Montag, Juni 12, 2006

Hymnus an die wahre Religion

Heil'ge, Himmelsbraut, aus Gott gegangen,
Hohe Engelschwester, schön und mild,
Die frohlockend einst die Erd' empfangen,
Die die Menschenbrust besel'gend füllt;
Durch des Mittlers Wort und Tat verkündigt
Und verbürgt durch seinen Opfertod;
Einer Menschheit, die sein Blut entsündigt,
Leitstern nach des Lebens Morgenrot:

Vor dir sanken, wo du dem Versöhner
Folgtest auf der tiefen Gottesspur,
Alle Tempel truggefang'ner Fröhner
Eines schwanken Schattenspieles nur.
Du mit warm umfassendem Erbarmen
Hobest über Traum und Wahn das Herz;
Trugst es lächelnd auf den sanften Armen
Über Götzentrümmer sternenwärts.

Heller Tag erglänzt aus deinen Augen,
Höh'rer Welten reiner Widerschein;
Und aus deiner Lippen Kunde sangen
Dürstend wir den Gottesglauben ein,
Heiligfesten Glauben an das Eine,
Das unendlich waltend, über Zeit,
Über Raum erhöht, das höchste Reine,
Alle Wesen tränkt mit Seligkeit.

Vor dir sitzt, an deinen Schoß gelehnet,
Ihren Blick dem Himmel zugewandt,
Hoffnung, Hoffnung, immergrün bekrönet,
In dem sternbesäten Lichtgewand.
Ihren Anker senkst du in die Tiefe
Seines Meeres unerschöpfter Huld.
Uns zerschellt kein Sturm am Felsenriffe;
Unschuld hofft, es hofft die reu'ge Schuld.

Göttlich Hohe, warm an dich geschmieget,
Tief ihr klares Aug' in deins versenkt,
Ruft die Liebe: Wenn uns alles trüget,
Ist's ihr Schöpfer noch, der unser denkt.
Schlummernd liegt vor ihr der Schmerz bezwungen,
Um die Stirne ihren Lorbeerkranz.
Ihres Gottes Huld hält sie umschlungen,
Lebt und fühlt und atmet in Ihm ganz.
Wilde hast zu Menschen du erhoben,
Adeltest ein herrliches Geschlecht,
Knüpftest an ein Band, das du gewoben,
Gabst ihm deines Himmels Bürgerrecht.
Deiner Göttlichkeit ergoß'ner Schimmer,
Deine hohe Schönheit, Leuchtende,
Blüht verklärend über Weltentrümmer,
Über die Verwesung, Ewige!

Wundertät'ge Macht, du nahmst dem Tode
Seinen Stachel, seine Furcht dem Grab;
Nach dem letzten Erdenabendrote
Blickst du ruhig, unbewegt, hinab.
Denn du hast die gold'nen Morgentore
Der Unsterblichkeit uns aufgetan,
Und der stille Engel mit dem Flore
Führt den müden Waller himmelan.
Unterpfand,von Jesus uns gegeben,
Bürgschaft, Siegel der Unsterblichkeit;
Holder Leitstern nach dem schönen Leben,
jeder Tugend Stütze und Geleit;
Unversiegte Quelle reinster Wonnen,
Dir, bewundernd, huldigt meine Brust;
Dich beseligt nennen Milllionen
Ihren Trost, ihr Labsal, ihre Lust.

Fest und unerschüttert wirst du stehen
In der Wogenbrandung aller Zeit;
Alles Ird'sche mag um dich verwehen,
Dem der Augenblick den Weihrauch streut;
Immer prangend in der Jugendfülle,
Wie zurück dich uns dein Führer ließ,
Wirst du blüh'n; in hoher Feierstille,
Winken zum verlornen Paradies.

G.A., München

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