Rastlos schreitet ein Mann von Land zu Land, von Provinz zu Provinz, von Stadt zu Stadt. Er ist angetan mit einem wallenden schwarzen Kleide, das Haupt beschattet von einem mächtigen Hute, in der Rechten den Wanderstab, an der Brust das Kreuz, schreitet er über Berg und Tal, durch Sonnegluten und Regenströme --; von Europa hat er seinen Ausgang genommen, auf einer einsamen Insel des chinesischen Meeres beschloß er sein engelgleiches Leben. Wer ist dieser Mann? Es ist Franz Xaver, der Apostel Indiens, der größte Völkerlehrer seit den Tagen des heiligen Paulus.
1. Geburt und Beruf
Franz Xaver wurde am 7. April 1506 in der Nähe von Pamplona, in Spanien, auf dem väterlichen Stammschlosse geboren. Im 18. Jahre ging er auf die Hochschule von Paris und zeichnete sich daselbst durch seine Fähigkeiten und großen Talente aus. -- Ignatius von Loyola, der damals ebenfalls in Paris studierte, warf durch die Worte: "Was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte", zündedes Feuer in das Herz des Xaverius. Er wurde Jesuit und suchte nichts mehr als Gott und seine Liebe und gerade diese Liebe weckte in ihm den Seeleneifer. Das gottliebende Herz kennt ja kein edleres Ziel und keine höhere Freude, als Seelen dem Himmel zuzuführen. Darum läuft Xaverius mit der beglückenden Botschaft des Evangeliums duch die halbe Welt. "Eine große weitaussehende Türe ist mir geöffnet." (1. Cor. 16,9).
Es gibt gar viele sorglose Menschen auf der Welt, denen es gleich ist, ob das Haus Gottes steht oder fällt -- ob die Seelen zum Himmel oder zur Hölle gehen -- Menschen, die keine Hand erheben und keinen Fuß bewegen, wenn es gilt, für die Ehre des Himmels etwas zu tun -- eine Seele für Gott zu gewinnen. "Es schlafen viele." (1. Cor. 11, 30).
Hätten die Menschen eine rechte Liebe zu Gott, die Dinge in der Welt würden eine ganz andere Gestalt gewinnen -- das tote Herz würde erwachen und in heiligem Eifer flammen. -- "Liebe das eine Gut, in welchem alle Güter sind." (Hl. Anselm)
Die menschliche Seele ist ein herrliches Meistersrtück des Allerhöchsten und der Gegenstand seiner ewigen und unbegreiflichen Liebe. "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß Er seinen eingeborenen Sohn hingegeben" und der Sohn opferte für die Seelen Blut und Leben. -- Xaverius erkannte diese unendliche Liebestat Gottes an der Menschenseele gar sehr und darum ebenfalls in Liebe entflammt, suchte er mit heißer Inbrunst die Rettung seiner Brüder. Ganz besonders drängte es ihn, den Ungläubigen das Himmelreich zu eröffnen. Am 6. Mai 1542 landete er zu Goa in Ostindien und begann sein großes Missionswerk, welches 10 Jahre dauerte.
Unter unsäglichen Entbehrungen jeglicher Art und bedroht von zahllosen Gefahren, durchzog er mit entblößten Füßen ganz Indien bis auf das 2000 Stunden von der Hauptstadt entfernte Vorgebirge Kamorin, welches von armen Fischern bewohnt war. Nichts vermochte seinen Mut zu brechen, nichts seinem Seeleneifer Schranken zu setzen.
Als man ihm auf dem Gange nach China das Gefährliche dieses Unternehmens schilderte und den sicheren Tod vorhersagte, antwortete er:
"Wenn der Herr mit uns ist, wer wird dann gegen uns sein? Sollen die Handelsleute dem Golde zuliebe mehr Mut zeigen als die Missionäre aus Liebe zu Gott und den Seelen?"
Hier ist ein Wink für die Eltern und Vorgesetzten, daß sie treu für die Seelen der Kinder und Untergebenen sorgen.
2. Wirksamkeit
Wie oben angedeutet, lag Xaverius zehn Jahre dem Missionswerke ob und das ausgestreute Körnlein des Evangeliums wuchs unter seinen Augen zum herrlichen Baume. In Indien taufte er über zweimalhundertausend Heiden und Juden. An manchen Tagen wurde seine Hand vom beständigen Taufen so matt, daß man sie stützen mußte. -- Von Indien trug er die Glaubensleuchte nach Japan mit demselben Erfolge. Wohin er immer kam, fiel sein Wort auf gesegnete Erde. --
Zu Canofema wurde der Oberbonze, der als Wunder der Gelehrsamkeit galt, so sehr von der Göttlichkeit des Christentums überzeugt, daß er vor allem Volke niedersank und rief: "O Jesus Christus! ewiger und wahrer Sohn Gottes, ich ergebe mich Dir!" Fünfzehnhundert Japanesen verlangten an diesem glücklichen Tage die heilige Taufe. Wie viele hundertausend Seelen hat Xaverius dem Himmel zugeführt! Und sie, die sonst hinabgesunken wären in den Abgrund des Verderbens, stehen jetzt am Throne Gottes, ein ewiges Loblied singend. --
Auch wir können vieles zum ewigen Heile der Mitmenschen beitragen, manche Seele retten wenn nur ein Fünklein Eifer in unserm Herzen brennen würde. Mancher Vater kann die Seele seiner Kinder, mancher Gatte die Seele seiner Gattin, manche Gattin die Seele ihres Gatten, mancher Freund die Seele seines Freundes retten. Es soll niemand die Kainssprache führen und sagen:
"Bin ich denn der Hüter meines Bruders?"
3. Die Krone des hl. Franz Xaver
Am 2. Dezember 1552 lag Xaverius auf der Insel Sancian im Sterben. In einer elenden Hütte lag er einsam und von Fieberglut verzehrt auf dem Boden. -- Der Heilige steht am Ziele -- diese Einsamkeit -- diese Leiden sind die letzten Wermutstropfen im Becher seines Lebens. Schon nahen die Engel mit der Palme -- Xaverius stirbt und fliegt zum Himmel --. Eine strahlende Krone erwartet ihn -- die "Unverwelkliche Krone des Lebens" für so viele Opfer, für so viele gerettete Seelen. Xaverius wurde bis zur Höhe der Apostel berufen und ihm daselbst sein Thron angewiesen.
Nichts belohnt Gott so sehr, als die Rettung der Seelen: "Die viele in der Gerechtigkeit unterweisen, glänzen wie Sterne immer und ewig." (Dan. 12, 3).
VORBERICHT
Diese neuntägige Andacht hat ihren Ursprung vom hl. Franz Xaver selbst. Pater Marzellus Mastrilli, ein geborener Markgraf und Priester der Gesellschaft Jesu, der in der Folgezeit sein Blut für Christi Glauben großmütig vergoß, lag im Kollegium zu Neapel tödlich krank darnieder.
Ein zwei Pfund schwerer Hammer, welcher der Hand eines Arbeiters entfiel, als der Pater in der Kirche Vorbereitungen zu einem Feste zu treffen hatte, traf ihn so unglücklich am Kopfe, daß er blutüberronnen in sein Zimmer gebracht werden mußte. Sogleich stellte sich heftiges Fieber und Erbrechen ein, die Zeichen einer Gehirn-Erschütterung.
Nun machte Pater Mastrilli in dieser äußerst gefahrvollen Lage mit Erlaubnis der Oberen das Gelübde, wenn er gesund würde, für die Mission in Indien und Japan sich freiwillig zu melden. Das Übel wurde immer größer, man glaubte bereits, die letzten Lebensstunden des eifrigen Priesters seien gekommen.
In jener Nacht, wo man das Äußerste befürchtete, erschien ihm der heilige Franz Xaver und sprach zu ihm: "Sei guten Mutes, Marzellus, ich habe dein Gelübde angenommen und bin gekommen, um dich zu trösten. Was möchtest du gerne vom Himmel haben? Wisse, daß ich dort oben etwas vermag." Nachdem er ihm einige sehr nützliche Belehrungen erteilt hatte, gab er ihm die Versicherung, daß alle jene, welche vom 4. bis 12. März zu seiner Ehre eine neuntägige Andacht halten, an einem der genannten Tage beichten und kommunizieren und seine Fürbitte bei Gott anrufen würden, die Gnade, welche sie verlangen, erhalten würden, vorausgesetzt, daß dieselbe dem göttlichen Willen gemäß sei. Zuletzt sagte er ihm mit besonders freundlichem Antlitz. "Steh' auf, denn du bist gesund", worauf Xaverius verschwand.
Pater Mastrilli erhebt sich zum Staunen aller Anwesenden und spricht: "Ich bin geheilt, der heilige Franz Xaver hat mir diese Gnade erlangt."
Diese nämliche Andacht hat der heilige Xaverius auch einem Blinden, dem er erschien (wie man in der Bulle seiner Heiligsprechung lesen kann) zu verrichten empfohlen und auch dieser erhielt in eben dem Augenblicke, da er diese Andacht vollendete, wieder vollkommen das Augenlicht.
Ein anderes Wunder geschah an einem Kinde, welches weder gehen noch stehen konnte. Neun Tage nacheinander wurde es zum Grabe des Heiligen getragen. Am dritten Tage fing es schon an zu gehen -- nach dem neunten Tage war es vollkommen gesund.
Die Nachricht von diesen plötzlichen Heilungen und von jener gnadenreichen Novene verbreitete sich in Neapel und in kürzester Zeit über ganz Italien und weiterhin. Im Vertrauen auf die wunderbare Macht und Güte, welche der heilige Franz Xaver hier so glänzend bewiesen, nahm man von jetzt an, zumal in neuntägigen Andachten, zu ihm überall seine Zuflucht. Der Erfolg war derart, daß diese fromme Übung den Namen der Gnaden-Novene erhielt; in ganz Italien und Frankreich, in Spanien und Portugal, am Kaiserhof zu Wien, allenthalben wurde sie mit regster Beteiligung gehalten. Im Dom zu Straßburg findet sie alljährlich vom 4. bis 12. März in feierlichster Weise mit täglicher Predigt und Segen satt. Sie schließ mit dem 12. März, weil dieses der Tag ist, an welchem der Apostel von Indien und Japan (zugleich mit dem heiligen Ignatius von Loyola) im Jahre 1622 von Papst Greogor XV. feierlich unter die Zahl der Heiligen aufgenommen wurde.
Die Verheißungen als Gnaden-Novene gelten nur für die Zeit vom 4. bis 12. März. Dagegen wird eine ähnliche Novene zu jeder andern Zeit des Jahres, wenn mit Andacht und Vertrauen gehalten, sicher ebenfalls von großem Nutzen sein.
Der Zweck der Andacht ist:
1. Die Verehrung des heiligen Franz Xaver, der am 12. März unter die Zahl der Heiligen ist versetzt worden.
2. Die Verehrung des bitteren Leidens und Sterbens Jesu Christi, welche Andacht der hl. Franz Xaver besonders geübt hatte.
3. Die Verehrung der unbefleckt empfangenen Gottesmutter Maria, die der Heilige so kindlich liebte und deren Bildnis er immer auf seinem Herzen trug.
4. Die Verehrung der neun Chöre der Engel, die der hl. Franz Xaver in allen seinen Nöten als Fürbitter anrief.
Bedingung für die Gewinnung der Vorteile dieser neuntägigen Andacht
1. Ein festes Vertrauen zum heiligen Franz Xaverius, daß er uns vom Throne der göttlichen Barmherzigkeit das Verlangte erhalten werde, wenn es anders zu unserm Seelenheil gereicht.
2. Der Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares einmal innerhalb dieser neun Tage.
3. Die Verehrung des heiligen Franz Xaver während der neun Tage auf irgend welche Weise. Bestimmte Gebete sind keine vorgeschrieben.
Empfohlen wird:
a) für jeden Tag eine kleine Selbstüberwindung zu Ehren des bitteren Leidens und Sterbens Jesu zu üben;
b) zum Andenken an die zehn Jahre, die der heilige Franz Xaver in Bekehrung der Heiden zubrachte, zehn Vater unser, Ave Maria und Ehre sei dem Vater usw. zu beten;
c) die tägliche Abbetung der nachstehenden Gebete, die dem oben angegebenen Zweck dieser Andacht entsprechen;
d) daneben steht es jedem frei, noch andere Andachtsübungen und gute Werke der geistlichen und leiblichen Barmherzigkeit beizufügen und sie durch die Fürbitte des heiligen Franz Xaver, zu Ehren des bitteren Leidens Jesu Christi, der allezeit unbefleckten Mutter Maria, der hl. Schutzengel, zur Erhörung unserer Bitten aufzuopfern.
Fortsetzung:
Gebete für die Gnaden-Novene zum heiligen Franz Xaver
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