Mittwoch, Juni 14, 2006

Drei Grundlehren des geistlichen Lebens

1. Gebet

Beten heißt, sich mit Gott unterhalten in Anbetung, Lob, Dank, Bitte und Abbitte. Die heilige Kommunion ausgenommen, können wir uns durch nichts auf Erden so innig mit Gott vereinigen wie durch das Gebet. Nirgends sind wir so wohlwollend und so herzlich aufgenommen wie bei Gott. Wenn wir selig werden wollen, müssen wir beten. Ohne Gebet gibt es kein geistliches Leben. Wer recht zu beten versteht, versteht auch recht zu leben. Sorgen wir für Liebe zum Gebet, dann werden wir auch immer Zeit finden zum Beten. Was man liebt, dafür findet man immer Zeit. Beten wir gerne, wie es uns der liebe Heiland zu beten gelehrt hat. Das Vaterunser ist das vortrefflichste Gebet, weil hier wirklich die Worte des Sohnes Gottes sind. Das Gegrüßet seist du, Maria, bildet nach dem Vaterunser den liebenden Schlußakkord des Christen an die Gottesmutter. Ihr gefällt gar sehr das Rosenkranzgebet ihrer Kind. Beim betrachtenden Gebet kommt es immer darauf an, die drei Seelenkärfte: Gedächtnis, Verstand und Willen, gut anzuwenden. Vor allem muß der Wille dazu angehalten werden, daß er den ganzen Tag den Vorsatz ausführe, den man am Morgen gefaßt hat. Es muß unser tägliches Bestreben sein, zu beten ohne freiwillige Zerstreuung, mit Eifer, Vertrauen, Beharrlichkeit und Demut. "Bittet, und es wird euch gegeben. Alles, um was ihr im Gebete voll Glauben bittet, werdet ihr erhalten. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, so wird er es euch geben. Betet ohne Unterlaß."

2. Selbstüberwindung

Das Gebet lenkt unsere Gedanken auf Gott. Wer Gott kennt, dem ist das Gebet leicht. Die Selbstüberwindung dagegen wendet unsere Sorge uns selbst zu. Sie lehrt, wie wir uns selbst behandeln sollen. Sie besteht in der Mühe, die wir uns geben müssen, um vernünftige, reine, edle Menschen und gute, opferwillige Christen zu sein. Der Weg ist zwar beschwerlich, aber das Ziel groß und glorreich. Für ein großes Ziel läßt der edle Mensch sich gerne Opfer kosten. Darum bemüht er sich täglich von neuem, die göttlichen und sittlichen Tugenden zu erwerben und sie in sich zu befestigen, alle Untugenden aber aus seinem Seelenleben zu entfernen. Damit dies aber um so sicherer gelinge, ist es notwendig, den Hauptfehler in sich zu entdecken und diesem die Quelle zu verstopfen, auf daß keine Nebenfehler daraus fließen können. "Wenn jemand mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme Tag für Tag sein Kreuz auf sich und folge mir. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann mein Jünger nicht sein."

3. Heilandsliebe

Beten ist notwendig. Sich selbst in der Gewalt haben, ist erhaben. Aber beides fällt dem Menschen gewöhnlich schwer. Da kommt die Liebe und macht alles leicht. Denn die Liebe ist das Band der Vollkommenheit. Sie wendet unser Herz von der Erde zum Himmel, hilft uns jedes Kreuz großmütig tragen und alle Opfer feudig bringen. Nur Gott, die reine Liebe, kann uns dauernd glücklich machen. Aus Liebe zu uns ist er ein schwaches, hilfloses Kind geworden. Sein ganzes Erdenleben, sein bitteres Leiden und Sterben, alles stand im Dienste dieses einen, höchsten Zweckes. Sein Fortleben im heiligsten Altarssakramente gilt noch immer Tag für Tag bis zum Ende der Welt dem erhabenen, göttlichen Ziele, in uns das Feuer seiner Liebe zu entzünden. Wie großartig und göttlich erweist sich die Liebe des Herrn gegen uns. Darum verlangt es die Dankbarkeit, daß wir Liebe mit Gegenliebe vergelten und alle unsere Handlungen, Mühen und Beschwerden unserm göttlichen Heiland aus Liebe aufopfern. Im Himmel Gott lieben ist keine Kunst, aber hier auf Erden im Lichte des Glaubens und oft im Kampfe mit feindlichen Mächten das Herz in Liebe zu Gott emporheben, das ist eine große Kunst und die beste Verherrlichung Gottes. Den Heiland kennen, ihn treu nachahmen und ihn innig lieben, ist der höchste Gewinn für Zeit und Ewigkeit. "Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich liebt, den wird mein Vater lieben, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. Bleibt in meiner Liebe."

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