Samstag, Juni 07, 2008

Das Wappen Christi des Königs

Christus vincit! - Christus regnat! Christus imperat!

Arma Regis ChristiDas abgebildete, Christus dem König zugedachte Wappen, soll unsere tiefste und untertänigste Huldigung zum Ausruck bringen und beitragen zur größeren Ehre unseres Königs Christus.
Der herzförmige Schild des Wappens versinnbildet unseren sichersten Schutz: das heiligste Herz Jesu, das Kreuz: Christi Erlösungswerk, die heilige Hostie mit den Strahlen: die ewige Glückseligkeit.
Der eine Speer erinnert an die Durchbohrung des Herzens Christi am Kreuz, der andere Speer soll zeigen, wie wir täglich durch unsere Sünden aufs neue das Herz Christi durchbohren.
Die Dornenkrone, die aus dem das Herz umrankenden Dornenzweig hervorgeht, die Weltkugel mit dem Kreuz und der das Ganze umgebende Königsmantel weisen uns hin auf Christi die ganze Welt umspannende Königsmacht. Der den Schild umschließende Rosenkranz mit dem daranhängenden Herzkreuz, in dessen Mitte das Monogramm Christi zu sehen ist, erinnert uns an die einzelnen Lebensabschnitte unseres Heilandes.
Die über die Speere hängende Stola stellt uns vor Augen die sündenvergebende Macht Christi. Die Aufschrift "Amor et Pax" (Liebe und Friede) ist das Grundgesetz des Königreiches Christi, seine Devise. Das Wappen soll bei allen Völkern verkünden: Christi Herrschaft und Glorie, seine Liebe und seinen Frieden.

Mit kirchlicher Druckerlaubnis. München, 14. März 1946, G. V. Nr. 2783, Buchwieser, Generalvikar

Samstag, März 08, 2008

Es ist der Glaube der ersten Christen, den man in den Katakomben findet

Die in den Katakomben erhaltenen Bilder und Inschriften des christlichen Altertums sind ein unschätzbarer Kommentar des katholischen Glaubens, ein auf Stein geschriebener Katechismus der christlichen Lehre. „Steigen wir", sagte einst der in Gott ruhende Bischof Nikolaus Weiß von Speyer in einem Hirtenbriefe, „steigen wir mit brennender Kerze, wie der Bergmann mit dem Grubenlichte, hinab in diesen Schacht der christlichen Urzeit, welcher unermeßliche Schätze heiliger Altertümer der Kirche birgt, so werden wir nicht genug schauen und staunen können." Hier spricht sich aus die Fürsorge für die Leiber der Entschlafenen und die Hoffnung der Auferstehung, die Fürbitte für die Verstorbenen und somit auch die Lehre vom Fegfeuer, die Wiedergeburt in der heiligen Taufe, die Gemeinschaft der Heiligen. Als der Mittelpunkt des ganzen christlichen Glaubens und Lebens erscheint überall der göttliche Heiland. Wie oft ist er da als guter Hirt, als Wundertäter, oder vorgebildet durch Melchisedech, der Brot und Wein opfert; am öftesten, wie er dem heiligen Petrus die Leitung der Kirche anvertraut. Es ist der Glaube der ersten Christen, den man in den Katakomben findet, fast möche ich sagen „einatmet". Viele tausend Pilger könnten die Wahrheit jenes Wortes bezeugen, das die nordische Prophetin, die heilige Birgitta, über die Katakomben sprach: „So wie der schwache Mensch sich kräftigt durch Nahrung und Wohlgerüche, so werden alle, die mit reiner Seele hierher kommen, geistig belebt."
Besonders tief ergreifend ist es, in den Katakomben das oft wiederkehrende BILD MARIÄ, DER MUTTER GOTTES zu sehen, welche betend für die Gläubigen die barmherzigen Mutterhände erhebt, sowie auch schon mit dem göttlichen Kinde dargestellt erscheint –zum Zeugnis, daß auch die Verehrung der allerseligsten Jungfrau und die Zuflucht zu Ihr in der Kirche bis zu ihrem Ursprung hinaufsteigt.
In drei verschiedenen Arten findet sich die Marienverehrung in den Katakomben vertreten.
Vor allem sind es die DARSTELLUNGEN AUS DER KINDHEIT JESU, auf welchen Maria nicht fehlen durfte, die aber zugleich den Beweis liefern, daß die ersten Christen, die katholische Kirche in den Martyrertagen so gut wie heute sich stets bewußt war, Maria habe ihre ganze Bedeutung für uns, ihre Würde und ihre Macht nur von ihrer Beziehung zum Heiland der Welt. Eine Menge Skulpturen und
Gemälde stellen die GEBURT DES HERRN dar. Auf dem Fries eines Sarkophages von Mormor in der vatikanischen Katakombe sieht man das göttliche Kind in einer Wiege von der Gestalt eines Korbes liegen; es ist in Linnen eingewickelt, welche nur das Haupt sehen lassen. Hinter der Wiege sind die heilige Jungfrau und St. Joseph; die erhabene Mutter sitzt, Joseph steht, hat die Hand ausgestreckt und die Augen auf das Kind gerichtet. Auf diesem gut ausgeführten Basrelief fehlen sogar Ochs und Esel nicht, die am Fuße der Wiege die Glieder des göttlichen Erlösers mit ihrem Atem erwärmen. Außerdem wird die Geburt des Erlösers mit den einzelnen oben erwähnten Umständen in der ANBETUNG DER MAGIER dargestellt. Dies ist einer der Gegenstände, worin sich der Pinsel der ersten Künstler am öftesten übte. Man begreift auch die Wichtigkeit, welche die neuentstehende Kirche darin legen mußte, die aus dem Heidentum gekommenen Neubekehrten unaufhörlich daran zu erinnern, daß der Erlöser für sie ebenso gut wie für die Juden geboren sei.
Eine zweite Art von Darstellung zeigt uns MARIA ALS HAUPTPERSON, entweder mit dem göttlichen Kinde oder ohne dasselbe IN GESTALT DER „ORANS", wie sie die Katakombenforscher nennen, die aber nach dem Urteil der gewiegtesten und zuverlässigsten unter ihnen wieder nur Maria sein kann.
In einer der schönsten Grüfte der Katakomben der hl. Agnes bildet die seligste Jungfrau Maria das Hauptgemälde. Im Mittelpunkt der Nische, welche über dem Arcosolium ist, zeigt sich die erhabene Mutter Gottes. Sie ist in Halbfigur und hat das Jesuskind auf ihrem Schoße. Ihr Haupt ist mit einem vorn erhobenen Schleier geschmückt, welcher auf die Schultern zurückfällt und dessen Falten auf den Armen ruhen. Ein Band von Perlen umgibt ihren Hals und verbindet sich mit einer Schnur von Perlen oder Stoff, die am obern Teil der Stirne befestigt ist. Diese Figur trägt das Siegel hohen Altertums an sich. Um die hohe Vorstellung auszudrücken, welche der Künstler von der Herrlichkeit der Mutter Gottes hatte, gab er ihr den glanzenden Anzug der römischen Frauen seiner Zeit und besonders das Halsband von kostbaren Steinen. Um durch ein so hellstrahlendes Beispiel der Marienverehrung aus der Zeit der Blutzeugen nicht überführt zu sein, hat ein Protestant, der dieses Mutter-Gottesbild seinen Lesern mitteilte, darunter geschrieben: „Katakombengemälde. Eine Christin mit ihrem Kinde." Als ob das Monogramm Christi zu beiden Seiten einen Zweifel bestehen ließe, wer dieses Kind sei, wie also dessen Mutter heiße. Er mag nur getrost sein, daß die ersten Christen vor diesem Bilde nicht Abgötterei getrieben haben, wie wir auch nicht, wenn wir zu Maria beten! Der Künstler hat hier wie auch anderswo, wenn Maria ohne ihr Kind erscheint, die heilige Jungfrau mit ausgestreckten Armen, also betend, dargestellt. Wer betet, gewährt nicht aus sich Gnaden, um die wir bitten, sondern sucht sie für uns bei einem noch höheren Herrn. Der Kult, den wir gegen Maria beobachten, ist also nicht der höchste, ist keine Anbetung.
Diese Darstellung einer mit ausgestreckten Armen betenden Frau kommt in den Katakomben sehr häufig vor. Bald ist sie allein, bald gegenüber dem guten Hirten, zwischen beiden die griechische Inschrift. Wären keine andern Gründe, in dieser Betenden diejenige zu erblicken, zu der die katholische Kirche seit den Apostelzeiten ruft: bitte für uns, heilige Gottesgebärerin! – so ließen doch jene Bilder, wo Maria mit dem göttlichen Kinde auf dem Schoße dennoch so betet, einen sichern Schluß zu, daß diese Betende Maria sei, auch wo man ihr den Jesusknaben nicht beigegeben hat.
Eine dritte Art Darstellung ist folgende: Die hl. Jungfrau sitzt auf einer Cathedra. Ihr Gesicht ist umrahmt von einem Schleier, der anmutig auf die Schultern niederfällt; sie trägt eine Tunika mit kurzen Ärmeln und darüber den Mantel. Das göttliche Kind auf den Knien seiner Mutter, den Leib an ihre Brust gelehnt, wendet die Augen zum Beschauer und scheint durch seine Gebärde einzuladen, auch in die Arme Mariens zu fliehen. Ein leuchtender Stern zeigt sich über der hl. Jungfrau und übergießt ihre Stirne mit himmlischem Licht. Zur Linken steht aufrecht ein noch junger Mann, bloß mit einem Mantel bekleidet. Er hebt die Rechte und weist mit dem Zeigefinger zugleich auf die Jungfrau und den Stern. Seine Linke hält eine Buchrolle, wovon man nur noch einen schwachen Umriß unterscheidet. Es ist Isaias, der angesichts des Sternes, der aus Jakob aufgehen sollte, seine berühmte Weissagung verkündet: Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebähren, dessen Name wird sein: 'Gott mit uns'!"
Dieses Gemälde im Cömeterium (so nannten die ersten Christen ihre Kirchhöfe in den Katakomben – Ruheplatz, Schlafsaal!) der hl. Priscilla stammt aus dem ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Die Malereien der Katakomben gleichen in der Ausführung jenen von Pompeji und Herkulanum, es ist die Wachsmalerei der Alten, welche für diese feuchten und dunklen Räume ganz besonders geeignet war. Man hat in den Katakomben wenigstens zwanzig Bilder der heiligen Jungfrau entdeckt!
Wer überall, wo Maria mit dem göttlichen Kinde dargestellt ist, die Unterschrift des oben erwähnten Protestanten anwenden will, kann mit gleichem Recht alle Madonnenbilder der größten Künstler, alle Marienbilder unserer Kirchen mit demselben Titel beehren: „Eine Katholikin mit ihrem Kinde." – Ja, Sie ist KATHOLISCH, die heilige Jungfrau, – und NUR KATHOLISCH. Und Ihre Bilder in den Katakomben und überall auf Erden sind die großartige Erfüllung der Weissagung der Königin der Propheten: „Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter."

Siehe auch:
Die ersten Christen ober und unter der Erde
Die christlichen Katakomben von Rom
Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde
Le catabombe di S. Agnese

Samstag, März 01, 2008

Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde - 02


Die Katakomben dienten drittens zum Zufluchtsort der Bischöfe, Priester und Gläubigen zur Zeit der Verfolgung, und zu gottesdienstlichen Versammlungen in den Zeiten der Trübsal. - Daher mußten die Fossores "Gräber" bei Anlegung von Gängen und Herstellung von neuen Ruhestätten darauf Rücksicht nehmen und so entstanden größere Grabkammern, Cubicula, eine Art Kapellen, die zwar auch zu Begräbnissen dienten, die man aber zur Abhaltung des Gottesdienstes, zu Katechesen, Taufen etc. benützte. Obschon von verschiedener Form und Größe sind sie jedoch meistens viereckig und gewölbt. Sie sind in Tuffstein gehauen un von schwärzlicher Farbe. Der Thüre oder dem Eingange gegenüber an der Hinterwand befindet sich ein Arcosolium, das Grab eines Martyrers: ein Sarg von Ziegeln aufgebaut, darüber eine Marmor- oder Steinplatte, in welchem seine Gebeine ruhen. - Ein solches Grab war dann der Altar. Neben dem Altar ist der Stuhl des Bischofs, wohl auch der des Lectors. Ein einfacher Stein oder eine Öffnung in der Wand bildet den Credenztisch bestimmt zur Aufnahme der von den Gläubigen gebrachten Opfergaben, Brod und Wein. Den Seitenwänden entlang waren die Sitze der Priester, welche dem Bischof dienten. - Die Kapelle wurde durch von der Decke herabhängende Lampen erleuchtet. - Gewöhnlich sind zwei solcher Cubicula oder Kapellen an beiden Seiten eines Ganges oder einer Gallerie, gerade einander gegenüber, angelegt. Das eine größere war dann für den Bischof, die Priester und Männer bestimmt, das gegenübeliegende kleinere für die Frauen. Eine strengkirchliche Sitte forderte bei der Feier des Gottesdienstes eine Trennung beider Geschlechter. In dem größern Cubiculum waren im Hintergrund der Bischofssitz, vor demselben der tragbare Altar (altare portatile), an den Seitenwänden die Sitze der Priester. Dieser Theil des Cubikulums war das Presbyterium. Von diesem getrennt standen die Männer. Die im gegenüberliegenden kleinen Cubiculum sich befindlichen Frauen waren ebenfalls geschieden, im hinteren Raum waren die Diakonissen* (* Die Diakonissen sind apostolischen Ursprungs; schon der hl. Paulus erwähnt ihrer. Sie waren im Alter fortgeschrittene Jungfrauen oder Wittwen, welche bestimmt waren, bei der Taufe und Firmung ihrem Geschlechte beizustehen, die Gefangenen zu besuchen, die Kranken zu pflegen, über das weibliche Geschlecht die Aufsicht zu führen. Sie erhielten zu ihrem Amte eine besondere kirchliche Weihe.) und im vorderen die Frauen. - Wurden die heiligen Geheimnisse gefeiert, so konnten die Frauen durch die beiden Thüren auf den Altar hinschauen. Hier der Grundriß zweier Katakombenkapellen im Cömeterium S. Agnetis.

Ott_Christen_19a b die zwischen beiden Kapellen liegende Gallerie; c die Thüre die Schwelle, Gesimsen und Tragsteinen von Travertin; d d die Gemache für die Männer; m n Nischen in der Wand zur Aufnahme von Statuen; l l Wandsäulen mit Stuck bekleidet, welche die Männer vom Presbyterium schieden; i i Sitze der Priester; e Presbyterium; h Stuhl des Bischofs, vor demselben der Altar; f Eingang in die Kapelle der Frauen; gg Gemach der Frauen und der Diakonissen; o o Wandsäulen, welche die Frauen von den Diakonissen schieden; q r zwei kleine Gemächer mit Arcosolien; p Marmorüberreste des Fußbodens. In der Gallerie zwischen beiden Thüren befanden sich auf den Knieen liegend die Büßer. Die beiden Kapellen konnten 70 - 80 Personen fassen. In diesen Kapellen wurde das hl. Opfer gefeiert, die hl. Kommunin gespendet, das Evangelium vorgelesen und erklärt und wurden Psalmen gesungen. Um nun der Menge der anwesenden Gläubigen frische Luft und ein wenig Licht zuzuführen, wurden in den Decken Luminaria, Licht- oder Luftlöcher, angebracht, welche, durch den Tuff gehauen, in's Freie gingen und Luft herabführten. Wie nothwendig ein solches Luminare, Luftloch, war, erhellt daraus, daß eine Menge Leichen in den Wänden lagen, daß eine große Zahl von Lampen brannten und die Kapellen oft von einer Menge Gläubiger angefüllt waren und daher die verdorbene Luft der Reinigung bedurfte. (Siehe Abbildung weiter unten.)
Da, wie gesagt, die Luminaria in's Freie führten und dort an der Erdoberfläche in einem kleinen etwa ein oder zwei Fuß hohen Kamin endeten, so versetzten dieselben die Christen oft in große Gefahr. Es wurde dadurch der Ort ihrer Zusammenkünfte entdeckt, oder mehr noch, sie dienten den Heiden dazu, ihre Wuth gegen die Christen loszulassen. Ein furchtbares Ereigniß erzählt uns der hl. Gregor von Tours. Crysanthus und Daria, zwei christliche Ehegatten, kamen aus dem Morgenlande nach Rom. Weil sie mit allem Eifer für die Ausbreitung des Christenthums thätig waren, wurden sie ergriffen, auf verschiedene Weise gepeinigt und endlich in einer Sandgrube mit Erde und Steinen verschüttet im Jahre 284. Ihre Leiber wurden erhoben und in dem Cömeterium, in welchem bereits drei Söhne der hl. Felicitas, welche um das Jahr 161 den Martertod starben, ihre Ruhestätte hatten, an der Via Salaria bestattet. - Ihre Gräber wurden von den Christen sehr verehrt und waren selbst bei den Heiden durch wunderbare Krankenheilungen berühmt. - Durch die Menge der Pilger wurde die Kapelle entdeckt, wo die beiden heiligen Martyrer begraben lagen und die christliche Gemeinde sich zur Feier der heiligen Geheimnisse in stiller Nachtzeit versammelt hatte. Der Stadtpräfekt ließ auf Befehl des Kaisers unversehens die Betenden einschließen. Der Eingang in die Gruft wurde vermauert und von oben (durch das Luminare, Luftloch) Steine und Sand auf die Versammelten herabgeworfen. Als später die Gruft entdeckt wurde, fand man nicht nur daselbst das Grab der heiligen Chrysanthus und Daria, sondern auch die Gebeine der dort versammelt gewesenen Christen und endlich die zur Feier des heiligsten Opfers gebrauchten Gefäße.
Wenn auch in den Katakomben hie und da Luminaria "Luft- und Luftlöcher" angebracht waren, so herrschte doch in den nach allen Richtungen verzweigten Gallerien und in den Kapellen, besonders zur Nachtzeit, die größte Finsterniß. Der heilige Hieronymus, welcher ungefähr sechzig Jahre nach der letzten Christenverfolgung lebte, schreibt hierüber:
Katakombenkapelle aus S. Agnetis mit Luminare"Da ich als Knabe in Rom erzogen wurde, besuchte ich regelmäßig jeden Sonntag in Gesellschaft anderer Knaben meines Alters und meiner Gesinnung die Gräber der Apostel und Martyrer, und stieg hinab in die Grüfte, welche im Schooße der Erde ausgehauen sind. In den Wänden zu beiden Seiten der Gänge, die man betritt sind die Leiber der Verstorbenen beerdigt und so dunkel ist die ganze Stätte, daß fast jenes Wort des Propheten erfüllt wird: "Laß sie lebend in die Unterwelt hinabsteigen."* (* Hieronymus in Ezech. 140.)
Um nun in den dunklen Gängen sich zurechtzufinden und die Finsterniß einigermaßen zu verscheuchen, bedienten sich die ersten Christen der Lampen aus Terracotta oder aus Bronce, welche sie in den Händen trugen oder in Nischen an den Wänden niedersetzten, wenn sie in die Katakomben niederstiegen.
Lampen aus verschiedenen CömeterienMan fand in den verschiedenen Cömeterien eine sehr große Zahl von Lampen. Sie sind oft sehr schön geformt und tragen bald das Monogramm Christi mit dem Alpha und Omega, bald das Bild des Fisches oder einer Taube, des Propheten Jonas etc. Die größern Cubicula oder Kapellen hatten auch öfters mehrere Arcosolien mit Martyrergräbern, auf welchen das heiligste Opfer dargebracht wurde; auch war die Zahl der Cubicula eine sehr große, um die Zahl derer, welche in der Verfolgung hier Zuflucht suchten, aufnehmen zu können. Das Cömeterium S. Calisti zählte allein deren hundert. - Vom heiligen Petrus sagt die Überlieferung, daß er im Cömeterium Ostranum getauft hat; *) (* Dieses Cömeterium ist im Jahre 1876 wieder entdeckt worden; die dort aufgefundenen Malereien und Stuccaturarbeiten weisen auf ein sehr hohes Alter; auch las man auf einer noch nicht entzifferten Inschrift den Namen "Petrus".) es befanden sich daher in den Katakomben auch Taufbrunnen "Baptisterien", und wirklich fand man in mehreren Cömeterien solche Brunnen.

Fortsetzung

Mittwoch, Februar 20, 2008

Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde

Vorausgehender Abschnitt

*) Rossi: "Roma sotteranea"; Boldetti: "Osservazioni"; Aringhi: "Roma subterranea"; Garruci: "Storia dell'arte christiana"; Martigny: "Dictionnaire des Antiquités"; Kraus: "Roma sott." und dessen "Die christl. Kunst"; Richemont: "Neueste Studien"; Northkote: "Die röm. Katakomben"; Gerbet: "Skizze des christl. Rom's"; Gournerie: "Das christl. Rom"; Gaume: "Stimmen aus Rom"; Wolter: "Die röm. Katakomben"; Bellermann: "Die ältesten christl. Begräbnisse"; "Rom", von Wittmer und Molitor; Ausserer: "Pilgerfahrt"...

Zur Zeit, als der blutdürstige Kaiser Nero die von ihm verbrannte Stadt Rom wieder aufbauen sich selbst einen Palast von unerhörter Pracht herstellen ließ, arbeiteten ganz eigene Bauleute geräuschlos außerhalb der Mauern Rom's am Baue einer andern Stadt in der Tiefe der Erde. Diese große, stille Stadt unter der Erde hatte ihre Straßen, Plätze, Tempel, Häuser, Geräthschaften und zahllosen Bewohner; aber die Straßen sind enge, finstere, in harten Tuffstein gehauene Gänge, die sich nach allen Richtungen hin verzweigen, die Plätze und Tempel sind Kammern, die Häuser sind Gräber, die Geräthschaften sind Blutgefäße und Lampen und die Bewohner sind - Todte!! - Die Erbauer dieser großen Gräberstadt sind - die ersten Christen, welche vor Allem bedacht sein mußten, ihren abgeschiedenen Lieben und für den Glauben hingeschlachteten Brüdern und Schwestern eine entsprechende Ruhestätte zu verschaffen. -

So wie der Glaube ihnen verbot, im Leben mit den Heiden Gemeinschaft zu haben, so verbot ihnen derselbe Glaube auch, ihre Todten mit denselben in Berührung zu bringen, besonders auch deßhalb, weil die heidnische Beerdigung mit abgöttischen Gebräuchen verbunden war. Wie einst die Juden, das auserwählte Volk Gottes, die Gräber ihrer Verstorbenen heilig hielten, wie die Patriarchen Abraham, Jakob, Joseph ihre Grabstätten nur unter den Gläubigen sich wählten und wie man den göttlichen Heiland nach seinem Tode am Kreuze in ein neues Felsengrab legte: so wollten auch die ersten Christen in ein neues, eigens geweihtes Grab zur Ruhe gebettet werden. Den Platz*) (* Daß die ersten Christen nicht die Sandgruben und Steinbrüche zu ihren Grabstätten benützten, geht aus ihrer Bauart und dem Material hervor, in welchem sie angelegt wurden.) zu ihren Grabstätten überließen ihnen vornehme vermögliche Bürger oder Matronen Rom's auf ihren Landgütern außerhalb den Mauern der Stadt. - Dort bauten sich dieselben selbst eine Memoria, eine Gruft, und gestatteten, daß man in dieselbe auch die Leiber heiliger Martyrer und anderer abgeschiedener Christen zur Ruhe niederlege. So entstanden die christl. Friedhöfe, "Cömeterien" später "Katakomben" genannt. - Die ersten Christen nannten ihre Friedhöfe Coemeterium "Schlafstätte", weil sie den Tod nur für einen Schlaf bis zum Tag der Auferstehung ansahen, gemäß den Worten Jesu bei Joh. 11, 11. und Lukas 8, 52.

Katakomben RomDie Zahl der Cömeterien entsprach der Zahl der Pfarreien "Tituli" genannt, deren es anfangs sieben gab. Im Jahre 96 war die Zahl der Christen bereits so groß geworden, daß der hl. Papst Evaristus die Pfarreien auf 26 festsetzen mußte, und es entstanden so mit Zunahme des Christenthums 26 große Cömeterien oder Katakomben, denen sich noch 14 kleinere anschlossen. - Sie erhielten ihren Namen nicht nach den Pfarreien, sondern entweder nach denen, welche sie gründeten, daher Coemeterium S. Domitillae, S. Lucinae, S. Aproniani etc., oder nach den berühmten Martyrern, welche dort bestattet wurden, z. B. S. Pancratii, S. Calepodii, S. Agnetis, oder nach denen, welche sie erweiterten oder restaurirten, z. B. S. Callisti, S. Julii etc.

Katakomben RomDiejenigen, welche unter der Erde, um sie vor Entweihung zu schützen, diese Cömeterien herstellten und die Todten darin bestatteten, waren die Fossores, "Gräber" genannt. - Sie bildeten eine Bruderschaft, wurden zu ihrem opfervollen, schweren Berufe durch eine Art kirchlicher Weihe oder Segnung ausgerüstet, und standen unter der Aufsicht der Priester und Diakonen. - Das Geschäft oder Amt der Fossores vererbte sich vom Vater auf den Sohn und ihr Leben war ein Leben des Glaubens, der Liebe, des Opfers und beeständiger Gefahr. In jeder Leiche sahen sie den Leib des Herrn, gleich ihm bestimmt zur Auferstehung und eines Bruders, den sie mit möglichster Andacht und Sorgfalt zur Ruhe betten mußten. Deßhalb gruben sie unter der Erde, in finsterer Nacht, beim Scheine einer Lampe; deßhalb unterzogen sie sich der mühseligen Arbeit, Gänge auf Gänge und in die Wände derselben Gräber auf Gräber im harten Tuffsteine auszuhöhlen; deßhalb suchten sie unter den größten Schwierigkeiten und Gefahren die Leichen ihrer Brüder aus den Händen der Henker, der Wuth des Volkes, der Bewachung der Soldaten, aus den Tiefen des Flußes, aus den Lachen von Blut, aus den Scheiterhaufen und Kohlen zu erretten, zu erkaufen, zu erbitten und sie heimlich, zuweilen massenweise, mit aller Vorsicht, damit kein feindliches Auge die Zufluchtsstätte erspähe, in die Cömeterien in Sicherheit zu bringen.

Hatten sie die Leichen glücklich unter die Erde gebracht, dann wuschen sie dieselben rein von Staub und Blut, umhüllten sie mit weißen Leinen, oft auch mit kostbaren Stoffen, begossen sie mit Balsam oder bestreuten sie mit wohlriechenden Blumen und Kräutern und legten sie unter Gebet in ihre Ruhestätte, in ein in der Wand angebrachtes Grab nieder, das sie mit einer Marmorplatte oder mit Ziegelsteinen schnell schlossen, um allen schädlichen Ausdünstungen zuvorzukommen. Auf die Marmorplatte oder die übertünchten Steine, die das Grab schlossen, meisselten oder schrieben "die Todtengräber", "Fossores" bald eine längere oder kürzere Inschrift, bald nur einen Namen und das trostvolle in pace "im Frieden", bald zeichneten sie darauf eine Palme, eine Taube, einen Anker etc., lauter bedeutungsvolle Zeichen.

Katakomben Rom

Die Schreibart dieser Inschriften ist oft fehlerhaft, z.B. statt vixit: bixit, statt menses: messes, statt quae: que; die Zeichnungen zeugen oftmals von geringer Übung. Buchstaben und Zeichen sind mehrfach nur mit einem spitzigen Instrument in den Mörtel gekritzelt. Die Todtengräber waren ja keine Männer der Wissenschaft und der Kunst, gewöhnlich aus gemeinem Stande, aber voll des Glaubens und heiliger Liebe. Doch sehr oft findet man auch schön und korrekt geschriebene Grabschriften und auf den Gräbern und den Wänden und Decken der Grakammern Bilder und Gemälde, welche von großer künstlerischer Begabung ihrer Verfertiger zeugen. -

Manche Gräber haben gar keine Inschrift; es fehlte an Zeit oder an Kunde, sie zu bezeichnen; wieder andere sind mit Marmorplatten verschlossen, mit heidnischer Inschrift. Wo dies der Fall, ist die Platte entweder übertüncht oder umgekehrt. Die Todtengräber nahmen öfters solche Marmorplatten, wo sie dieselben eben fanden, um schnell ein Grab verschließen zu können.

Wie schon gesagt, waren die Gräber in der Wand angebracht, oft zwei bis drei bis sechs übereinander. (Siehe Abbildung)

Katakomben RomEin Grab mit Einem Leichnam hieß Loculus "kleiner Ort", befanden sich aber zwei, drei Leichen in demselben, so hieß es Bisomus, Trisomus. Oft lagen in einem Grabe die Überreste vieler Martyrer. Sie wurden andächtig gesammelt und bestattet und die einfach Inschrift: "Ruffinus und hundert fünfzig Martyrer", "Marcella und hundert fünfzig Martyrer", weist keinen andern Schmuck auf als das Siegeszeichen "die Palme".
Katakomben Rom
Waren die Wände eines Ganges mit Gräbern gefüllt, so wurde ein neuer gegraben und mit der ausgegrabenen Erde bisweilen der alte verschüttet; oder es wurde unter dem alten ein neuer Gang angelegt, und so entstanden zahlose Gänge und Gallerien von ein, zwei, drei Stockwerken, nach allen Richtungen, wie folgende Abbildung verdeutlicht.

Katakomben RomDa die Fossores oder Todtengräber, deren Anzahl beträchtlich gewesen sein mußte, vom gemeinen Stande waren und ihr ganzes Leben dem Dienste der Kirche weihten, so mußte man auch für ihren Unterhalt und den ihrer Familie sorgen, daher die Begräbnißkosten nicht unbeträchtlich waren. Damit nun die Armen in gleicher Weise wie die Vermöglichen der Ehre theilhaftig wurden, wie ihr Heiland in einem neuen Grabe bestattet zu werden, mußten die Begüterten den größten Theil der Kosten tragen. Es waltet daher in den Katakomben kein Unterschied zwischen Reichen und Armen. Selbst wenn begüterte Familien sich eine eigene Grabkammer errichteten, so waren sie doch nicht von der allgemeinen Begränißstätte der Gläubigen getrennt. - Nicht selten kam es vor, daß eine ganze Kammer oder ein Gemach einer ganzen Familie gleichsam als Familiengruft angewiesen wurde. Eine solche Kammer hatte den Namen Cubiculum "Schlafgemach" oder Hypogeum "unterirdisches Gemach".

In den meisten dieser Kammern, auch öfters in den Gängen, erscheinen ein oder mehrere Gräber, die mit größerer Sorgfalt angelegt sind. Eine längliche, sargförmige Lade ist in den Stein gehauen oder an der Wand aufgemauert und oben mit einer mehr oder weniger starken Marmorplatte zugedeckt. Die Nische, welche das Grab halbkreisförmig überspannt oder einen flachgewölbten Bogen bildet, hieß dann Arcosolium.

Katakomben RomDiese Arcosolia oder gewölbte Grabmonumente konnten zwei bis drei und vier Leichname bergen. Die Meisten sind Grabstätten heiliger Martyrer.

Aus dem bisher Gesagten sieht man, welch ein wichtiger, mühe- und gefahrvoller Beruf der eines Fossor oder Todtengräbers in der alten Kirche war. Unter der Erde beim Scheine der Lampe bauten sie, immer von beständiger Nacht und feuchter modernder Luft umgeben, die christlichen Friedhöfe Rom's, höhlten die Gräber aus, legten die Leichname zur Ruhe, versahen die Gräber mit Inschriften, bemalten die Wände und Decken mit Bildern und symbolischen Zeichen und so entstand unter ihren Händen die wunderbare Stadt der Gräber, das unteriridsche Rom. -

In ruhigen Zeiten waren nur sie in den Katakomben beschäftiget; brachen aber die Stürme der Verfolgung aus, wurden hunderte von Christen oft an einem Tage hingeschlachtet, dann rechneten sich's alle Gläubige, selbst die edelsten Männer und Matronen, ja heilige Päpste und ihre Priester, zur höchsten Ehre, ihnen beizustehen und die Leichen in die Katakomben zu bringen und da zu bestatten. Daher bildet der Name Fossor "Todtengräber" einen Ehrentitel in der alten Kirche. Hier die Inschrift des Grabes eines Fossor:

FELIX FOSSOR IN P.
Felis, der Todtengräber im Frieden.
SERGIVS ET IVNIVS FOSSORES
B. N. M. IN PACE BISOM.


Sergius und Junius, Todtengräber, wohlverdient, im Frieden,
in demselben Grabe.

Das folgende Bild zeigt einen solchen Fossor aus der Katakombe von S. Callisto.


Katakomben Rom

Die Katakomben waren aber nicht blos Friedhöfe, Gottesäcker, sie dienten auch noch zu einem anderen Zweck. Die meisten Cömeterien verdanken ihre Entstehung der Ruhestätte eines berühmten Martyrers. So entstand um die Gruft des hl. Petrus das vaticanische Cömeterium, wo man die ersten Nachfolger des hl. Apostels bestattete; so um das Grab des hl. Apostels Paulus das Cömeterium S. Pauli Apostoli in praedio S. Lucinae; so um das Grab der heiligen Martyrer Nereus und Achilleus das Cömeterium S. Domitillae etc.

Die Grabstätten dieser heiligen Martyer wurden nun in den ältesten Zeiten des Christenthums der Vereinigungspunkt der Gläubigen. An ihrem Todestag, den man Dies natalis "Geburtstag" hieß, weil der Tod für sie gleichsam die Geburt für den Himmel, der Anfang eines neuen seligen Lebens war, versammelten sich die Gläubigen mit ihren Priestern in der unterirdischen Gruft. Man gedachte hier der Leiden und des Todes des Martyrers; las die Akten *) (* Es waren bei den ersten Christen Notare aufgestellt, welche das Verfahren und das Urtheil des Gerichtes gegen die Martyrer und die Umstände ihrer Marter und ihres Todes aufzeichnen mußten, wie schon früher gesagt.) seines Martyriums zur Nacheiferung der noch Lebenden, man betete, sang Hymnen; man feierte die heiligen Geheimnisse auf dem Grabe des Martyrers und genoß zuletzt das heilige Abendmahl. - Eine ähnliche Feier fand statt bei der Bestattung gewöhnlicher Todten und an ihrem Todestage. Die lebenden Familienglieder vereinigten sich unter größerer oder geringerer Theilnahme der Gemeinde in der Nähe des Grabes des Verstorbenen, um den heiligsten Geheimnissen beizuwohnen und das Mahl des Herrn als Zeugniß und Ausdruck der fortwährenden Glaubens- und Liebesgemeinschaft mit demselben zu halten. Beim heiligsten Opfer wurde des Verstorbenen gedacht und beim memento sein Name genannt, und eine besondere Opfergabe dargebracht. So redet der Kirchenlehrer Tertullian am Ende des zweiten Jahrhunderts einen Ehegatten mit den Worten an: "Du bewahrst ihr (deiner Ehefrau) eine um so heiligere Liebe, weil sie schon aufgehoben ist bei Gott; du betest für ihren Geist und bringest für sie die jährlichen Opfergaben dar." *) (* De exhort. cart. c. 11.) Diese Opfergaben betrachtet der hl. Johannes Chrysostomus als Almosen, wodurch man die Todten ehre.**) (** Hom. 61 in Joann. Das ist auch der Ursprung des Opferganges bei Leichengottesdiensten.)

Außer dieser Feier, welche alljährlich sowohl an den Todestagen der hl. Martyrer als auch der Gläubigen begangen wurde, bestand in der alten Kirche noch eine andere Sitte, wozu die Katakomben dienen mußten. Dies sind die Agapen "Liebesmahle" zu Ehren der heiligen Martyrer und anderer Verstorbenen, welche in der Nähe der Gräber gehalten wurden. Die feierliche Erinnerung an die gestorbenen Glieder einer Familie mußte die Zurückgebliebenen zu desto innigerer Liebe vereinigen. So hielt denn auch der Christ mit Recht dafür, daß er die Gebete für einen Entschlafenen und das Andenken an ihn mit nichts Anderm besser und würdiger verbinden könne als mit den Werken der Liebe und des Wohlthuns. Daher vereinigte der christliche Leidtragende an den Begräbnißtagen und andem Jahrestage des Todes ihrer Lieben nicht nur die Blutsverwandten, sondern auch andere Glieder der Gemeinde und besonders die Armen. Katakomben RomAber auch den Martyrern galten oft solche Liebesmahle in den Cömeterien oder in der Nähe ihrer Grabstätten am Jahrestage (Dies natalis) ihres Todes. Die vermöglicheren Christen brachten Speise: Früchte, Mehlspeisen, Fische, und Fleischspeisen nebst mit Wasser vermischtem Wein und luden die Armen und alle, die Nichts hatten, zum Mahle ein. Die Priester, oft der Bischof selbst, leiteten das Mahl. Alle mitsammen sangen dabei das göttliche Lob und vermischtes es mit andächtigem Gebet, Thränen und Seufzern.*) (* Theodoret: Evang. veritatis lib. VIII. )

Um die Liebesmahl gehörig halten zu können, befand sich bei manchem Cömeterium ein Gemach, Schola oder Triclinium genannt, wo man zum Mahle sich versammelte. Beim Eingang in das Cömeterium S. Domitillae, welchen man im Jahre 1865 unter einem Hügel fand und bloslegte, ist ein solches Gemach ersichtlich.


Katakomben Rom

b ist das Gemach für den Grabeswächter;
a der Eingang in das Cömeterium;
c das Triclinium oder Versammlungsort zum Liebesmahl.


Katakomben RomDen Grund zu diesen Liebesmahlen bei den Grabstätten gibt der Kirchenlehrer Origines an, wenn er schreibt: "Wir laden die Armen und Dürftigen zu einem Leichenmahle ein, auf daß so unsere Festlichkeit zum Andenken an die Ruhe der Seele des Verstorbenen, uns aber zu einem Gott angenehmen Geruche werde."**) (** Lib. 3 in Joh.) Und der heilige Johannes Chrysostomus beantowrtet die Frage: "warum rufst du nach dem Leichenbegängnisse die Priester und Armen zusammen": also: "damit der Todte im Frieden ruhe und ein gnädiges Urtheil erhalte."*) (* Hom. 31 in Matth. Siehe auch krüll. Christl. Alterthumskunde etc. Bd. II)

Fortsetzung

Freitag, Februar 08, 2008

Des heiligen Apostels Petrus eigentliche Grabstätte

Mehr als dreihundert Jahre ruhte der Leib des Apostelfürsten mit kurzen Unterbrechnungen in der Memoria des Papstes Anakletus am vaticanischen Hügel, umgeben von den Särgen seiner unmittelbaren Nachfolger bis auf Zepherinus und einer großen Zahl von Martyrergräbern. Nachdem unter Kaiser Konstantin das Heidentum besiegt und das Kreuz auf dem Kapitol aufgerichtet war, baute dieser Kaiser um das Jahr 315 über die Memoria des hl. Apostelfürsten eine prachtvolle Kirche. Auf 96 Säulen von kostbarem Marmor ruhte der vergoldete Dachstuhl. Die Wände waren mit den kunstreichsten Musivbildern bedeckt. Der Altar über der Confessio des hl. Apostels war von einem silbernen Baldachin übeschattet, der auf vier Pophyrsäulen ruhte. Vom Baldachin herab schwebte an goldenen Kettchen die Taube vom feinsten Golde, in welcher das Allerheiligste aufbewahrt wurde. - Vor dem Eingang in die Confessio hing ein goldener Kronleuchter, 31 Pfund schwer; 50 Flammen vom feinsten Nardenöl ergossen daraus ihr Licht. Unter dem Altare befand sich die Grabkammer mit dem Sarge des Apostelfürsten. Den Deckel des Sarges schmückte der Kaiser Konstantin mit einem Kreuze aus reinstem Golde, 150 Pfund schwer. Die Grabkammer war ein ringsum mit Marmor bedeckter gewölbter Raum. Nur an der Decke des Gewölbes war eine Öffnung angebracht, durch welche man in die Gruft hinabsehen und Gegenstände, um sie zu weihen, auf den Sarg niederlassen konnte. Besonders waren es Bänder oder Tücher, die man in Kapseln eingeschlossen durch die Öffnung in die Gruft hinabhing, nach einiger Zeit wieder herausnahm und als geheiligte Reliquien hochverehrte. - (Siehe Abbildung der alten Peterskirche)
Zum Grabe der heiligen Apostel wallten ununterbrochen die Christen in allen Jahrhunderten aus der ganzen Welt, um da zu beten und die Einheit ihres Glaubens mit dem Glauben der heiligen römischkatholischen, auf Petrus gegründeten Kirche zu erkennen zu geben. Hieher "ad limina Apostolorum"* (* Die Pilger pflegten die Türschwellen der Kirche zu küssen oder doch mit der Hand zu berühren und dann die Hand zu küssen. Daher der Ausdruck ad limina Apostolorum "zu den Türschwellen der Apostel wallfahrten".)
Gegen 1200 Jahre stand die herrliche Basilika des hl. Petrus auf dem Vatikan. Sie hatte die furchtbaren Stürme der Völkerwanderung überdauert, in der Verheerung der Stadt Rom durch die Vandalen blieb sie verschont, sie überlebte die Eroberung der Stadt durch die Longobarden, selbst die Flammen, welche die Paläste der Stadt und ihre Circus und Theater einäscherten und in Schutt legten, verletzten sie nicht, aber sie war - baufällig geworden.
Da faßte Papst Nikolaus V. (1447) den Entschluß, eine neue Kirche an ihrer Stelle zu bauen. Doch erst Papst Julius II. legte im Jahre 1506 den Grundstein zum neuen Baue, dem schönsten und größten der Welt. Leider wurde durch die Herstellung der Grundmauern das vaticanische Cömeterium, die Ruhestätte einer Menge heiliger Martyrer aus der apostolischen Zeit, zum größten Teil zerstört. - Die ganze katholische Christenheit trug zu den Kosten des Baues bei, der mehr als 100 Jahre währte, 200.571.357 Mark (zweihundert und ein halb Millionen) Mark erforderte und den die größten Baumeister der damaligen Zeit leiteten und endlich vollendeten.


Was soll ich nun von der Sankt Peterskirche, dem schönsten und größten Tempel der Welt, sagen? Wie soll ich die unvergleichliche Harmonie ihrer großartigen Verhältnisse, ihre ergreifende Erhabenheit, die Kunst und Schönheit ihrer unnachahmlichen Mosaikbilder, ihre zahllosen Statuen von Marmor, den Glanz des Goldes, der das Auge blendet und die Pracht, die sich überall kundgibt, schildern? Schon der freie Platz vor Skt. Peter macht auf den Pilger, der das Grab des Apostelfürsten besucht, den tiefsten Eindruck. 284 Säulen und 88 Pfeiler bilden drei in ovaler Form sich dahinziehende Hallen, in deren mittlern sich bequem zwei Wagen nebeneinander bewegen können. Auf den Hallen stehen 162 Heiligenstatuen von weißem Marmor. Fünf Tore führen in die Kirche. Über dem Eingang, in der Mitte, befindet sich die Loggia, wo die Krönung des neuerwählten Papstes stattfindet und am grünen Donnerstag und Osterfest der Papst urbi et orbi "der Stadt und dem Erdkreis", in Gegenwart oft von Hunderttausenden den Segen erteilt. Von den fünf Toren der Kirche ist das äußerste rechts vermauert, und wird nur in einem Jubeljahr vom Papste feierlich geöffnet. -


Zunächst dem Haupttore sieht man in dem reichen Marmorboden eine runde Platte von Porphyr. Auf dieser Platte stehend pflegten die Päpste mit den deutschen Kaisern zu verhandeln, - Papst Pius IX. verlas dort noch in unsern Tagen an hohen Festen den Protest gegen die Ungerechtigkeit des Raubes des Kirchenstaates. -
Am letzten der Pfeiler, auf welchem das gewaltige Gewölbe der Kirche ruht, sieht und verehrt man die Broncestatue des hl. Petrus. Die Übelieferung sagt, daß Papst Leo der Große (440) diese Statue aus dem Metalle der kapitolinischen Jupiterstatue habe fertigen lassen. - Sie ist den Christen ehrwürdig wegen ihrer Darstellung und ihres hohen Alters und den Kunstfreunden interessant als ein herrliches Erzeugnis altchristlicher Kunst. (Siehe Abbildung)
Im Hauptschiffe erhebt sich der 100 Fuß hohe, reich mit Gold und kostbaren Steinen geschmückte Hochaltar, worin jener der alten Kirche eingeschlossen ist. Vier gewundene Säulen von vergoldeter Bronce tragen den Baldachin. Auf dem Altare darf nur der Heilige Vater das heilige Opfer feiern. - Erhebt man das Haupt, so schwingt sich der Blick erstaunt hinauf zur gewaltigen Kuppel, der höchsten der Welt. Vier mächtige Pfeiler, auf deren Grundfläche man eine kleine Kirche bauen könnte, tragen ihre mit prachtvollen Mosaikbildern geschmückten Wände und das darüber gespannte Gewölbe. Über der Vierung stehen in sechs Fuß hoher Mosaikschrift ringsum die Worte: "Tu es Petrus et super hanc Petram aedificabo ecclesiam meam et portae inferi non praevalebunt adversus eam." "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen."
Unter der Kuppel befindet sich die Confessio des hl. Petrus. Vor dem Hochaltar führen zwei Marmortreppen hinab zum Grab des Apostelfürsten in dessen Sarg auch ein Teil der Gebeine des hl. Apostels Paulus ruht. Unten erblickt man eine Türe von vergoldetem Metalle mit den Brustbildern der beiden hl. Apostel. Sie verschließt eine mit alten Mosaikbildern gezierte Nische, in welcher die Gebeine der heiligen Apostel beigesetzt sind. 59 Lampen brennen fortwährend hier und erhöhen das Feierliche dieser heiligen Stätte. -
Steigt man wieder in die Kirche empor und geht hinter den Hochaltar, so sieht man in einem prächtigen Schrein von vergoldeter Bronce den Stuhl des heiligen Petrus. Vier riesenhafte Figuren, ebenfalls aus Bronce, die vier Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Athanasius und Chrysostomus vorstellend, tragen ihn. Dieser Stuhl ist der nämliche, welchen der Senator Pudens dem hl. Apostel Petrus schenkte, als er ihn in sein Haus aufnahm und die hl. Taufe mit seiner ganzen Familie von ihm empfing. - Der Stuhl selbst ist aus Holz und ganz mit Elfenbein bedeckt. An seinen beiden Seiten befinden sich Ringe, um ihn mittels durchgesteckter Stangen tragen zu können. Dies beweist, daß er ein kurulischer Stuhl war, deren sich in dem Senat* (* Zum Senat gehörten die edelsten Römer.) die Senatoren bedienten, wenn sie sich in die hohe Ratsversammlung begaben. - Er kann in zwei Teile zerlegt werden, und seine Vorderseite ist mit erhabenen Bildern aus Elfenbein von ausgezeichneter Kunst und mit Verzierungen vom reinsten Golde geschmückt.* (* Kardinal Wisemann "Abhandlungen" Band III. Gerbet "christliches Rom" Band I.)
Auf diesem Stuhle saß also der hl. Petrus, wenn er als Oberhaupt der Kirche sein Lehramt ausübte, und von diesem Umstand kommt es her, daß die Benennung "apostolischer Stuhl" das erhabene Lehramt und die höchste geistliche Gerichtsbarkeit des Papstes bedeutet* (* Die Kirche feiert "Petri Stuhlfeier zu Rom" am 18. Januar.)
So wurde denn Rom durch die Aufrichtung des Stuhles des hl. Petrus die erste und vornehmste Kirche der Welt, der Sitz des Oberhauptes derselben und die treue Bewahrerin der heiligen apostolischen Überlieferung. Stets auch gedachten die römischen Christen der großen Wohltaten und Segnungen, deren sie durch die beiden heiligen Apostel teilhaftig geworden und hielten beide als ihre geistlichen Väter, Lehrer und Erleuchter in höchster Verehrung. Sie suchten die Orte, wo sie geweilt, wo sie gelehrt, wo sie getauft, das hl. Opfer gefeiert, wo sie gelitten haben und gestorben sind, dem Andenken der Nachwelt aufzubewahren, versammelten sich an ihren Gräbern und hielten hier besonders an ihrem Todestage großartige Liebesmahle (Agapen), wobei sie sich kostbarer Trinkgefäße von Glas bedieten, deren Boden mit verschiedenen Gemälden auf Goldgrund, besonders mit den Bildnissen der heiligen Apostel, geziert waren. Solche Goldgläser wurden viele in den altchristlichen Cömeterien gefunden. Auf einem dieser Goldgläser sieht man beide Apostel nebeneinander, eine Krone über ihrem Haupte. (Siehe Abbildungen hievon.)
Auf einem andern Goldglase sieht man sie stehend, zwischen ihnen eine Säule mit dem Monogramm Christi. Die Säule sinnbildet die von den glorreichsten Aposteln, Petrus und Paulus gegründete, große, altehrwürdige und überall bekannte Kirche zu Rom** (** Worte des hl. Martyrers Irenäus, Bischofs zu Lyon, +202) von der der heilige Paulus sagt: "sie ist eine Säule und Grundfeste der Wahrheit." (I. Tim. 2, 15.)
Ein anderes Mal sieht man die beiden Apostel abgebildet, in ihrer Mitte Maria die allerseligste Jungfrau.
Im Cömeterium der hl. Domitilla, dessen Entstehung bis zu den Zeiten der Apostel hinanreicht, fand man eine sehr schöne Medaille von Bronce mit den Bildnissen der heil. Apostel Petrus und Paulus; Petrus mit kurzem gekräuseltem Bart, Paulus mit langem Bart.
Wenn auch die ersten Christen Roms die beiden Apostel hoch in Ehren hielten, so machten sie doch immer einen ganz bestimmten Unterschied zwischen denselben. Nur Petrus wurde von ihnen als der Gründer und eigentliche Stifter der römischen Kirche, als der erste Bischof Roms verehrt, und als das Oberhaupt der ganzen Kirche angesehen. Gewöhnlich nimmt Petrus auf den verschiedenen Darstellungen den Ehrenplatz ein, und steht zur Rechten. Öfter sitzt Petrus auf einer Art Thronsessel, während der Sitz Pauli ein gewöhnlicher Sessel ist. - Besonders ist es der Vorrang (Primat), durch den man Petrus von Paulus unterschied und jenen diesem entgegensetzte. So nennt der hl. Papst Leo I. (440) beide Apostel Väter und Hirten der Stadt Rom, fügt aber bei: Haupt der (christlichen) Welt sei Rom durch den Stuhl des hl. Petrus geworden. - Und in der Tat glaubten die ersten Christen immer, Petrus sei das Oberhaupt der Kirche, ihn habe Christus zum Grundstein seiner Kirche gesetzt, ihm die höchste Regierungsgewalt übertragen, ihm das unfehlbare Lehramt anvertraut. - Dies bezeugen mehrere Bilder, welche man in den römischen Cömeterien gefunden hat. -
Auf einer gläsernen Schale, Patena vitrea genannt, auf welcher der Diakon oder Priester nach der Messe des Bischofs das konsekrierte Brot, nämlich die hochheiligen Hostien, legt, um sie den Gläubigen in den Pfarreien der Stadt auszuteilen, steht Christus auf einem Berge und reicht dem Petrus eine Rolle, auf welcher man die Worte liest: "Der Herr gibt das Gesetz." Petrus aber nimmt die Rolle, zum Zeichen der Ehrfurcht, in den Falten seines Gewandes entgegen. Nun pflegten gerade so die römischen Statthalter ihre Instruktionsrolle aus dem Händen der Kaiser zu empfangen. Es ist also hier Petri Ernennung zum Statthalter Christi auf Erden, sowie die feierliche Übergabe der Regierungsgewalt in der Kirche, welche in dem Berge sowohl als in einer fruchtbeladenen Palme versinnbildet ist, dargestellt. Im untern Teile des Doppelbildes erscheint Christus als das göttliche Lamm auf dem Berge Sion, aus dem sich die vier evangelischen Ströme ergießen, während die Lämmer (die Gläubigen) zu ihm aufblicken. Petrus trägt ein Kreuz auf der Schulter, das die Väter für das Zeichen der Macht und Herrschaft halten. Um aber anzudeuten, daß diese Macht dem Petrus und nicht den übrigen Aposteln zukomme, steht ihm Paulus gegenüber. Beiden übergibt Christus die Mission der apostolischen Predigt, aber nur dem Petrus die Vollmacht und Herrschaft der Regierung. Eine ähnliche Darstellung sieht man auf einem Marmorsarge aus dem vatikanischen Cömeterium, der jetzt im Lateranensischen Museum aufbewahrt wird. Jesus sitzt mitten unter den Aposteln auf dem symbolisch dargestellten Himmelsgewölbe. Dem Petrus übergibt er eine Rolle, die derselbe mit verhüllten Händen empfängt. Ihm gegenüber steht Paulus.
Noch deutlicher zeigt sich der Glaube der ersten Christen an den Primat Petri auf einer schönen Lampe von Bronce. Dieselbe hat die Gestalt eines Schiffes mit geschwelltem Segel. Am Kiele steht Paulus, aber das Steuerruder lenkt Petrus. Den Mast ziert eine Tafel mit der Inschift: der Herr gibt das Gesetz. Der Sinn dieser Darstellung ist: "Paulus waltet als Herold des Evangeliums in der Kirche, aber die steuernde, gesetzgebende Hand des Petrus führt sie sicher durch das stürmische Weltmeer an das Ufer der Ewigkeit."



In einer Gallerie des Cömeteriums der hl. Domitilla zeigt ein Bild, wie hier beigesetzt, den Elias, wie er gen Himmel fahrend seinen Mantel dem Elisäus zurückläßt.
Die Übernahme des Mantels eines Propheten oder Lehrers galt den Alten bekanntlich als ein Zeichen der rechtmäßigen Nachfolge, Stellvertretung und Erbschaft seines Geistes, weshalb auch ein Prophetenschüler (die Gestalt rechts vom Wagen) verwundert dem Elisäus zuruft: "Der Geist des Elias ruht auf ihm!" Der Sinn dieses Bildes, das auch auf altchristlichen Marmorsärgen vorkommt, ist dieser:
Elias ist der Heiland, der auffahrend zum Himmel dem neuen Elisäus, Petrus, seinen Mantel und mit diesem seine Stellvertretung, die Statthalterschaft, Amts- und Machtfülle in seine Kirche überträgt, so dass auch die christlichen Prophetenschüler, die Gläubigen, erstaunt bekennen: "Der Geist Christi ruht auf ihm!"
Die ganze Summe der Vorrechte des hl. Petrus als Oberhaupt der Kirche sehen wir aber versinnbildet in jenen Wandgemälden und Goldgläsern, auf deren letzteren er gleich dem Moses Wasser mit seinem Stabe aus dem Felsen schlagend dargestellt wird. Der danebenstehende Name "Petrus" läßt keinem Zweifel Raum.
Wie Moses der Führer des alten Volkes Israel, so Petrus der Führer des neuen Israels oder des christlichen Gottesvolkes; wie Moses Oberhaupt der jüdischen Synagoge, so Petrus das Oberhaupt der Kirche Christi; wie Moses der höchste Gesetzgeber und Richter im alten Bunde war, der das Gesetz Gottes verkündete, so Petrus höchster Lehrer der Kirche. - Der Stab ist das Sinnbild der göttlichen Allmacht; er befindet sich aber in den Händen Mosis, Christi und Petri. Der Sohn Gottes hatte vor alter Zeit diesen Stab dem Moses übergeben, von dem die Schrift bezeugt, "daß er der Vertrauteste im Hause seines Herrn war." (I. Num. 12,7.) Nur kurze Zeit führte Christus während seines Erdenlebens diesen Stab in sichtbarer Hand. Nach seiner Auffahrt in den Himmel trat Petrus an Mosis Stelle. Ihm wurde die Kirche anvertraut, ihm von Christus der Stab übergeben. Petrus berührt mit diesem Stabe, d.h. in göttlicher Vollmacht, Christum, den Urfels der Kirche, "der Fels" aber, sagt Paulus, "ist Christus" (I. Kor. 10, 4) und entlockt ihm das Heilwasser der Lehre und Sakramente, um sie rein, klar und treu allen Menschen mitzuteilen, die in der Wüste des Unglaubens und des Irrtums in dieser Welt nach Wahrheit und Gnade schmachten. So versinnlichten also die ersten Christen in einem trefflichen Bilde des hl. Apostels Lehr-, Priester und Hirtengewalt. - Diese dreifache Gewalt übte auch Petrus 25 Jahre in Rom aus. - Die Stadt Rom nun, früher der Mittelpunkt der heidnischen Welt, wird Hauptstadt des Christentums, früher der Hauptsitz der Lüge und des Truges, wird nun Mittelpunkt und Sitz der Wahrheit; früher Sitz des heidnischen Pontifex Maximus, wird nun der Sitz des christlichen Pontifex, des Papstes. - Dem, der mit Rom, dem Mittelpunkt der Wahrheit und mit Petrus, dem Lehrer der Wahrheit, in Verbindung steht, ist der Friede gesichert. Schön drücken diesen Gedanken folgende zwei altchristliche Grabschriften aus:

+ EXVPERRANTIA D. XV. KL. SEPT:
HIC DEPOSITA EST IN PACE ROME; QVAE
BIXIT P. M. MENSES III.

"Exuperantia starb am fünfzehnten Tag der Kalenden des September. Sie ist hier beigesetzt im Frieden Roms; sie lebte ungefähr 3 Monate."

RVTA OMNIBVS SVBDITA ET ATFABI-
LIS BIBET IN NOMINE PETRI IN PACE.

"Ruta, Allen unterwürfig und leutselig, lebt im Namen Petri im Frieden."

Wir haben bisher gesehen, dass der hl. Apostel Petrus 9 Jahre nach dem Tode seines göttlichen Meisters und Herrn unter Kaiser Klaudius nach Rom sich begab, dort eine Christengemeinde bildete, seinen Lehrstuhl aufschlug und des Martertodes starb. Dies ist eine unleugbare Tatsache. Wie nun in einem Wahlreiche der gesetzmäßig gewählte Fürst als rechtmäßiger Nachfolger des verstorbenen Königs in alle Würden und Rechte desselbe eintritt, wie er zugleich die höchste Gewalt erlangt, seine Würde zu behaupten, seine Gerechtsame zu wahren und auszuüben; wie er mit Einem Worte gleich seinem Vorgänger König und als solcher vor dem Gesetze Eine und dieselbe Person mit dem Verstorbenen ist, - so wurden auch die römischen Päpste, welche durch gesetzliche Wahl den bischöflichen Stuhl von Rom bestiegen, als Petri Nachfolger, gleichfalls die Inhaber seiner Würde, aller seiner Reche, seiner ganzen Machtvollkommenheit. - "Petrus lebt in den Päpsten auf seinem, dem römischen Stuhle fort; er führt den Vorsitz und verkündet unfehlbar von seinem Stuhle aus (ex cathedra) die wahre Lehre Christi, denn der Heilige Geist ist es, der ihn vor allem Irrtum bewahrt und durch ihn spricht." Treffend ist dies ausgedrückt im nachstehenden, mit dem Meissel in Marmor eingegrabenen Bild, im Cömeterium auf der Via Labicana. Auf der Spitze des Stuhles steht die göttliche Taube, das Bild des Heiligen Geistes. Die Draperie, welche ihn umgibt, weist auf das hohe Ansehen hin, in welchem der Stuhl Petri in den ersten christlichen Jahrhunderten stand. Die römisch Kirche ist deshalb, wie schon gesagt, die erste und vornehmste. Schon der hl. Bischof und Martyrer Ignatius, Schüler des Apostels Johannes, nennt sie "die Vorsteherin des Liebesbundes"*) (* Epist. ad. Rom. c. 1), d.h. der ganzen Christenheit. - Von dieser, der römischen Kirche schreibt der hl. Irenäus, Bischof und Martyrer (+ 202): "Mit dieser Kirche müssen ihres mächtigen Vorranges wegen alle Kirchen übereinstimmen", und er gibt den Grund hievon an, indem er schreibt: "weil in ihr immer die apostolische Überlieferung erhalten worden ist."**) (** Adv. haeres. L. 3. c. 3.) Der hl. Cyprian, Bischof von Karthago (+ 258) und ebenfalls Blutzeuge des Herrn sagt: "Auf Petrus ist die ganze Kirche der Einheit wegen gegründet, dieser Apostel ist der Mittelpunkt der Kirche. Seinen Vorrang (Primat) hat er auf die römische Kirche übertragen, daher der bischöfliche Stuhl derselben in der Stuhl Petri und die Kirche zu Rom die erste und vornehmste ist."* (* De unitate Eccl.)
Ist aber die Kirche von Rom die erste und vornehmste, hat in ihr der Apostelfürst Petrus seinen Stuhl aufgeschlagen, hat sie die apostolische Überlieferung immer treu bewahrt, hatte nie zu ihr ein Irrtum Zutritt, so werden uns ihre ersten gläubigen Kinder, sowohl über als unter der Erde und diejenigen, welche mit ihr, dem Haupte und der Mutter aller Kirchen, in innigster Verbindung standen, den sichersten Aufschluß geben können, was sie selbst und ihre Glaubensbrüder geglaubt, gehofft und geliebt haben und wir werden dann ebenso sicher zu erkennen vermögen, wie die katholische Kirche heut zu Tage die nämlich ist, wie die Kirche der ersten Jahrhunderte.
Unter den ersten Christen aber über der Erde sind wohl die bewährtesten Zeugen jene Männer, welche durch Wort, Schrift und heiligen Wandel die ersten Christengemeinden geleitet, eine Menge Ungläubiger bekehrt und die Lehre Jesu Christi gegen ihre Widersacher und Feinde verteidigt haben. Man nennt sie die apostolischen Väter der Kirche, weil sie noch die Apostel gesehen und mit ihnen verkehrt haben, wie der hl. Ignatius, Bischof von Antiochia, Klemens von Rom, Polycarp, Justin etc. Nicht minder bewährte Zeugen sind die Kirchenlehrer, welche wegen ihrer Verdienste um die kirchliche Wissenschaft und ihrer Gelehrsamkeit als Vertreter der kirchlichen Lehre von der Kirche anerkannt sind. Zu ihnen zählen der heilige Bischof Irenäus, Tertullian in den ersten Jahren seiner Bekehrung, der hl. Cyprian, der hl. Cyrillus etc., welche in den ersten vier Jahrhunderten lebten, mit Wort und Schrift für den heiligen Glauben einstanden und den Irr- und Unglauben niederkämpften. Ihre uns hinterlassenen Schriften gestatten einen klaren Einblick in das Glaubensleben der ersten Christen.
Diesen Zeugen der ersten Christen über der Erde schhließen sich an die heiligen Martyrer mit ihren Aussprüchen, Bekenntnissen und Reden vor den Richterstühlen der Heiden. An ihnen erfüllte sich das Wort des Heilandes: "Wenn sie euch hinführen und überliefern, so bedenket nicht zuvor, was ihr reden sollet, sondern was euch eingegeben wird zur selben Stunde, das redet, denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Heilige Geist." (Mark. 13,11.) Der nämliche Geist der Wahrheit, den Christus seiner Kirche verhieß und sandte und der sie alle Wahrheit lehrte, sprach auch aus den heiligen Martyrern; ihre Bekentnisse und Reden vor den Richterstühlen und im Anblicke des gewissen Todes sind untrügliche zuverlässige Zeugnisse für die Lehren des Christentums in den ersten Jahrhunderten und die Akten über ihren glorreichen Martertod und ihre Bekentnisse vor den Richtern besitzen die höchste Glaubwürdigkeit; denn es sind
  1. diese Martyrerakten eigenhändige, authentische gerichtliche Protokolle, weil sie von den Richtern oder Statthaltern bei ihrer Amtsverrichtung diktiert und von den Gerichtsschreibern aufgezeichnet wurden. Sie enthalten die Fragen der Richter, die Antworten der Martyrer und den Urteilsspruch. Die Christen, welche so gerne schriftliche Nachrichten über das heldenmäßige Bekenntnis und heilige Ende ihrer Martyrer zu besitzen verlangten, kauften nun unter dem Beifalle der Bischöfe und mit schwerem Gelde diese Gerichtsakten. Zuweilen boten die Gerichtsschreiber die Abschriften dieser Protokolle selbst zum Kaufe an, oder brachten, wenn sie geheime Christen waren, den Priestern oder Bischöfen dieselben als kostbare Geschenke. Diese vervollständigten sie mit den nähern Umständen der bestandenen Martern und des Todes.
  2. Sehr oft drangen die Christen selbst unter großen Gefahren in die Gerichtszimmer, um zu hören und zu sehen, was vorging und das Vorgefallene Andern mündlich oder schriftlich mitzuteilen.
  3. Bisweilen verfaßten die heiligen Martyrer selbst im Kerker eine Geschichte ihrer erlittenen Peinen und Bekenntnisse, welche dann von ihren Freunden oder Vertrauten vollendet wurden.
  4. Schon frühzeitig stellten die Bischöfe eigene verläßliche Geheimschreiber oder Notare auf, welche getreu aufzeichnen mußten, was täglich mit den Martyrern in den Kerkern oder öffentlich in den Gerichtsstuben oder auf dem Kampfplatze vorging. So hat der hl. Papst Clemens I. zu Rom schon um das Jahr 91 einige Notare für bestimmte Bezirke bestellt, diesen setzte Papst Fabian (236) sieben Subdiakone vor, deren Amt es unter anderem war, die von den Notaren verfaßten Akten durchzusehen, zu berichtigen und dann dem Oberhaupte der Kirche zur Prüfung und Genehmigung vorzulegen.
  5. Bei den größten Stürmen der Verfolgung, welche gewöhnlich zuerst die Bischöfe und Priester traf, ließ sich nicht immer die Leidensgeschichte der Martyrer aufzeichnen. - Erst bei eingetretenem Stillstande fing man an, aus den Bruchstücken der gerichtlichen Urkunden oder aus dem, was von glaubwürdigen und bewährten Müännern vernommen wurde, eine kurze Darstellung zu entwerfen und das schriftlich aufzuzeichnen, was allgemein bekannt war. Leicht ist in diesen Akten zu erkennen, was den gerichtlichen Protokollen entnommen ist.

Diese auf solche Art in den Zeiten der dreihundertjährigen Verfolgung der Kirche entstandenen Martyrerakten wurden bei der Feier des Todestages eines Martyrers (dies natalitius) vorgelesen, um die Gläubigen zur Standhaftigkeit zu ermuntern; auch zu Hause lasen sie die Gläubigen gerne, um an dem schönen Beispiele der heiligen Martyrer sich zu erbauen und in den Tagen der Leiden und Trübsal sich zu trösten. -Aus dieser großen Wertschätzung der Akten der heiligen Martyrer kann man wohl annehmen, daß man sich schon frühzeitig alle Mühe gab, sie zu sammeln. Jedoch gingen im Laufe der Zeit viele verloren. Die bewährtesten Akten finden sich in dem großen Werke des Bollandus und in dem berühmten Werke des Bendiktiners Theodorich Ruinart, dem die in diesem Buche enthaltenen Bekenntnisse und Aussprüche der heiligen Martyrer entnommen sind, und die auf volle Glaubwürdigkeit Anspruch machen können.Die heiligen Kirchenväter also und die Lehrer der Kirche aus den ersten vier Jahrhunderten des Christentums und die heiligen Martyrer mit ihren gleichsam mit Blut geschriebenen Bekenntnissen sollen die ersten Christen über der Erde sein, welche uns sagen werden, was sie geglaubt, gehofft und geliebt haben. - Doch es ist Zeit, daß wir hinabsteigen in die Totengrüfte und dort auch jene Christen hierüber befragen, die da unter der Erde zur ewigen Ruhe eingebettet sind, und der glorreichen Auferstehung entgegen harren.

Fortsetzung

Mittwoch, Februar 06, 2008

Der Martertod der heiligen Apostel Petrus und Paulus



Nach 9 Monaten schwerer Haft wurden beide Apostel unter den Consuln Lucius Fontejus Capito und Cajus Julius Rufus zum Tode verurteilt. Petrus, weil er nicht römischer Bürger war, wurde zuvor gegeißelt und dann mit seinem Leidensgenossen Paulus am 29. Juni 67 nach Christus durch das Ostiensische Tor zur Richtstätte abgeführt. Als sie an den Ort kamen, wo heute die Kapelle SS. Trinità (S. Pietro e Paolo separati) steht, wurden sie durch die Wache getrennt. Sie umarmten sich nach der Sitte der ersten Chisten zum letztenmal und nahmen Abschied. Der hl. Apostel Paulus wurde drei Meilensteine, d. i. eine Stunde, bis zu dem Ort ad aquas Salvias geführt. Auf dem Wege dahin bekehrte er drei Soldaten Acestus, Megistus und Longinus. Sie fragten ihn, wer denn jener König sei, den er so sehr liebe, dass er mit solcher Freudigkeit für ihn sterbe? Darauf lehrte er sie Jesus Christus kennen und gewann sie für den christlichen Glauben. Ihm trat auch in den Weg seine Schülerin Plautilla, die sich weinend seinem Gebete empfahl. Er bat sie um ihren Schleier, den sie auf dem Haupte trug, um sich bei der Hinrichtung damit die Augen verbinden zu lassen, und versprach ihr, denselben nach seinem Tode wieder zurückzustellen. Wirklich erschien er ihr sogleich nach dem Tode und brachte ihr den Schleier wieder, der mit seinem Blute bespritzt war. -
Am Ort der Hinirichtung angekommen, mußte er noch einige Zeit weilen. Noch zeigt man jenen engen Raum unter der zweiten der drei Kirchen, welche hier stehen. Hierauf wurde er an eine Marmorsäule gebunden und enthauptet. Seine letzten Worte waren: "Herr Jesus! in deine Hände empfehle ich meinen Geist." Da, wo sein Haupt fiel, entsprangen drei Quellen, über welche die Kirche alle tre Fontane gebaut ist, und in welcher die Säule noch vorhanden ist, an der gebunden der Apostel enthauptet wurde.
Der hl. Apostel Petrus wurde, nachdem er vom hl. Paulus Abschied genommen, über den Tiber geführt und auf die Höhe des Berges Janiculus geschleppt. Ehe er den Leidensort erreichte, verlor er von seinem Fuße die Binde, welche die Wunde verhüllte, die ihm die Kette verursachte. Zum Andenken bauten die ersten Christen hier ein Oratorium, jetzt nimmt dasselbe die kleine Kirche della Fasciola ein.
Es war eine fromme Sitte der ersten Christen, die geringsten Ereignisse im Leben der beiden heiligen Apostel dem Andenken der Nachwelt aufzubewahren. Sie folgten den Aposteln gleichsam Schritt für Schritt und bauten auf allen Plätzen, welche eine apostolische Erinnerung aufwiesen, Oratorien oder Kapellen, welche später in oft prachtvolle Kirchen umgewandelt wurden.
Als der hl. Petrus auf dem Berge angelangt war, wurde für ihn das Kreuz zubereitet, an dem er wie sein göttlicher Meister sterben sollte. - Der Heilige aber hielt sich für unwürdig, in derselben Stellung am Kreuze zu sterben, wie Jesus, und verlangte daher, mit zur Erde gesenktem Haupte gekreuzigt zu werden. So starb er, Gott lobend und preisend, von Soldaten, Henkern und frommen Frauen umgeben. Die hl. Anastasia und Asilissa, zwei römische Matronen, wollten das Blut des hl. Apostels mit Tüchern auftrocknen; sie wurden ergriffen, mit Fackeln gebrannt und enthauptet.
An der Stelle der Kreuzigung steht jetzt die Kirche S. Pietro in Montorio. Den ersten Bau führte der erste christliche Kaiser Konstantin auf. Im Hofe des anstoßenden Klosters der Franziskaner-Mönche steht ein schöner Rundtempel gerade über der Marterstelle des hl. Apostels. Marmorstufen und 16 Granitsäulen umgeben ihn im Kreise. In dem untern Raum derselben bezeichnet eine Öffnung im Boden den Ort, wo das Kreuz aufgerichtet war. -
Die Ketten, mit welchen der Apostel Petrus gefesselt war, kamen in Besitz frommer Christen, welche dieselben heimlich aufbewahrten, bis sie zur Zeit des Papstes Alexander I. (109 n. Chr.) bekannt wurden. - Als nämlich dieser hl. Papst den Präfekten Roms, namens Hermes, mit seiner ganzen Familie und vielen andern Heiden zum Glauben an Christus bekehrt hatte, wurde er in den Kerker geworfen, wo er den Tribun Quirinus und dessen Tochter Balbina ebenfalls für Christus gewann. Da dieselbe durch den Papst Alexander von einer Krankheit geheilt worden war und die hl. Taufe empfangen hatte, ließ sie nicht ab, aus Dankbarkeit und Verehrung seine Fesseln zu küssen. Das ihr verweisend, sprach der hl. Papst zu ihr: "Lasse ab, Tochter, diese Fesseln zu küssen und suche vielmehr die Ketten des Apostelfürsten aufzufinden; diese sollst du verehren und mit deinen Küssen bedecken." Gott belohnte ihr eifriges Nachforschen und ließ sie die Ketten des Apostels finden. Sie übergab dieselben, wie die Überlieferung meldet, der vornehmen Matrone Theodora, der Schwester des hl. Hermes, welche am Abhange des Esquilinischen Hügels ein Oratorium errichtete und die Ketten dortselbst hinterlegte.
Gegen das Jahr 439 wallfahrtete die Kaiserin Eudoxia, Gemahlin des Kaisers Theodosius nach Jerusalem, um die heiligen Stätten zu verehren, und erhielt vom Bischofe Juvenalis die zwei Ketten zum Geschenk, womit auf Befehl des Königs Herodes der hl. Apostel Petrus gefesselt in den Kerker geworfen wurde, und welche ebenfalls fromme Christen in ihren Besitz zu bringen wußten. - Die Kaiserin behielt eine der Ketten für sich, die andere aber sandte sie ihrer Tochter Eudoxia, der Gemahlin des Kaisers Valentinian III. nach Rom. Dieser zeigte sie dem damaligen Papst Sixtus III. (432-440), und als jener sie mit den andern Ketten, welche Petrus in Rom trug, vergleichen wollte, verbanden sich beide wunderbar zu Einer Kette, als wären sie von demselben Schmiede gemacht worden. - Eudoxia erbaute dann über dem Oratorium der Theodora die gegenwärtige Kirche, in welcher sie die heiligen Ketten hinterlegte. - Von da an wurden dieselben hochverehrt, und wurden durch Berührung derselben viele Kranke plötzlich geheilt. Man pflegt auch Feilspähne der Ketten in Kreuze oder Schlüssel einzuschließen und am Halse zu tragen. Der hl. Papst Gregor der Große (590) machte damit mehrere Geschenke, womit viele wunderbare Heilungen geschahen. - Die Ringe der Ketten sind von alter Form, und an jedem Ende befindet sich ein Charnier, womit man sie um den Hals legte.* (* Die Kirche begeht jährlich am 1. August Sankt Petri Kettenfeier.)
Auch die Ketten, welche der Apostel Paulus getragen, wurden von den ersten Christen mit derselben Sorgfalt aufbewahrt. Sie befinden sich gegenwärtig in einer Kapelle der prachtvollen Kirche S. Paolo fuori le mura, und bestehen aus länglichen schlecht geschmiedeten Ringen, welche ein hohes Alter anzeigen. -
Den Leib des hl. Apostels Paulus bestattete die edle und fromme Matrone Lucina auf ihrem Landgute an der ostiensischen Straße. Lucina war eine Schülerin der heiligen Apostel und suchte mit ihrem Vermögen den materiellen Bedürfnissen der Heiligen abzuhelfen; sie besuchte und tröstete die Gefangenen und besorgte die Begräbnisse der heiligen Martyrer. Über dem Grabe des hl. Apostels wurde ein Oratorium erbaut; unter dem Altar ruhte während der dreihundertjährigen Verfolgung in einer eigenen Grabkammer in einem Sarg von Marmor der Leib des hl. Apostels, und rings um seine Grabstätte wurde im Laufe der Zeit eine große Menge von heiligen Martyrern und abgeschiedenen Christen beerdigt. So entstand das Cömeterium S. Pauli Apostoli in praedio Lucinae.
Nachdem endlich die Kirche den Frieden erhielt, ließ Kaiser Konstantin auf die Bitte des Papstes Sylvester (314) eine prachtvolle Basilika (Kirche) über das Grab des Apostels erbauen. Die Kaiser Valentinian, Theodosius und Arcadius ließen dieselbe 336 wieder niederreißen und an ihrer Stelle einen andern Bau von gewaltiger Größe und wunderbarer Pracht aufführen. Diese Basilika war durch 80 kostbare Marmorsäulen in fünf Schiffe geteilt. (Siehe Abbildung). Die Wände waren mit den schönsten Musiv- oder Mosaikbildern* (* Bilder aus kleinen farbigen geschliffenen Steinen zusammengesetzt) geschmückt, das Deckengebälke aus Zedernholz vom Libanon mit Goldblech verkleidet. Rings an den Wänden waren die Brustbilder der Päpste von Petrus an angebracht. Unter dem Hochaltar befand sich die Confessio** (** Die ersten Christen hielten gerne ihre gottesdienstlichen Versammlungen bei den Gräbern der Apostel und berühmten Martyrer. Über dem Grabe war der Altar und unter demselben in einem Sarg von Stein oder Marmor der Leib des Heiligen. War der Sarg des Heiligen in einer Grabkammer oder Gruft, dann stand der Altar über der Gruft, zu der man durch eine Treppe gelangen konnte. Diesen Altar mit der Gruft des Heiligen nannte man Confessio* (* Auch Testimonium "Zeugnis" oder Mamoria "Gedächtnis") oder "Bekenntnis". Daher kommt es, daß die unter dem Hauptaltar der großen Kirchen zu Rom sich befindlichen Gräber Confessio S. Petri, S. Pauli, S. Laurentii genannt werden. Denn da sind die sterblichen Überreste Dejenigen, welche Jesus durch ihr tatenreiches, heiliges Leben und ihren Martertod bekannt und bezeugt haben. Hier, bei diesen Gräbern, beteten die ersten Christen inbrünstg zur Zeit der Verfolgung, um die Gnade eines standhaften Bekentnisses ihres Glaubens; hier feierten sie alljährlich den Todestag des Heiligen; hieher wallfahrteten sie, um die Fürbitte der Heiligen anzurufen.) die Krypta oder das Grab mit dem Sarg des hl. Apostels aus Bronce, in welchem die Hälfte der Gebeine des Apostels eingeschlossen war. Die andere Hälfte legte Papst Sylvester im Jahre 319 zu den Gebeinen des hl. Petrus, als Kaiser Konstantin über dessen Grab im Vatikan eine prachtvolle Kirche erbauen ließ.



Alle diese Herrlichkeit und Pracht wurde in der Nacht vom 15.-16. Juli 1823 ein Raub der Flammen, wodurch die altchristliche Kunst einen unersetzlichen Verlust erlitt. Doch erhielten sich teilweise die Mosaikbilder und der Hochaltar, auch die Grabkammer mit dem Sarg des hl. Apostels verschonte das Feuer. Die Kirche wurde durch die Bemühungen der Päpste Leo XII. und Gregor XVI. und durch Geschenke der Gläubigen des ganzen Erdkreises wieder prachtvoll aufgebaut. (Siehe das Bild, das das Innere derselben zeigt.)
Nachdem der hl. Petrus am Kreuze verschieden war, nahm seinen Leichnam, so erzählt die Legende* (* De Waal, des Apostelfürsten Petrus Ruhestätte) einer seiner Schüler, Marcellus mit Namen, herab. Der Leichnam wurde vom Blute gereinigt, gewaschen, mit Spezereien gesalbt, in ein neues weißes kostbares Gewand gehüllt und bei Fackelschein und Psalmengesang der begleitenden Christen zu Grabe getragen. Marcellus besaß an der Cornelischen Straße, am Abhang des vatikanischen Hügels, da, wo schon eine Menge Martyrer aus der frühern Neronischen Verfolgung begraben lagen, eine Familiengruft. Bei derselben angekommen, wurde der Leichnam des hl. Apostels in einen hölzernen Sarg gelegt, mit demselben in einen steinernen Sarkophag eingeschlossen und in der Gruft des Marcellus beigesetzt.
Im Jahre 68, am 9. Juni, hatte sich der grausame Tyrann Nero aus Verzweiflung das Schwert selbst in die Kehle gestoßen und die Christen hatten nun einige Zeit Ruhe. Diese Ruhe benützte der hl. Papst Anakletus, welchen Petrus zum Priester geweiht hatte, und der jetzt den apostolischen Stuhl einnahm, um über dem Grab des Apostelfürsten eine Memoria oder Monumentum zu errichten. Angelehnt an den vatikanischen Hügel, von einem Garten mit Blumen und Bäumen umfriedet, erhob sich die Vorderseite des Monumentes mit der Inschrift des Gründers desselben. Daneben lag das Triclinium* (* In diesem Gemach hielten die Gläubigen am Todestag des Verstorbenen ihre Totenmahle.) ein Gemach für die Versammlung der Gläubigen. Aus dem Vorhof trat man in das Innere, in eine Grabkammer aus Steinen gemauert, deren Wände und Decke mit Marmor bekleidet und mit Gemälden geschmückt waren. Hier stand der Sarkophag oder steinerne Sarg mit der einfachen Inschrift "SIMON, GENANNT PETRUS" (in griechischen Versalien).
In einer Nische an der Wand brannte eine mit Nardenöl gefüllte Lampe. An diese Grabkammer oder Gruft des hl. Apostels stieß die Ruhestätte seiner Nachfolger, des hl. Linus, Cletus, Anacletus, Evaristus, Pius, Anicetus, Soter, Eleutherius und Viktor. Noch im siebten Jahrhundert zeigte man den Pilgern, welche zum Grab des hl. Apostelfürsten wallten, die Särge der genannten Päpste. Und im 17. Jahrhundert fand man hier einen Stein mit der einfachen Inschrift "Linus", des Nachfolgers des hl. Petrus. -
Während der hl. Papst Anacletus die Memoria des hl. Petrus baute, ließ er den Leib desselben erheben und einstweilen an einem andern Ort, ad catacumbas genannt, beisetzen und bewahren. Um diese Zeit kamen Christen aus dem Morgenland, in der Absicht, die Leiber der heiligen Apostel in ihr Vaterland zurückzubringen, wo sie zuerst christliche Gemeinden gegründet und ihnen Bischöfe vorgesetzt hatten. - Die Leiber der hl. Apostel sollten gewissermaßen Zeugen sein, dass diese Gemeinden wirklich durch die heiligen Apostel gestiftet und ihre Bischöfe rechtmäßige Nachfolger der Apostel seien. - Als nun die morgenländischen Christen ihre Ansprüche auf die hl. Leiber geltend machen wollten, wurden sie abgewiesen. Diese aber wollten von ihren Ansprüchen nicht abstehen und suchten nun heimlich in den Besitz der hl. Leiber zu gelangen. Und in der Tat, schon waren sie, wie der hl. Papst Gregor schreibt, mit den Apostelleibern bis zum dritten Meilenstein, etwa eine Stunde weit auf der Appischen Straße, die nach Süditalien führt, gekommen, als die Gläubigen in Rom den geschehenen Raub erfuhren, den Fliehenden nachsetzten und sie zwangen, die hl. Leiber wieder herauszugeben. Dieselben wurden dann nach dem Ort ad catacumbas wieder zurückgebracht und verwahrt. Hier blieben sie ein Jahr und sieben Monate lang, bis die Memoria hergestellt war, in welche man ihre Gebeine beisetzen wollte. Nachdem endlich das Werk vollendet war, wurde der Leib des hl. Petrus feierlich unter Lobgesängen dahingebracht und beigesetzt, der Leib des hl. Paulus aber in der Grabkammer der Lucina an der ostiensischen Straße bestattet.
Die Leiber der beiden heiligen Apostelfürsten blieben jetzt unbehelligt, hochverehrt von den Gläubigen, die zu Zeiten des Friedens in Scharen kamen, um da zu beten, das heilige Opfer zu feiern und ihre Liebesmahle zu halten. Doch noch einmal sollte die Grabesruhe der beiden Heiligen gestört werden. Bisher konnten die Christen, geschützt durch das Gesetz über die Unverletzlichkeit der Grabstätten, ihre Cömeterien (Friedhöfe) unbehindert besuchen und ihre Toten dort bestatten, auch zur Zeit der Verfolgung sich dort verbergen und heimlich ihren Gottesdienst feiern. Aber da brach unter Kaiser Valerian eine furchtbare Verfolgung aus.
Dieser Christenfeind erließ ein Edikt, welches den Christen den Zutritt zu den Cömeterien verbot. Es wurden Wachen an die Eingänge zu denselben gestellt, um jeden Eintretenden zu verhaften. Weil nun die Christen befürchten mußten, dass die Heiden in die Cömeterien eindringen und sie entweihen könnten, so erhoben sie die Leiber der heiligen Apostel nochmal und verbargen sie, 3 Meilensteine außerhalb der Stadt, wieder an dem Orte ad catacumbas. Diese Übertragung geschah am 29. Juni 258, am Todestag der heiligen Apostel.
Hier verblieben sie bis zum Tod des Kaisers Valerian (260), den der Perserkönig Sapor in einem Krieg gefangen nahm, lebendig schinden und töten ließ. Des Kaisers Sohn und Nachfolger Gallienus gab den Christen nicht nur ihre Cömeterien zurück, sondern erkannte auch die Christengemeinde Roms als eine zu Recht bestehende Körperschaft an, die behufs Bestattung ihrer Toten Grund und Boden und Vermögen erwerben und besitzen und deren Mitglieder sich bei den Grabstätten ihrer Angehörigen versammeln und ihren Todestag feiern durften.
Es war also den Christen gestattet, die Leiber der heiligen Apostel wieder in ihre frühere Ruhestätte zurückzubringen. Das Cömeterium ad catacumbas, an der appischen Straße, blieb aber, obwohl die Leiber der heiligen Apostel daselbst nicht mehr ruhten, doch für die Christen ein lieber heiliger Ort. Sie errichteten dort ein Oratorium, besuchten dasselbe gerne und bestatteten auch ihre Toten in der Nähe des ehemaligen Apostelgrabes. So z.B. setzten die Christen den Leib des hl. Sebastian, der in der letzten Christenverfolgung unter Diocletian des Martertodes starb, hier bei.* (* Nach De Waal, "des Apostelfürsten Petrus Grabstätte")
Kaiser Konstantin ließ das Oratorium in eine Kirche umwandeln, welche den Namen Basilika der heiligen Apostel erhielt. Später mußte die altehrwürdige Kiche einem Neubau weichen und die neue Kirche erhielt den Namen S. Sebastiano fuori le Mura "Sankt Sebastian außer den Mauern". Sie zählt jetzt zu den 7 Hauptkirchen Roms, und ist das Ziel zahlloser Pilger, die dahin kommen, teils das Grab des hl. Sebastian zu besuchen, dessen Leib in einer schönen Kapelle ruht, teils der Gruft, wo die heiligen Apostelleiber eine Zeit lang ruhten, ihre Verehrung zu bezeigen. Unweit des Hochaltars steigt man auf 27 Stufen in die Platonia, eine halbrunde Kapelle, hinab. In der Mitte derselben steht ein freier Altar mit kleinen Fenstern an der Vorder- und Rückseite, durch welche man in die eigentliche Apostelgruft hinabsehen kann, und welche durch eine Marmorplatte in zwei Teile geschieden ist und die so ein Doppelgrab, die Ruhestätte Petri und Pauli, bildet. -

Dienstag, Februar 05, 2008

Die erste Christenverfolgung

Bereits war, wie der heidnische Geschichtsschreiber Tacitus meldet, die Christengemeinde "zu einer ungeheueren Menge" herangewachsen, als Kaiser Nero, der dem Claudius auf dem Throne folgte, die Christen zu verfolgen begann.
Dieser Kaiser, ein Scheusal der Menschheit, der seine eigene Mutter ermorden, seinen Lehrer töten ließ, und in viehischer Wollust und allen erdenkbaren Lastern sein Leben zubrachte, verfiel im Jahre 64 auf den wahnsinnigen Gedanken, die Stadt Rom anzuzünden. Die unerhörte Feuersbrunst verzehrte 3 Stadtteile gänzlich, sieben wurden gräßlich verwüstet und nur 4 blieben unbeschädigt. Sechs Tage und sieben Nächte währte der Brand. Vom Palaste des Mecänas aus schaute der grausame Tyrann dem Feuer zu und besang beim Klange der Laute den Untergang Trojas. Er ließ zwar die niedergebrannten Stadtteile wieder prächtig aufbauen und sich selbst einen Palast von unerhörter Pracht, "goldnes Haus" genannt, mit Theatern, Gärten etc. herstellen, allein er konnte sich, bei allen Schmeicheleien gegen das Volk, doch nicht täuschen über die Gefahr, die ihm drohte, da man ihn immer offener beschuldigte, die Stadt angezündet zu haben. Um nun der Wut des erbitterten Volkes zu entgehen, schob er die Schuld des Brandes auf die Christen. Der heidnische Geschichtsschreiber Tacitus schreibt hierüber: "Um das böse Gerücht von sich abzuwenden, schob Nero Andere unter als schuldig und übte die ausgesuchtesten Strafen an denjenigen, welche das Volk Christen nannte." - Diese aber waren schon lange den Heiden verhaßt, teils weil sie sich vom Götzendienste und heidnischen Festen ferne hielten, teils weil ihr tugendhaftes Leben die Ausschweifungen der Heiden verdammte.
Man fahndete nun von allen Seiten auf die Christen und hielt sie fest. Mit Ketten beladen mußten sie Spott und Hohn und alle Arten Martern über sich ergehen lassen. Man heftete die einen an's Kreuz, andere hüllte man in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerreißen, andere bedeckte man mit in Wachs und Pech getränkte Kleider, band sie an Pfosten, die man an Straßenecken aufpflanzte und zündete sie an, damit sie während der Nacht als Fackeln dienten. Nero wählte seine Gärten zum Schauplatze dieses blutigen Greuels. - Als ein Wagenlenker verkleidet sah man ihn beim Scheine dieser schrecklichen Fackeln den Wagen lenken. -
Die noch lebenden Christen sammelten die Überreste der so grausam dahingemordeten Brüder und setzten sie in den am vatikanischen Hügel sich befindlichen Höhlen bei. Sie erweiterten nach und nach diese Höhlen und so entstand das vatikanische Cömeterium (Friedhof), welches der hl. Apostel Petrus oft besuchte und wo er selbst später seine Ruhestätte fand.
So lange Nero lebte, hörten die Verfolgung nie gänzlich auf, auch die entferten Provinzen waren damit bedroht. Petrus blieb in Rom und tröstete die bedrängte Herde. Im Cömeterium ad Nymphas, auch Ostrianum genannt, stellte er seinen Stuhl auf, hier lehrte und taufte er, und stärkte die Gläubigen. Auch richtete er ein Schreiben an die Christengemeinden in Pontus, Galatien, Kappadocien, Kleinasien und Bythinien, wo er früher Christengemeinden gegründet hatte. In diesem Sendschreiben mahnte er die Gläubigen zu einem heiligen Wandel und zur Geduld in Leiden, unterwies sie über ihr Verhalten in den Verfolgungen, munterte sie auf zur geduldigen Ertragung derselben um des Glaubens willen, erinnerte die Kirchenvorsteher und Untergebenen an ihre gegenseitigen Pflichten und feuerte alle an zur Standhaftigkeit inmitten der Verfolgungen. In diesem Schreiben gibt der hl. Apostel der Stadt Rom wegen der Sittenlosigkeit und Lasterhaftigkeit, die in ihr herrschte, den Namen "Babylon".
Indessen rückte immer näher die Zeit heran, wo in Erfüllung gehen sollten die Worte, welche Jesus am See Tiberias nach seiner Auferstehung zu Petrus sprach: "Wahrlich, wahrlich, sag ich dir, da du jünger warst, gürtetest du dich selbst, und wandeltest, wohin du wolltest: wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein Anderer wird dich gürten, und dich führen, wohin du nicht willst." (Joh. 21,18.) Petrus wußte die Nähe seines Todes, denn in einem zweiten Brief, welchen er den Gläubigen als Denkmal hinterließ, sagt er: "Ich weiß, dass meine Hütte bald abgebrochen wird, wie mir auch unser Herr Jesus Christus geoffenbart hat." (II. Petr. 1, 14.) In diesem Briefe bezeugt er auch, dass er keine grundlose Lehre gepredigt, sondern als Augenzeuge des verherrlichten Lebens Jesu Christi gesprochen habe, warnt vor falschen Lehrern, welche Ketzereien des Verderbens einführen werden und mahnt, in einem heiligen Wandel der Wiederkunft Christi entgegen zu harren.
Als Petrus seinen zweiten Brief schrieb, war Paulus bereits wieder nach Rom zurückgekehrt. Er hatte die Vorsicht gebraucht, in einem sehr abgelegenen Teile der Stadt, jetzt die Kirche S. Paolo alla Regola, früher "die Schule des hl. Paulus" genannt, die Gläubigen zu unterrichten, zu trösten und zu stärken. Trotz der Verfolgung gelang es ihm, die Konkubine des Kaisers Nero zu bekehren und dessen Oberschenk für Christus zu gewinnen. - Doch auch Paulus ahnte seinen Tod. In seinem letzten Brief an seinen geliebten Jünger Timotheus sagt auch er seinen nahen Martertod voraus. "Ich werde jetzt geopfert", schreibt er, "und die Zeit meiner Auflösung ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; im übrigen ist mir die Krone aufbewahrt, welche mir an jenem Tage geben wird der gerechte Richter, nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Wiederkunft lieb haben." (II. Tim. 4, 6-8.)
Mittlerweile griff die Verfolgung immer weiter um sich. Kaiser Nero, wütend über die Bekehrungen an seinem Hofe, beschloss, die ganze christliche Gemeinde zu vertilgen. Die Christen, welche Kunde erhalten hatten, dass man bereits nach Petrus suche, drangen mit Bitten und Tränen in ihn, sich durch die Flucht der Rache des Tyrannen zu entziehen. Lange weigerte er sich, konnte aber dem Bitten und Flehen nicht widerstehen, und sich erinnernd an die Worte seines Meisters: "Wenn sie euch in einer Stadt verfolgern, flieht in eine andere", begab er sich auf die Flucht. (Nach der Erzählung des hl. Ambrosius) Er ging der appischen Strasse zu, um die Stadt zu verlassen. Allein, kaum war er dahin gelangt, als ihm Jesus mit dem Kreuz auf den Schultern entgegen trat. Domine, quo vadis? "Herr, wo gehst du hin?" fragte ihn Petrus. "Veni iterum crucifigi." "Ich komme, um mich nochmal kreuzigen zu lassen", war die Antwort des Heilandes. Petrus verstand sie und kehrte zurück, um mit den Brüdern alle Gefahr zu teilen und für Jesus zu sterben. An der Stelle diees Ereignisses steht jetzt eine kleine Kirche mit dem Namen: Domine, quo vadis?
Nicht lange befand sich Petrus in Mitte der Gemeinde. Er wurde gefangen und mit Ketten beladen in das schauerliche mamertinische Gefängnis gworfen. Dasselbe ist noch vorhanden. Es ist am Fuße des kapitolinischen Hügels, von ungeheuern Quadersteinen in die Tiefe gebaut. Schwarz, finster, feucht, abscheulich, besteht es eigentlich aus zwei Kerkern. Ursprünglich konnte man nur durch eine runde Öffnung im Gewölbe in dieselben gelangen; der obere Kerker hat 24' Länge, 18' Breite und 13' Höhe. Unter diesem lag der zweite, noch enger, niedriger und feuchter und hieß der Tullische. In diesem schauerlichen Kerker, gänzlich des Lichtes beraubt, wurde der hl. Apostel geworfen. Fast zu gleicher Zeit mit Petrus wurde auch der hl. Paulus in Banden gelegt. Als römischer Bürger vor den Richter gestellt, verteidigte er sich selbst, weil er Niemanden fand, der sich seiner annahm, und es gelang ihm mit der Gnade Gottes so gut, dass er, wie er selbst sagt, "von den Rachen der Löwen befreit", d.h. den Löwen im Amphitheater nicht vorgeworfen wurde. Er wurde ebenfalls in das mamertinische Gefängnis gebracht.
Die beiden heiligen Apostel suchten und fanden ihren Trost im Gebet. Die Leiden, welche sie im Gefängnisse erduldeten, konnten ihren Glauben und ihren Eifer nicht schwächen; sie freuten sich, in die Fußstapfen ihres Herrn und Meisters zu treten und um seinetwillen Schmach und Verfolgung und selbst den Tod zu leiden. Petrus suchte auch in Banden Seelen für den Herrn zu gewinnen. Es gelang ihm, die beiden Wächter des Gefängnisses Martinianus und Processus nebst 47 Mitgefangenen zum Glauben an Jesus zu bewegen. - Auch hier entsprang auf sein Gebet eine Quelle, um die Neubekehrten taufen zu können. Die Quelle ist noch vorhanden, sie läuft niemals über und wird, so viel man schöpft, nie trocken. Die Neugetauften erlitten alle den Martertod. -

Gerade über dem unterirdischen mamertinischen Kerker steht die vielbesuchte Kirche S. Pietro in Carcere und über dieser Kirche erhebt sich die Kirche S. Giuseppe de' Falegnami.

Siehe auch: "Il Carcer Mamertinus"