Samstag, Dezember 23, 2006

Apropos Ökumenismus

"Es ist mir von meinem geistigen Führer ein strenger Verweis gegeben worden, daß ich zu sehr auf das Lob der frommen Irrgläubigen eingegangen sei. Es wurde mir gesagt: ob ich denn nicht mehr wisse, wer ich sei und wem ich gehöre. Ich sei eine gottgeweihte Jungfrau der katholischen Kirche und durch heilige Gelübte gebunden. Ich solle Gott loben in der Kirche und für die Irrgläubigen mit herzlichem Mitleiden beten. Ich könne mehr wissen, was die Kirche ist, als Andere, und solle darum die Glieder Jesu Christi in der Kiche, in seinem Leibe loben; jene aber, die sich von diesem Leibe losgerissen und ihm so furchtbare Wunden beigebracht hätten solle ich bejammern und für ihre Bekehrung beten. Mit dem Lobe der Ungehorsamen nehme man Teil an ihrer Schuld. Auch sei solches Lob keine Liebe, weil der wahre Eifer für das Heil der Seelen dadurch nur geschwächt werde. Es geschah mir recht, daß ich getadelt wurde, denn es ist nicht recht, in diesen heiligen Dingen sich so gehen zu lassen. Wohl sehe ich viele gute Menschen unter ihnen und habe großes Mitleid mit ihnen; aber ich sehe auch, daß sie Kinder ihres Ursprungs sind, die abströmen, die sich selbst unter einander spalten. Regt sich hie und da ein Trieb der Andacht aus dem katholischen Stamm in ihnen, so läuft doch ein dunkler unbeugsamer Trieb des Trotzes, des Abwendens von der Mutter nebenher. Sie wollen gar gerne recht fromm sein, nur nicht katholisch. Wenn sie gleich immer sagen, auf die Zeremonien, auf die tote Form komme es nicht an, man müsse im Geiste Gott dienen, so kleben doch gerade sie ganz eigensinnig an der Form und zwar an einer toten, selbst gemachten, und darum stets veränderlichen Form, die nicht gewachsen, nicht ein Leib des Geistes, sondern ein totes Futteral ist. Sie könnnen sich darum nicht beugen, und alle leiden an der Hoffart. Woher sollten sie auch ein demütiges Herz erlangen, da sie von Jugend auf sich nicht demütigen lernen, indem sie ihre Sünden, ihr Elend nie beichten, nie gewohnt sind, sich wie ein Kind der Kirche im Sakrament der Buße vor dem Stellvertreter Gottes reumütig und mit herzlicher Beschämung anzuklagen! Darum sehe ich selbst in den Besten unter ihnen etwas Fehlerhaftes, Eigensinniges, Starres, Hoffärtiges. Nur jene Irrgläubigen, welche, ohne von der allein seligmachenden Kirche etwas zu wissen, so fromm, wie sie es vermögen, wandeln sind auf keinem bösen Wege. Sobald ihnen aber Gott den geringsten Wink oder Zweifel gibt, sind sie berufen und müssen nach der Wahrheit forschen. Durch die heilige Taufe sind zwar auch die Irrgläubigen, wenn sie dieselbe recht empfangen haben, Glieder der Kirche geworden und leben allein von der Kirche und haben nichts an geistlicher Nahrung, als was ihnen aus der Kirche zufließen kann; aber sie stehen nicht mit den Kindern des Hauses am Tische, sie stehen draußen trotzend, prahlend oder verschmachtend. Wenn ich in Gesichten getaufte Irrgläubige sehe, welche mit der Kirche sich vereinigen, so ist es, als träten sie aus den Wänden der Kirche hervor vor den Altar und das allerheiligste Sakrament; während mir die Ungetauften, die Juden, Türken (Moslems) und Heiden, wenn sie sich bekehren, als durch die Türe hereintretend, gezeigt werden."

Anna Katharina Emmerich (Schmöger, I. Band, 1867, S. 463/464)

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