Mittwoch, Juni 07, 2006

Rom und die Römer zur Zeit der ersten Christen

Kein Ort der Welt ist geeigneter, das Glaubensleben der ersten Christen, ihre Hoffnung und ihre Liebe kennen zu lernen als Rom, die ewige Stadt, die Stadt, "welche zugleich das Höchste der Zeit und der Ewigkeit in sich enthält".
Zur Zeit, als das Christentum seine ersten Strahlen über diese Stadt ergoß, war sie zu einer Großartigkeit herangewachsen, die alle Begriffe übersteigt. - Mehr als zwei Millionen Menschen zählte sie innerhalb ihren Mauern.Von ihrer Mitte, "der goldenen Meilensäule" des Forums aus, führten 28 mit breiten Steinplatten belegte Straßen in die fernsten Provinzen des Reiches. Alle Schätze der damals bekannten Welt flossen in ihr zusammen. Nichts glich der unerhörten Pracht ihrer Paläste und Tempel. Von den erstern zählte sie beinahe 2000, von den letztern mehr als 400, in welchen alle Götter der Welt angebetet und verehrt wurden. Die Stadt war stolz darauf, mehr als 3000 Gottheiten zu besitzen, deren Zahl immerfort sich vermehrte. Vom Kaiser Augustus angefangen, betrachteten sich alle Beherrscher des Reichs als die höchsten Priester (pontifices maximi) dieser Gottheiten, ja die größten Scheusale unter ihnen verlangten sogar bei Lebzeiten göttliche Ehre. Der wahre Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, war weder erkannt noch verehrt.
Was nur immer den Sinnen schmeichelte, was nur immer der Weichlichkeit fröhnte, was nur immer die Genußsucht förderte und der Wollust diente, war in dieser Stadt zu finden und zum Genusse geboten. Wohin immer das Auge blickte, sah es Gegenstände unbeschreiblicher Pracht, bewundernswerter Kunst, aber auch Dinge, vor denen jegliche Tugend errötet. - Unzählige Statuen von Marmor, von Bronze und vergoldetem Kupfer erglänzten im Sonnenlicht. Circus-Anlagen von unerhörter Größe vergnügten die Römer mit Spielen aller Art; mehr als 800 Bäder mit Säulengängen und Lustgärten dienten dem weichlichen Leben der römischen Bürger und Frauen. In der Tat war Rom die Stadt der Welt, an Reichtum, Pracht und Herrlichkeit kam ihr nichts mehr gleich.
Aber "hinter all diesem Glanze lauerte das tiefste Elend, die größte menschliche Verkommenheit, die entsetzlichste Verwilderung des Gemütes. Dem allgemeinen Sittenverderbnis konnte der Dienst, den man den Göttern widmete, nicht abhelfen." "Gab es doch keine Schandtat, welche nicht im Beispiel der Götter seine Rechtfertigung fand." Hatten ja die Diebe, die Betrüger ihre eigene Gottheit!! Man brachte den Göttern Opfer und Gebete dar, aber nicht um Weisheit und Tugend zu erlangen, sondern um Glück und Wohlstand oder das Gelingen irgend eines, nicht selten frevelhaften Unternehmens. Wahrsagerei, Zeichendeuterei, Zauberei, kurz Lug und Trug war mit diesem Götzendienst verbunden!! Weil eine solche Religion dem eingerissenen Sittenverderbnis noch Vorschub leistete, wandte sich der denkende Römer von derselben hinweg, aber nur, um den Ungereimtheiten, dem Zweifel der sogenannten Philosophen oder Weltweisen Gehör zu geben, die meistens die Wahrheit verdunkelten, auf die wichtigsten Fragen des menschlichen Herzens keine Antwort zu geben wußten und selbst das Beispiel eines verkommenen Lebens gaben. -
So kam es, daß die Selbstsucht der Beweggrund aller Handlungen des Römers wurde, daß seine Habsucht, sein Ehrgeiz, seine Genußsucht alle Schranken durchbrach. - Wer nicht römischer Bürger war, war kein Mensch, ein Barbar, nur geschaffen, um zu dienen und zu gehorchen. Vermögen galt als Tugend, der Stolz als Seelengröße, die Demut kannte man nicht einmal dem Namen nach!
Die Ehe war aller religösen Weihe entkleidet; sie war kein Bund der Herzen. Ehrgeiz, Laune, Habsucht, rohe Lust schlossen sie. - Eheliche Treue war fast unbekannt geworden. Des Kaisers Claudius Gattin, Messalina, verlobte sich bei Lebzeiten desselben öffentlich und feierlich mit einem jungen römischen Bürger, ohne daß dies beanstandet wurde. -
Die Frau stand ganz unter der Gewalt des Mannes; sie war nur Gegenstand seiner Gelüste. Weil herabgesunken von ihrer Würde kannte die römische Frau keine Gottesfurcht, keine Keuschheit mehr. Ehebruch und Ehescheidung waren an der Tagesordnung. Vergebens gebot unter Kaiser Augustus ein Gesetz den Männern, sich zu verehelichen. Aus Eckel an dem Weibe entehrte sich der Mann.
Das Kind war Eigentum des Vaters; er konnte schalten mit ihm, wie er wollte. Wurde es geboren, legte man es zu seinen Füßen; hob er es auf, durfte es leben und wurde erzogen; ließ er es liegen, so wurde es ausgesetzt, ins Wasser geworfen oder im Wald den wilden Tieren überlassen. Die Erziehung des Kindes besorgten nicht die Eltern, sondern Sklaven. Diese entwürdigten Menschen konnten dem Kinde keinen Seelenadel, keine Tugend beibringen.
Der Arme war ohne Hilfe, ohne Trost. Bei den Römern war Armut Schande. Wurde ein Armer krank, oder war er gebrechlich, so blieb er seinem Elende erbarmungslos preisgegeben; man hielt es für ein Verbrechen, sein Schicksal zu erleichtern. Unter Kaiser Claudius belud man drei Schiffe mit solchen Unglücklichen und versenkte sie dann ins Meer!!
Nur Sklaven arbeiteten; der römische Bürger glaubte sich durch Arbeit entehrt. Der Sklave war vollkommenes Eigentum des Herrn; er war nur eine Sache, nach Geld geschätzt. Der Herr hatte das Recht über sein Leben; er konnte ihn peitschen, entehren, töten, ohne Bestrafung zu fürchten. Er war nur das Lasttier des Römers und als solches geduldet. Wurde ein Sklave krank oder alt, so ließ man ihn liegen oder schlug ihn tot. In Rom gab es mehr als eine Million Sklaven; auch die Kriegsgefangenen zählten zu ihnen. Den Launen ihrer Herren und Frauen preisgegeben, war oft ihr Leben nichts als eine lange Marter, die nur der Tod entdete, und oft was für ein Tod?!! Sie mußten sich zur Augenweide des blutdürstigen Römervolkes als Gladiatoren im Amphitheater gegenseitig bekämpfen und erwürgen; denn am liebsten sah der Römer Menschen im blutigen Kampfe miteinander oder im Kampfe mit Elephanten, Löwen, Bären getötet, zerfleischt, zerrissen weden. Oft an einem einzigen Tage erwürgten sich gegenseitig hundert oder fielen unter den Tatzen und Zähnen wilder Tiere!!!
Mitleid kannte der Römer nicht mehr; am liebsten sah er Menschenblut fließen. Je mehr Blut, desto lauter sein Jubel. Selbst sein üppiges, mit den kostbarsten Leckerbissen aus allen Ländern der Welt besetztes Mahl genoß der Römer nicht ohne Anblick von Wunden und Blut. Während er auf schwellendem Polster den köstlichsten Wein schlürfte, Pfauenzungen und mit Menschenfleisch gemästet Fische speiste und Wohlgerüche das von Gold und Marmor schimmernde Gemach erfüllten, mußten arme Sklaven nackt, nur mit einem kurzen Schwert bewaffenet, bis aufs Blut kämpfen und sich erwürgen!!
Den Greuel des Verderbens, der damals in Rom herrschte, noch weiter zu schildern, sträubt sich die Feder. Rom war, wie der Evangelist Johannes in seiner geheimen Offenbarung schreibt: "das große Babylon, die Mutter der Hurerei und des Greuels auf Erden (17, 5), das Weib bedeckt mit Gold, Edelsteinen und Perlen, den Becher in der Hand, voll Greuel, Unreinigkeit und Hurerei" (17, 4).

(Quelle: siehe diesen Post) - Fortsetzung: Der Beginn des Christentums in Rom

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