größe des Herzens.

Pfarrer O. Aeby, Luzern
Bitte unbedingt lesen:

Samstag, Juni 10, 2006

Gebet der Vollkommenen Hingabe an Maria

Vom hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort

Ich treuloser Sünder erneuere und bekräftige heute in Deine Hände, o Unbefleckte Jungfrau Maria, meine Taufgelübde. Ich widersage für immer dem Satan, seiner Pracht und seinen Werken und übergebe mich ganz Jesus Christus, der menschgewordenen Weisheit, um mein Kreuz ihm nachzutragen alle Tage meines Lebens. Und damit ich Ihm treuer sei, als ich es bisher gewesen, erwählte ich Dich heute, o Maria, in Gegenwart des ganzen himmlischen Hofes zu meiner Mutter und Herrin. Ich übergebe und weihe Dir als Dein volles Eigentum meinen Leib und meine Seele, meine inneren und äußeren Güter und selbst den Wert aller meiner vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen guten Werke, indem ich Dir das ganze und volle Recht überlasse, über mich und all das Meinige ohne Ausnahme nach Deinem Wohlgefallen zu verfügen zur größeren Ehre Gottes für Zeit und Ewigkeit. Amen.

Bild: Muttergottes im Museum Rieder, Morcote, Tessin, Schweiz - K. Beuron 2035

Donnerstag, Juni 08, 2006

Christi Reich auf Erden und im Himmel = Ecclesia Militans et Triumphans


Die sogenannte Disputà von Raffael in den Stanzen des Vatikan.


Die Überreichung der Schlüssel des Himmelreiches an Petrus - Gemälde von Perugino in der Sixtinischen Kapelle des Vatikan: Matth. 16, 18: "Du bist Petrus (der Fels) und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen... Ich will dir die Schlüssel des Himmelsreiches verleihen."

Verleihung der Hirtengewalt in Christi Reich an Petrus: Ev. Joh. 21, 15-17; Teppich-Gemälde von Raffael im Vatikan

Mittwoch, Juni 07, 2006

Rom und die Römer zur Zeit der ersten Christen

Kein Ort der Welt ist geeigneter, das Glaubensleben der ersten Christen, ihre Hoffnung und ihre Liebe kennen zu lernen als Rom, die ewige Stadt, die Stadt, "welche zugleich das Höchste der Zeit und der Ewigkeit in sich enthält".
Zur Zeit, als das Christentum seine ersten Strahlen über diese Stadt ergoß, war sie zu einer Großartigkeit herangewachsen, die alle Begriffe übersteigt. - Mehr als zwei Millionen Menschen zählte sie innerhalb ihren Mauern.Von ihrer Mitte, "der goldenen Meilensäule" des Forums aus, führten 28 mit breiten Steinplatten belegte Straßen in die fernsten Provinzen des Reiches. Alle Schätze der damals bekannten Welt flossen in ihr zusammen. Nichts glich der unerhörten Pracht ihrer Paläste und Tempel. Von den erstern zählte sie beinahe 2000, von den letztern mehr als 400, in welchen alle Götter der Welt angebetet und verehrt wurden. Die Stadt war stolz darauf, mehr als 3000 Gottheiten zu besitzen, deren Zahl immerfort sich vermehrte. Vom Kaiser Augustus angefangen, betrachteten sich alle Beherrscher des Reichs als die höchsten Priester (pontifices maximi) dieser Gottheiten, ja die größten Scheusale unter ihnen verlangten sogar bei Lebzeiten göttliche Ehre. Der wahre Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, war weder erkannt noch verehrt.
Was nur immer den Sinnen schmeichelte, was nur immer der Weichlichkeit fröhnte, was nur immer die Genußsucht förderte und der Wollust diente, war in dieser Stadt zu finden und zum Genusse geboten. Wohin immer das Auge blickte, sah es Gegenstände unbeschreiblicher Pracht, bewundernswerter Kunst, aber auch Dinge, vor denen jegliche Tugend errötet. - Unzählige Statuen von Marmor, von Bronze und vergoldetem Kupfer erglänzten im Sonnenlicht. Circus-Anlagen von unerhörter Größe vergnügten die Römer mit Spielen aller Art; mehr als 800 Bäder mit Säulengängen und Lustgärten dienten dem weichlichen Leben der römischen Bürger und Frauen. In der Tat war Rom die Stadt der Welt, an Reichtum, Pracht und Herrlichkeit kam ihr nichts mehr gleich.
Aber "hinter all diesem Glanze lauerte das tiefste Elend, die größte menschliche Verkommenheit, die entsetzlichste Verwilderung des Gemütes. Dem allgemeinen Sittenverderbnis konnte der Dienst, den man den Göttern widmete, nicht abhelfen." "Gab es doch keine Schandtat, welche nicht im Beispiel der Götter seine Rechtfertigung fand." Hatten ja die Diebe, die Betrüger ihre eigene Gottheit!! Man brachte den Göttern Opfer und Gebete dar, aber nicht um Weisheit und Tugend zu erlangen, sondern um Glück und Wohlstand oder das Gelingen irgend eines, nicht selten frevelhaften Unternehmens. Wahrsagerei, Zeichendeuterei, Zauberei, kurz Lug und Trug war mit diesem Götzendienst verbunden!! Weil eine solche Religion dem eingerissenen Sittenverderbnis noch Vorschub leistete, wandte sich der denkende Römer von derselben hinweg, aber nur, um den Ungereimtheiten, dem Zweifel der sogenannten Philosophen oder Weltweisen Gehör zu geben, die meistens die Wahrheit verdunkelten, auf die wichtigsten Fragen des menschlichen Herzens keine Antwort zu geben wußten und selbst das Beispiel eines verkommenen Lebens gaben. -
So kam es, daß die Selbstsucht der Beweggrund aller Handlungen des Römers wurde, daß seine Habsucht, sein Ehrgeiz, seine Genußsucht alle Schranken durchbrach. - Wer nicht römischer Bürger war, war kein Mensch, ein Barbar, nur geschaffen, um zu dienen und zu gehorchen. Vermögen galt als Tugend, der Stolz als Seelengröße, die Demut kannte man nicht einmal dem Namen nach!
Die Ehe war aller religösen Weihe entkleidet; sie war kein Bund der Herzen. Ehrgeiz, Laune, Habsucht, rohe Lust schlossen sie. - Eheliche Treue war fast unbekannt geworden. Des Kaisers Claudius Gattin, Messalina, verlobte sich bei Lebzeiten desselben öffentlich und feierlich mit einem jungen römischen Bürger, ohne daß dies beanstandet wurde. -
Die Frau stand ganz unter der Gewalt des Mannes; sie war nur Gegenstand seiner Gelüste. Weil herabgesunken von ihrer Würde kannte die römische Frau keine Gottesfurcht, keine Keuschheit mehr. Ehebruch und Ehescheidung waren an der Tagesordnung. Vergebens gebot unter Kaiser Augustus ein Gesetz den Männern, sich zu verehelichen. Aus Eckel an dem Weibe entehrte sich der Mann.
Das Kind war Eigentum des Vaters; er konnte schalten mit ihm, wie er wollte. Wurde es geboren, legte man es zu seinen Füßen; hob er es auf, durfte es leben und wurde erzogen; ließ er es liegen, so wurde es ausgesetzt, ins Wasser geworfen oder im Wald den wilden Tieren überlassen. Die Erziehung des Kindes besorgten nicht die Eltern, sondern Sklaven. Diese entwürdigten Menschen konnten dem Kinde keinen Seelenadel, keine Tugend beibringen.
Der Arme war ohne Hilfe, ohne Trost. Bei den Römern war Armut Schande. Wurde ein Armer krank, oder war er gebrechlich, so blieb er seinem Elende erbarmungslos preisgegeben; man hielt es für ein Verbrechen, sein Schicksal zu erleichtern. Unter Kaiser Claudius belud man drei Schiffe mit solchen Unglücklichen und versenkte sie dann ins Meer!!
Nur Sklaven arbeiteten; der römische Bürger glaubte sich durch Arbeit entehrt. Der Sklave war vollkommenes Eigentum des Herrn; er war nur eine Sache, nach Geld geschätzt. Der Herr hatte das Recht über sein Leben; er konnte ihn peitschen, entehren, töten, ohne Bestrafung zu fürchten. Er war nur das Lasttier des Römers und als solches geduldet. Wurde ein Sklave krank oder alt, so ließ man ihn liegen oder schlug ihn tot. In Rom gab es mehr als eine Million Sklaven; auch die Kriegsgefangenen zählten zu ihnen. Den Launen ihrer Herren und Frauen preisgegeben, war oft ihr Leben nichts als eine lange Marter, die nur der Tod entdete, und oft was für ein Tod?!! Sie mußten sich zur Augenweide des blutdürstigen Römervolkes als Gladiatoren im Amphitheater gegenseitig bekämpfen und erwürgen; denn am liebsten sah der Römer Menschen im blutigen Kampfe miteinander oder im Kampfe mit Elephanten, Löwen, Bären getötet, zerfleischt, zerrissen weden. Oft an einem einzigen Tage erwürgten sich gegenseitig hundert oder fielen unter den Tatzen und Zähnen wilder Tiere!!!
Mitleid kannte der Römer nicht mehr; am liebsten sah er Menschenblut fließen. Je mehr Blut, desto lauter sein Jubel. Selbst sein üppiges, mit den kostbarsten Leckerbissen aus allen Ländern der Welt besetztes Mahl genoß der Römer nicht ohne Anblick von Wunden und Blut. Während er auf schwellendem Polster den köstlichsten Wein schlürfte, Pfauenzungen und mit Menschenfleisch gemästet Fische speiste und Wohlgerüche das von Gold und Marmor schimmernde Gemach erfüllten, mußten arme Sklaven nackt, nur mit einem kurzen Schwert bewaffenet, bis aufs Blut kämpfen und sich erwürgen!!
Den Greuel des Verderbens, der damals in Rom herrschte, noch weiter zu schildern, sträubt sich die Feder. Rom war, wie der Evangelist Johannes in seiner geheimen Offenbarung schreibt: "das große Babylon, die Mutter der Hurerei und des Greuels auf Erden (17, 5), das Weib bedeckt mit Gold, Edelsteinen und Perlen, den Becher in der Hand, voll Greuel, Unreinigkeit und Hurerei" (17, 4).

(Quelle: siehe diesen Post) - Fortsetzung: Der Beginn des Christentums in Rom

Maria - die Unbefleckt Empfangene - die IMMACULATA - 2

2. Entfaltung der Lehre bei den Heiligen Vätern

Diese Lehre aus der Zeit der Urkirche haben die heiligen Väter ohne jeden Einspruch und klar genug überliefert. Sie versicherten, die allerseligste Jungfrau sei die Lilie unter Dornen gewesen, das gänzlich unberührte Lamm, unbefleckt, allzeit gesegnet, von jedem Makel der Sünde frei, das unverwesbare Holz, die allzeit reine Quelle; jene, die einzig und allein nicht des Todes, sondern des Lebens Tochter war, nicht des Zornes, sondern der Gnade Sproß, ungeschwächt und in jeder Weise unberührt, heilig und von jeder Sünde gänzlich frei, schöner als die Schönheit selbst, heiliger als die Heiligkeit, die allein Heilige, die - Gott ausgenommen - alle überragte und von Natur aus schöner, wohlgestalteter und heiliger war als selbst Cherubim und Seraphim und die ganze Heerschar der Engel. (Bulla Dogm. Ineffabilis Deus, 8.12.1854)

Dienstag, Juni 06, 2006

Maria - die Unbefleckt Empfangene - die IMMACULATA - 1

1. Grundlage des Glaubenssatzes in der Heiligen Schrift

Zunächst findet man die Grundlage dieser Lehre in der Heiligen Schrift selbst. In ihr spricht Gott, der Schöpfer aller Dinge, nach dem unheilvollen Sündenfall Adams die Versucher- und Verderberschlange mit den Worten an, die nicht wenige der heiligen Väter und Kirchenlehrer sowie die meisten anerkannten Exegeten auf die jungfräuliche Gottesmutter anwenden. "Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen..." (Gen. III, 15.) Wenn nun aber die allerseligste Jungfrau Maria irgendwann - weil mit der Erbsünde in ihrer Empfängnis behaftet - der göttlichen Gnade entbehrt hätte, so hätte wenigstens in diesem, wenn auch kürzesten Augenblick, diese ewige Feindschaft zwischen ihr und der Schlange, von der seit der ältesten Überlieferung bis zur feierlichen Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis die Rede ist, nicht bestanden. Es hätte dann eine gewisse Unterwerfung stattgefunden.
Außerdem wird die heiligste Jungfrau mit den Worten "voll der Gnade" (ebd.) oder "kecharitomene" und "gebenedeit unter den Weibern" (ebd. 42) gegrüßt. Die katholische Überlieferung hat diese Wort immer folgendermaßen verstanden: "Dieser einzigartige und feierliche, sonst nie vernommene Gruß zeigt, daß die Gottesmutter aller göttlichen Gnaden Thron gewesen ist, daß sie mit allen Gnadengaben des Heiligen Geistes ausgestattet, ja sogar dieser Gnadengaben nahezu unbegrenzte Schatzkammer und unerschöpfliche Tiefe gewesen ist, so daß sie niemals dem Fluche unterworfen" (Bulle Ineffabilis Deus) war.

Freitag, Juni 02, 2006

Das tausendjährige Reich - Teil 1

Das tausendjährige Reich der Geheimen Offenbarung des Apostels Johannes ist die Zeit, in der die katholische Kirche ungestört von Verfolgungen die heiligen Geheimnisse, besonders das heilige Opfer Christi, feiern und erneuern konnte.
Die Anbetung des wahren Gottes, feierlich in der Öffentlichkeit vollzogen, und die Anbetung Christi im heiligsten Altarssakrament sind etwas so Erhabenes, daß es keine genauere und bessere Deutung des tausendjährigen Reiches gibt.
Das Wort Reich ("regnum") bezeichnet Freiheit, freies eigenes Schalten und Walten ("regere").
Tausend Jahre lang konnte die Kirche nach dreihundertjähriger drückender Beengung in den Katakomben frei die Form der gottesdienstlichen Feier bestimmen.
Frei und öffentlich konnte die katholische Kirche ihren Glauben an die Gegenwart des Heilands im heiligsten Altarsakrament bekunden. Frei konnte sie die für diese Bekundung erforderlichen Zeremonien auswählen und bestimmen, wie z.B. die Kniebeugungen. Die Apostel im Abendmahlssaal waren dazu noch nicht fähig gewesen. Denn das letzte Abendmahl des Herrn fand nicht öffentlich statt. Es war geheim: Die Häscher Jesu standen schon bereit und nahmen ihn wenige Stunden später gefangen, und er wurde als Gotteslästerer vom Hohenpriester Kaiphas zum Tode verurteilt. Darum ist es ganz und gar sinnlos, wenn heute eine freie Kirche die Feier des hl. Meßopfers bis auf jene Form verkleinern will, die sie hatte, als die Priester und Gläubigen noch unter höchster Lebensgefahr zusammenkamen.
Die oben genannte Deutung des tausendjährigen Reiches ist durch folgende Tatsachen der Apokalypse geboten:
1.) Das tausendjährige Reich folgt auf die Vernichtung der beiden Tiere, der heidnischen römischen Weltmacht und des römischen Götzenpriestertums: "apprehensa est bestia et cum ea pseudopropheta" - "Das Tier und der falsche Prophet wurden gepackt... und in einen See von brennendem Schwefel geworfen" (19, 20). Die Braut des Lammes, die Kirche, bereitet sich auf die große Zeit der kommenden Freiheit vor (Apk. 19, 7), auf die "Hochzeit des Lammes".
Eine Hochzeit ist eine öffentlich und feierlich gehaltene Trauung. Das Lamm, der gekreuzigte Sohn Gottes, erhebt Anspruch auf die Liebe sowohl jedes einzelnen Christen ("du hast deine erste Liebe verlassen", Apk. 2, 4) als auch auf die feierliche Bezeugung der Liebe durch die gesamte Kirche ("Wenn ich von der Erde erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen", Joh. 12, 32).
Während der jahrhundertelangen blutigen Verfolgung durch den römischen Staat konnte selbstverständlich keine "Hochzeit des Lammes" stattfinden, d.h. keine öffentliche und feierliche Verbindung mit Christus. Wohl aber konnte dies geschehen, als Kaiser Konstantin der Kirche durch das Toleranz-Edikt von Mailand die Freiheit gegeben hatte (313), und erst recht konnte es geschehen, als nach den Stürmen der Völkerwanderung Kaiser Karl der Große in Rom feierlich zum Oberhaupt des heiligen römischen Reiches deutscher Nation gekrönt wurde.
2.) Während des tausendjährigen Reiches werden jene Zeugen Christi zur Ehre der Altäre erhoben, die das Tier, d. h. den heidnischen römischen Staat, und sein Bild nicht angebetet hatten. Neben der Fesselung des Drachen ist dies das zweite eigentliche Merkmal des tausendjährigen Reiches: "Selig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung", Apk. 20, 6.
Der Vers vier des 20. Kapitels der Geheimen Offenbarung ist nur als Vision der feierlichen kirchlichen Heiligsprechungen zu deuten. Es geht an dieser Stelle nicht um das Weltgericht Gottes am Jüngsten Tage. Denn Johannes schaut nicht nur einen einzigen Thron sondern deren viele: "Ich sah Throne, und man setzte sich darauf, und den Thronenden wurde das Gericht übertragen".
Es geht auch nicht um eine Gerichtsverhandlung über irgendeinen Bösewicht: Davon ist hier nicht die Rede. Es geht einzig und allein um die richterliche Entscheidung des kirchlichen Senates, daß die Seelen der wegen Christus Enthaupteten, die Johannes vor den Thronen sieht, für "selig" und "heilig" erklärt werden, und daß festgestellt wird, der zweite Tod, nämlich die ewige Verdammung, komme für sie nicht mehr in Frage. Die auf den Thronen sitzenden Richter, die Johannes schaut, und die Seelen der Enthaupteten sind nicht dieselben, sondern die Richter stellen fest, daß die Blutzeugen Christi mit diesem tausend Jahre herrschen werden.
Johannes sieht, wie geistliche Richter Urteile über die heldenhafte Tugend von Blutzeugen, Bekennern und Jungfrauen fällen und wie diese daraufhin in der Kirche zu leben beginnen: Sie werden zur Ehre der Altäre erhoben, d.h. nicht nur ihre Reliquien werden unter oder über den Altarsteinen verehrt, sondern auch ihre Namen werden bei der hl. Messe in unmittelbarster Nähe der hl. Wandlung genannt. Die Blutzeugen, Bekenner und Jungfrauen werden als Selige und als Heilige bezeichnet und sie werden sowohl von der gesamten Kirche als auch von den einzelnen Gläubigen angerufen, wie wenn sie lebendig anwesend wären. In dieser Weise erklärt die Kirche feierlich, daß die betreffenden Heiligen "mit Christus leben und herrschen", und die Anwesentheit der zahlreichen Heiligenbilder und Statuen in unseren Gotteshäusern ist nur ein Ausdruck dieses uralten Glaubens der Kirche. Diejenigen, die nur noch Betonsilos ohne Heiligenstatue bauen lassen, haben kein Verständnis mehr für das Leben und Herrschen der Heiligen mit Christus.
Der erste eigentliche kirchliche Heiligsprechungsprozess fand nach dem Tode des hl. Bischofs Ulrich von Augsburg im Jahre 973 statt. Aber schon lange zuvor hatte die kirchliche Obrigkeit bestimmt, welche Heilige bei der heiligen Messe zu nennen und so mit Christus als herrschend anzusehen sind.
Alfred Läpple hat in seinem 1966 erschienenen Buch ("Die Apokalypse des Johannes") bei der Erklärung des tausendjährigen Reiches den überaus wichtigen Vers vier des 20. Kapitels ganz ausgelassen. Das ist die einfachste Erklärungsweise der heutigen wissenschaftlichen Theologie nach dem II. Vatikanischen Konzil.
Prof. Alfred Wikenhauser (+) behauptete im Jahre 1949:
"Der Vers 4 ist kaum sicher deutbar. Der Satzteil 'Ich sah Throne, und sie setzten sich darauf...' fußt auf Daniel 7,9 ('Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und ein Hochbetagter Platz nahm')". Diese Behauptung Wikenhausers ist falsch. Die Worte des Apostels Johannes "fußen" nicht auf dem Propheten Daniel, sondern sie haben nur entfernte Ähnlichkeit damit. Die Worte des Apostels fußen auf dem, was ihm Gott in der Vision gezeigt hat.
Weihbischof Dr. Eduard Schick (1959) sagt im übrigen über diese Stelle, daß der Vers vier des 20. Kapitels mit Daniel 7,9 "inhaltlich nichts gemein hat". Ferner gibt er zu, "daß die Gruppe, die der Seher (nämlich Johannes) dann schaut und eindeutig beschreibt, diejenigen darstellt, denen das Urteil gesprochen werden soll. Es sind die Martyrerseelen... Die Belohnung, die ihnen zuteil wird, besteht darin, daß sie zum Leben kommen und Anteil erhalten an der Königsherrschaft Christi". -- Bei solchen Worten möchte man meinen, Weihbischof Dr. Schick würde sich offen dazu bekennen, daß hier nichts anderes als die Heiligsprechung der Martyrer, Bekenner und Jungfrauen gemeint ist, die von der römisch-katholischen Kirche feierlich als Lebende geehrt werden. Trotzdem tut Weihbischof Schick so, als könnte er keine sichere Auskunft darüber geben, was mit den Worten bei 20,4 gemeint ist "sie wurden lebendig". Er fügt hinzu: "Nirgends ist die Erde als der Ort genannt, an dem sie sich dieser innigen Christusgemeinschaft erfreuen; den ganzen Umständen der Vision entsprechend muß an den Himmel gedacht werden".
Hier irrt sich Weihbischof Dr. Schick.
Denn der Apostel Johannes schaut unmittelbar zuvor, wie das Tier und die Könige der Erde mit ihren Armeen zum Kampf versammelt waren "gegen den, der auf dem Pferde saß". Johannes schaut also Christus den Herrn auf Erden zu Pferde reitend, und zwar unmittelbar bevor das tausendjährige Reich beginnt, und genau so werden auch während des tausendjährigen Reiches die Throne dort aufgestellt, wo der Drache und das Tier zuvor ihre Macht ausgeübt hatten, nämlich in Rom.
Christus kämpft und herrscht auf Erden ("Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat"!) und so finden auch die Heiligsprechungen des tausendjährigen Reiches auf Erden statt. Sie werden freilich im Himmel sanktioniert gemäß dem Worte Christi an Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben..."
Die katholische Kirche hat doch noch niemals eine andere Auffassung gehabt, als daß die Heiligen leben! "Gott ist kein Gott der Toten sondern der Lebendigen", sagt der Heiland (Matth. 22,32). Wenn dies von den alten Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob gilt, dann erst recht von den Blutzeugen Christi.
Prof. Peter Ketter (Herders Bibelkommentar 1953) meinte, daß die in Apk. 20,4 auf Thronen Sitzenden solche "Jesusjünger" seien, "die zur Seligkeit gelangt sind". Ihnen werde das Gericht darüber übertragen, das heißt die Entscheidung darüber, wer der ersten Auferstehung würdig sei und wer nicht.
Das ist eine Auffassung, die der Wirklichkeit der streitenden und triumphierenden Kirche widerspricht. Denn die Entscheidung darüber, wer der ersten Auferstehung würdig ist, d.h. wem der zweite Tod - die Hölle - nichts mehr anhaben kann, wird nicht von solchen getroffen, die bereits zur Seligkeit gelangt sind, sondern sie wird von solchen gefällt, die noch hier auf Erden sind, und zwar von solchen, die im Senat der Kirche sind.
Die Fesselung des Drachen kann nur darin bestehen, daß dieser dem "Tier" und anderen ähnlichen Wesen keine Macht mehr übertragen kann, wie er es vorher getan hatte (Apk. 13,2). Alle jene Völker des römischen Reches, deren Vorfahren einst gemäß der Apokalypse den Drachen angebetet hatten - dieser hatte ja sogar von Christus selbst verlangt, ihn anzubeten -, widersagten ihm jetzt bei der Taufe in feierlichen Worten und beteten Christus an. Solchen Völkern kann der Drache keine Macht mehr übertragen.
Nach Erlangung ihrer Freiheit sprach die Kirche künftig bei jeder heiligen Taufe, außer der Nottaufe, den Exorzismus gegen den Satan. Erst das sonderbare II. Vatikanische Konzil kam auf die Idee, diesen Exorzismus bei der hl. Taufe abzuschaffen. Das, was die deutschen Bischöfe in den neuen Taufzeremonien "Exorzismus" nennen, ist nur noch Schein und Täuschung. Es ist kein Exorzismus mehr. Unsere Bischöfe haben die Taufzeremonien gefälscht.
Ein Exorzismus ist eine Beschwörung des bösen Feindes im Namen Gottes und im Namen der Kirche, ein Befehl an ihn, von einem bestimmten Ort oder von einem bestimmten Menschen zu weichen. Ein bloßes Gebet zu Gott Vater einen "Exorzismus" zu nennen, wie es die deutschen Bischöfe in den neuen Taufzeremonien tun, ist nicht nur Täuschung und Widersinn, sondern eine Beleidigung Gottes. Hier sieht man die Verdrehtheit und Verkehrtheit des II. Vatikanischen Konzils auffallend deutlich.
Papst Paul VI. ist in dieser Hinsicht ohne jeden Zweifel mitverantwortlich.
Wenn man schon den Exorzismus der Sache nach ganz abschafft, dann sollte man auch das Wort nicht mehr gebrauchen. Aber die deutschen Bischöfe schwanken noch unentschlossen hin und her, ob sie sich ganz auf die Seite des Tübinger Teufelsspezialisten Herbert Haag stellen sollen oder nicht. Auf jeden Fall geben unsere deutschen Bischöfe ein Beispiel von Glaubensschwäche. Sie geben aber nicht nur ein Beispiel der Schwäche in der wichtigsten Tugend, sondern sie heben die Fesselung Satans dadurch auf, daß sie den Exorzismus vor der entscheidensten Sakramentenspendung beseitigen.
Unter Duldung, wenn nicht mit Gutheißung Papst Paul VI. zeigen die deutschen Bischöfe, daß sie den Satan und seine Macht nicht mehr ernst nehmen. Darüber ließe sich noch vieles sagen.
Die Fesselung des Drachen bestand darin, daß ihm die freigewordene katholische Kirche ununterbrochen im Namen Christi entgegentrat. Es verging keine Stunde und kein Augenblick, in dem der Drache nicht im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit und im Namen der Kirche beschworen wurde, von den Menschen zu weichen, und all das wurde jetzt durch das II. Vatikanische Konzil aufgehoben.
Die Bischöfe verlangen unter der Nr. 15 des neuen Kindertaufritus: "der Taufspender soll sich ohne Auslassung an die hier bechriebene Ordnung halten".
Das ist ein ohnmächtiger und kraftloser Wunsch unserer Oberhirten. Denn die Bischöfe haben sich selber der Auslassung eines wichtigen Teiles der Taufe schuldig gemacht, der bisher über tausend Jahre lang heilig gehalten worden war, nämlich des Exorzismus.
Die deutschen Bischöfe sagen die Unwahrheit und täuschen das Volk, indem sie behaupten, die Schlußoration des sogenannten Wortgottesdienstes bei der neuen Taufe habe "den Charakter eines Exorzismus" (Nr. 17, S. 27). Das betreffende Gebet lautet:
"Allmächtiger ewiger Gott, du hast deinen Sohn in die Welt gesandt, damit er uns von der Macht Satans befreie, der Finsternis entreiße und in das wunderbare Reich deines Lichtes vesetze. Wir bitten dich inständig, löse diese Kinder aus der Verstrickung der Erbschuld und laß den Heiligen Geist in ihnen wohnen: Durch Christus, unseren Herrn. Amen."
Ein solches Gebet zu Gott Vater kann man nicht einen Exorzismus nennen.
Die deutschen Bischöfe spielen unter Döpfners Führung die schwächste Rolle seit tausend Jahren. Noch niemals haben sie sich derart geschlossen dem Irrtum verschrieben. Die Bischöfe beanspruchten gegenüber dem Papst "kollegiale" Macht, und in Wirklichkeit sind sie fast wie wertlose Nullen im geistigen Kampf der Gegenwart geworden. Sie sind unfähig, das tausendjährige Reich und die "Hochzeit des Lammes" zu verteidigen.

Kaplan W.W.E. Dettmann, Buxheim, 1. September 1970
Veröffentlicht im "DAS ZEICHEN MARIENS", 4. Jahrgang, Nr. 6, Oktober 1970, Seiten 1031-1032.