Samstag, Oktober 28, 2006

Die Ausbreitung des Christentums in Rom

Vorausgehend: Der Beginn des Christentums in Rom

Des hl. Apostels Petrus Predigt aus einem Herzen voll lebendigen Glaubens und heißer Liebe zu Jesus hatte in der Hauptstadt der Welt gleichen Erfolg wie zu Jerusalem und Antiochia. Sein Wort fand Eingang selbst bei den höchsten Familien. Flavius Klemens, Bruder des Kaisers Vespasian und römischer Konsul, wurde ein Schüler des hl. Petrus und starb unter Kaiser Domitian für Christus den Martertod. Seine Gemahlin, Domitilla, ebenfalls mit der kaiserlichen Familie der Flavier verwandt, wurde auf die Insel Pandataria verbannt. Eine andere Domitilla, Schwestertochter des Martyrers und Konsuls Flavius Klemens, hatte auf ihrem Landgute an der adreatinischen Straße eine Familiengruft für die Flavier, ihre Verwandten, erbaut, und wurde, weil sie dem Verlangen des Kaisers, sich zu verehelichen, kein Gehör gab, auf die Insel Ponzia verbannt. Diese beiden Domitilla waren Schülerinnen des hl. Petrus. Eine geistliche Tochter des Apostelfürsten war auch die hl. Petronilla, ebenfalls aus dem Geschlechte de Flavier.
Von Tag zu Tag mehrte sich nun der Kreis der Jünger des Apostelfürsten. - Die Besseren unter den Heiden fanden nirgends Befriedigung für ihr Herz. Sie sehnten sich ungemein nach einer festen Lehre, welche ihnen Aufschluß über ihre Bestimmung und über den Zustand nach dem Tode gewähre. Der Götzendienst mit seinen Ausschweifungen eckelte sie an, sie verlangten nach einem Vorbilde menschlicher Tugenden, dem sie nachfolgen konnten, und fanden dies Alles in der Lehre des Gekreuzigten und in seinem und seiner Anhänger Beispiel. Sie bewunderten an den Christen, mit denen sie bekannt wurden, den standhaften Glauben, für den sie sogar zu sterben immer bereit waren, den hohen Adel der Gesinnung, der jedes Gemeine und Niedrige verschmähte; die größte Entsagung, die bereit war, für Gott Alles hinzugeben; die ungeheuchelte Bruderliebe, die auch den ärmsten und elendesten Sklaven umfaßte, die keine Rache, sondern nur Vergebung kannte und selbst dem Feinde und Verfolger noch Gutes tat; eine Demut, die jedes Lob und jeden Ruhm floh, und eine innere Ruhe und Zufriedenheit, die nur in einem reinen Gewissen ihre Wurzel haben konnte.
Durch dieses schöne Beispiel der Christen sahen sich die Heiden zu Dem hingezogen, Der dieses in jenen hervorbrachte, die an Ihn glaubten und treu Seine Lehre befolgten, - zu Jesus, unserm göttlichen Heilande! - Immer größer wurde die Zahl der Christen und so konnte der Apostel Paulus in seinem Briefe an die Römer, den er 58 Jahre nach Christi Geburt schrieb, sagen: "Euer Glaube wird in der ganzen Welt verkündet, und euer Gehorsam ist aller Orten bekannt worden." -
Auch aus den Juden zu Rom war schon eine bedeutende Zahl zum Christentum bekehrt. Diese aber wurden von jenen Juden, die verstockt blieben, sehr beunruhigt und verfolgt; es entstand ein Tumult und Kaiser Claudius ließ 49 n. Chr. alle Juden aus Rom vertreiben. Auch Petrus verließ Rom und kehrte in das Morgenland zurück. - Im Jahre 51 - 52 war er auf dem Konzil zu Jerusalem, welches die Apostel hielten, um die Streitigkeiten zwischen Heiden- und Judenchristen über die Verbindlichkeit des mosaischen Gesetzes zu entscheiden. Nach Beendigung des Konzils hielt sich Petrus noch einige Zeit in Jerusalem, und nachher in Antiochia auf und kehrte dann mit seinem geliebten Jünger Markus nach Rom zurück.
Mit erneutem Eifer verwaltete der hl. Apostel sein heiliges Amt. Ihm zur Seite stand der hl. Markus, der nach dem einstimmigen Zeugnisse des christlichen Altertums auf Bitten der Christen Rom's die Predigten und Vorträge des hl. Apostels über das Leben und die Taten Jesu in seinem Evangelium aufzeichnete. -
Die römische Christengemeinde stand in schönster Blüte, als auch der hl. Apostel Paulus nach Rom kam. Es war schon lange sein Wunsch gewesen, die Christen daselbst zu sehen und ihnen die Schätze der Gaben mitzuteilen, zu deren Ausspender und Diener ihn Gott gemacht hatte. Er hatte gehofft, in aller Freiheit sie zu begrüßen, allein seine Hoffnung ging nicht in Erfüllung. Nach seiner dritten Missionsreise geriet er zu Jerusalem in Gefangenschaft. Um ihn der Wut des aufgereizten jüdischen Pöbels zu entreißen, ward er nach Cäsarea in die Residenz des römischen Prokurators Felix gebracht und hier zwei Jahre (58-60) in Gefangenschaft gehalten. - Bei seiner Ablösung durch Festus ließ Prokurator Felix den Apostel als Gefangenen zurück und da nun Paulus gegen die auf seine Verurteilung dringenden Juden an den Kaiser appellierte, wurde er in Ketten nach Rom abgeführt.
Hier langte er im Frühling des Jahres 61 an. Römische Christen waren ihm entgegengegangen, um ihn zu begrüßen. Zu Rom wurde ihm von dem Befehlshaber der Prätorianer (kaiserliche Leibwache) Burrus Afranus, gestattet, mit den ihn bewachenden Soldaten eine Privatwohnung zu mieten. Er durfte da alle, die ihn besuchten, empfangen, und mit allen über das Heil, welches in Christo Jesu erschienen ist, sprechen, woher es kam, daß seine Gefangenschaft gerade dazu beitrug, daß die Kenntnis der Lehre Jesu in noch weitere Kreise drang, und bei dem Wechsel der Wache haltenden Soldaten der Name Jesu im ganzen Prätorium (das Lager der kaiserlichen Leibwache), ja selbst im Palaste des Kaisers Glauben und Verehrung fand.
Hier in seiner Wohnung besuchte ihn oft der hl. Petrus; hier weilte auch sein Schüler und getreuer Gefährte Lukas; hier schrieb er seine Briefe an die Epheser, Kolosser und Philipper, hier schrieb er auch seinen rührenden Brief an Philemon, einen frommen, angesehenen Bürger zu Kolossä, und bat ihn, er möge seinen Sklaven Onesimus, der ihm entlaufen und nach Rom gekommen war, wo ihn der Apostel bekehrte, wieder aufnehmen und ihm verzeihen. (Apostelgesch. 28, 31 und 32). Hier, obwohl gefangen, predigte er ununterbrochen Juden und Heiden, und seine hinreißende Beredsamkeit und die Gnade des hl. Geists, welche seine Worte begleitete, gewann immer mehr Seelen dem Christentum. Nach zwei Jahren wurde er aus der Gefangenschaft entlassen. Er ging nun nach Spanien und besuchte dann die Christengemeinden zu Ephesus, der er den Timotheus und zu Kreta, der er den Titus als Bischof vorsetzte.
An dem Orte, wo der hl. Apostel gewohnt hatte, steht jetzt die Kirche S. Maria in via lata. - Die ersten Christen errichteten hier ein Oratorium, welches später unter den Ruinen benachbarter Häuser begraben wurde. Gegenwärtig steigt man auf Stufen hinab an den Ort, den Paulus bewohnte. Hier steht ein kleiner Marmoraltar, auf welchem der hl. Papst Gregor der Große (+604) einst das hl. Meßopfer feierte. Im Boden wird ein Brunnen gezeigt, dessen klares Wasser auf das Gebet des Apostels hervorsprudelte, als er den Gefangenenwärter Martialis taufen wollte. In der Kirche selbst, welche sich über dem ehemaligen Oratorium erhebt, befindet sich auf dem Hochaltar das Bild der Gottesmutter, welches der hl. Lukas gemalt haben soll.
Nach Entfernung des Apostels Paulus leitete der hl. Petrus die Kirche Rom's unermüdet mit sorgsamer Treue fort. Seine Tätigkeit beschränkte sich aber nicht bloß auf Rom. Er sandte auch seine Schüler in die verschiedenen Gegenden Italiens, auch nach Gallien, dem heutigen Frankreich, nach Sizilien, Spanien, Afrika usw., um das Evangelium dort zu verkünden und Christengemeinden zu gründen.
Während dieser Zeit hatte der Apostel viele Kämpfe mit Simon dem Zauberer, dem Vater der Ketzer, zu bestehen. Schon früher war der hl. Apostel mit diesem Genossen des Satans in Samaria zusammengetroffen, wo er die Gaben des hl. Geists um Geld kaufen wollte. Petrus aber entgegnete ihm: "Dein Geld wird dir zum Verderben, weil du meintest, die Gabe Gottes zu bekommen um Geld... darum tue Buße über deine Bosheit!" (Apostelgesch. 8, 14-24) Simon aber blieb verstockt, fiel vom Glauben ab, verführte viele Samaritaner und verbreitete gottlose Lehren. Nun war er auch nach Rom gekommen, um Seelen zu verführen. Doch Petrus widerstand ihm auch hier und machte ihn zu Schanden.

Folge: Die erste Christenverfolgung