Sonntag, Juni 11, 2006

Prälat Dr. Robert Mäder, unser Vorbild, unser Fürsprecher


Prälat Robert Mäder (1875-1945), der Gründer und Redakteur der "Schildwache", war ein Priester nach dem Herzen Gottes, ein wahrer Apostel. Was er sein wollte, das wollte er ganz sein, ein ganzer Priester, ein ganzer Pfarrer. Alle Halbheit war ihm verpönt. Er war nie ein Kompromißler und wollte nicht einmal in den Ruch eines solchen kommen. Die Wahrheit ging ihm über alles. Er sagte sie offen, frei und ungeschminkt, feurig, mit hoher Begeisterung, aber immer in edler Sprache, ohne zu verletzten.
Robert Mäder war der "pastor bonus", der gute Hirte seiner Herde. Er kannte die Seinen und die Seinen kannten ihn. Sie waren bereit, für ihren Pfarrer durchs Feuer zu gehen, besonders die Jungen.
Pfarrer Mäder war von Anfang an der feurige Verkünder der Reformdekrete Pius X. Er hat die Papstworte seiner Herde zugänglich gemacht. Er hat sie in die Tat umgesetzt. "Alles in Christo erneuern" war auch Mäders Programm.
Im Kampfe gegen den Liberalismus war er unerschrocken und unermüdlich. Die Liberalen des Kantons Solothurn fürchteten ihn. Als er Ende 1912 seine erste Pfarrei Mümliswil verließ, konnte er mit Recht sagen: "Hier ist kein Liberaler, der noch bona fide (guten Glaubens) liberal wäre, denn ich habe ihnen alles klar und deutlich gesagt, was zu sagen war." - Als Pfarrer Mäder diese Pfarrei 1901 angetreten hatte, war sie eine liberale Hochburg. Nach seiner 10jährigen Tätigkeit war sie ein katholisch-konservatives Zentrum.
Immer wieder verlangte Pfarrer Mäder für katholische Kinder katholische Schulen, katholische Lehrer, eine katholische Erziehung.
In Basel gründete er die nachmals blühende Theresienschule für Mädchen. Eine katholische Knabenschule lag auch in seinem Plane.
Die Kirchenkanzel genügte ihm nicht. Er griff zur Feder und schrieb für seine geliebte "Schildwache" den geistsprühenden kernkatholischen Leitartikel. Das war während 33 Jahren keine Kleinigkeit. Aber der große Denker brachte doch immer wieder alte Wahrheiten in neuer Form.
Gewöhnlich waren diese Leitartikel der Inhalt seiner gehaltvollen Sonntagspredigt. Darauf hat sich Pfarrer Mäder tagelang vorbereitet. Und zwar stundenlang auf den Knien!
Das Gebet, verbunden mit strenger Aszese, war das Geheimnis seines Erfolges.
Wenn er eimal ein Thema im Kopfe hatte, dann meditierte er darüber stunden-, ja tagelang. Begreiflich, daß er dann etwas wortkarg war. Er hatte eben zu viele große Gedanken im Kopfe, als daß er sich mit kleinlichen Dingen abgeben konnte.
Pfarrer Mäder galt nicht als großer Gesellschafter. Wer ihn aber kannte, wie der Schreibende, der mußte nur die rechte Taste drücken: - Liberalismus - Schule - hl. Messe - öftere Kommunion - Pius X. - Maria - Fatima - rationalistische Bibel-Exegese - katholische Presse - Kompromisse - Komunismus - katholische Schlafmützen - hei, dann konnte Pfarrer Mäder auf einmal reden! Und zwar so, daß man wußte, woran man war.
Beständiges Studium und anthaltendes Beten machten aus Pfarrer Mäder einen ernsten Mann. Er war aber einem gesunden Humor keineswegs abgeneigt. Er konnte bei Tisch herzlich lachen, wenn die Vikare einen lustigen Spaß erzählten oder wenn auf der Theaterbühne ein drolliges Stück gegeben wurde.
Nach dem Mittagessen machte er bei jedem Wetter einen Spaziergang in Begleitung eines Vikars. Wer es dann verstand, den Redefluß in Gang zu bringen und zu unterhalten, der lernte in Pfarrer Mäder nicht nur einen tiefen Denker und Theologen, einen strengen Logiker und Streiter Christi, sondern auch einen warmen, liebevollen Naturfreund kennen. Wie ein hl. Franziskus konnte er sich mit jedem Blümlein abgeben, mit jedem Singvögelein sich unterhalten.
Pfarrer Mäder wurde in der freien Natur zum einfachen Kinde, das sich einfach freut, weil alles Schöne vom lieben Gott kommt. Die Kinder mußten das fühlen. Alle gaben dem Herrn Pfarrer gerne die Hand, und er sprach gerne mit ihnen und erkundigte sich wie ein Vater nach ihrem Wohlergehen und nach Vater und Mutter und gab ihnen freundliche Grüße auf.
Nach dem Spaziergang machte er einen kurzen Besuch in der Kirche. Dann ging er wieder an die Arbeit.
Wie freute er sich doch, wenn er die Sonntagspredigt fertig geschrieben hatte. Man merkte es bei Tisch, auch wenn er es nicht sagte.
Oft hat er es gesagt, besonders wenn das Thema besonders schwierig war. Für Anregungen und gute Gedanken war er immer sehr dankar und freute sich, wenn die Vikare mit ihm einig gingen und mit dem Pfarrer Hand in Hand zusammenarbeiteten.
Pfarrer Mäder war seinen Vikaren ein leuchtendes Vorbild in jeder Beziehung. Wer ihn noch nicht kannte, fürchtete sich ein wenig. Aber gar bald ging die Angst in Ehrfurcht über.
Pfarrer Mäder, der große Donnerer auf der Kanzel, hatte, wie gesagt, ein kindlich warmes Gemüt. Es äußerte sich besonders in seiner glühenden Liebe zur Muttergottes. Seine kirchlichen Marienfeiern in der Basler Heiliggeistkirche waren immer gut vorbereitet und hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. An Maria hielt er sich im Leben und besonders innig im Sterben.
In seinen letzten Jahren hatte ihm eine Zuckerkrankheit viele körperliche Beschwerden gebracht. Doch klagte er nie.
Sein letzter Spaziergang war der Weg zur mittelalterlichen Muttergottesstatue im Giebel des Basler Münsters. (Man hatte diese Statue im 16. Jahrhundert wegen ihrer Höhe nicht herunterschlagen können.)
Etwa sechs Monate lang war Prälat Mäder ans Krankenlager gefesselt. In Geduld hat er sein Fegefeuer abgebüßt. Im Beisein aller Vikare ist er am 25. Juni 1945 ruhig und friedlich in den Himmel hinübergeschlummert.
Unter seinem Nachlaß fanden sich Bußgürtel und Geißel. Niemand hatte etwas davon gewußt. Jetzt ist uns manches klar. Warum war er oft so bleich? Warum mochte er nicht essen? Warum sah er schon morgens so müde aus? Gott weiß warum.
Prälat Mäder war ein Asket in der Stille und im Verborgenen. Er wollte nicht auffallen. Niemand sollte wissen, wiviel Schweiß und Blut seinen Predigten und Artikeln den Stemple des Erfolges aufgedrückt hatten. Tatsächlich war Pfarrer Mäders Erfolg größer als er ihn wahr haben wollte.
In seiner Bescheidenheit hat er das Prälatenkleid nur selten getragen, etwa an der Fronleichnamsprozession, die er als erster Pfarrer 400 Jahre nach der sogenannten Reformation in Basel wieder mutig eingeführt hatte. -


Oft sagte er mir, die Kirche sollte mehr zu den Arbeitern herabsteigen. Wir müssen die Arbeiter zu gewinnen suchen. Wenn wir Katholiken nicht sozialer sind in Wort und Tat, wird uns der Kommunismus zur Strafe überrennen. "Die Religion ist nur so viel wert wie Deine Caritas."
Demnach war Pfarrer Mäders Religion vorbildlich, denn er ist arm gestorben. Was er besaß, erhielt die Theresienschule.
Einem Vertrauten hat er einmal gestanden: "Seitdem ich anfing, am Schluß eines Monats, was ich am Hauhalt erübrigte, in die Armenkasse zu legen, fühl' ich mich frei und froh wie ein König."
Nun begreifen wir auch seine Liebe zum hl. Franziskus, dem heiligen Habenichts, dem Bruder "Immerfroh".
Pfarrer Mäder war eine Persönlichkeit, eine starke Persönlichkeit, eine Größe des Geistes, eine Größe des Willens, eine Größe des Herzens.

Pfarrer O. Aeby, Luzern
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