Freitag, Juli 10, 2009
Hingabe an Maria
Imprimatur. Steyl, die 1 Sept. 1922. De mand. Ord. Libr. Cens. Joan. Weig - Missionsdruckerei in Steyl, Post Kaldenkirchen (Rhld.)
Dienstag, März 24, 2009
Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde (5)
Die Kirche beobachtete in den ersten Jahrhunderten tiefes Stillschweigen über die vorzüglichsten Geheimnisse des Glaubens und über ihre heiligen Sakramente gegenüber den boshaften Juden und den ganz in das Irdische versunkenen, der Wahrheit entfremdeten und der Abgötterei dienenden Heiden. Sie hatte dazu ihre guten Gründe. Denn für's Erste konnte und wollte sie ihre göttlichen Wahrheiten und Geheimnisse nicht der Missdeutung, der Verachtung, dem Spotte und der Verdächtigung preisgeben. Sie befolgte hierin nur die Worte ihres göttlichen Stifters: "Gebet den Hunden nicht euer Heiliges und werfet den Schweinen nicht eure Perlen vor." (Matth. 8, 6.) Für's Zweite wollte sie die neubekehrten Heiden und Juden nicht gleich Anfangs mit den vorzüglichsten Geheimnissen der christlichen Religion bekannt machen, weil ihr Glaube noch zu schwach war, und keine Bürgschaft gab, dass sie nicht wieder zum Götzendienst zurückkehren und dann die noch nicht vollkommen erkannten Wahrheiten und Geheimnisse entstellen und verdächtigen würden. Sie befolgte hierin die Worte des heiligen Apostels Paulus an die Korinther: "Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistigen, sondern als zu Fleischlichen. Als Unmündigen in Christo gab ich euch Milch zu trinken, nicht Speise, denn ihr vermochtet es noch nicht" (zu fallen). (I. Kor. 1-4) Der Apostel, und ihn nachahmend, die ersten Christen, trugen also den Neubekehrten Anfangs nur das zum Heile unumgänglich Notwendige vor, die wichtigen Geheimnisse verschwiegen sie ihnen, bis sie im Glauben fest begründet und ihre Treue erprobt war. - Waren die Neubekehrten in dem Notwendigen hinlänglich unterrichtet und sollten sie die Taufe erhalten, dann erst wurde ihnen das ganze Glaubensbekenntnis und vorzugsweise das Geheimnis der heiligsten Dreieinigkeit mitgeteilt, in deren Namen sie getauft werden sollten. Wir sehen diese Zurückhaltung augenscheinlich in den Katechesen oder Christenlehren des hl. Cyrillus von Jerusalem, die er im Jahre 345 vor den Katechumenen und den Gläubigen hielt. Die erstern enthalten kein Wort über die wichtigen Geheimnisse des Glaubens und das heiligste Sakrament, die anderen aber, welche dieser große Bischof dem unterricht der Gläubigen oder der Getauften widmete, drücken sich über diese Geheimnisse so klar aus, dass nichts zu wünschen übrig bleibt. Auch befiehlt er ausdrücklich, diese Belehrungen niemals den Katechumenen oder den Nichteingeweihten mitzuteilen mit den Worten: "Wenn die Christenlehre zu Ende ist, und ein Katechumene kommt, dich zu fragen: Was sagte der Lehrer? so sage nichts diesen Menschen von draußen."
Namentlich war die Lehre von der heiligsten Dreieinigkeit, wie schon gesagt, ein Gegenstand der Geheimhaltung. Es genügt, hierüber das Zeugnis des hl. Cyrillus anzuführen, der sagt: "Niemals wurde mit einem Heiden gesprochen von dem erhabenen Geheimnisse des Vaters, Sohnes und des heiligen Geistes; wir reden davon nicht einmal offen vor den Katechumenen, sondern auf geheime Weise, so dass die Gläubigen, welche die Sache wissen, sie verstehen und die, welche sie nicht wissen, durch eine voreilige Entdeckung nicht geärgert werden." Ebenfalls unter das Gesetz der Geheimhaltung gehörten die heiligen Sakramente, nicht bloß ihre Zeremonien, sondern auch ihre Wesenheit. So sagt der hl. Chrysostomus in einer Rede über die Taufe: "Ich möchte reden, aber ich wage es nicht wegen derjenigen, welche nicht eingeweiht sind"; und der Kirchenlehrer Theodoret sagt hierüber: "Hier ist vor Allem eine geheimnisvolle Sprache notwendig." Am meisten verhüllt wurde die Lehre vom allerheiligsten Altarssakramente. Die heiligen Väter bezeichnen es kaum dem Namen nach, sie heißen es bloß "das Gut", und gebrauchten mit großer Vorsicht gewisse Figuren, Sinnbilder, Redewendungen, wenn sie davon vor Nichteingeweihten reden mussten.
Der heilige Chrysostomus sagt geradezu: "Das Geheimnis des allerheiligsten Sakramentes ist nur den Eingeweihten bekannt." In den Homilien und Belehrungen, welche die Väter in Gegenwart der Katechumenen vortrugen, finden sich der Menge nach folgende vorsichtige Ausdrücke: "Die Gläubigen wissen es", "die Eingeweihten wissen, was wir sagen", "ich rede zu den Gläubigen." - "Wenn man", sagt der hl. Augustin, "einen Katechumenen fragt, ob er an Jesus Christus glaubt, so antwortet er sogleich: "Ja"; fragt man ihn aber: Genießest du auch den Leib des Menschensohnes? so weiß er nicht, was du fragst."
Bei der Feier des heiligsten Messopfers mussten sich alle Katechumenen und Nichteingeweihten entfernen. "Wir feiern die heiligen Geheimnisse", sagt der hl. Chrysostomus, "bei verschlossenen Türen und hindern die Nichteingeweihten dabei zu erscheinen." Die Diakonen mussten wachen, dass kein Uneingeweihter den Ort betrete, wo gerade das heiligste Opfer gefeiert wurde; ja es wurde den Gläubigen ein eigenes Losungswort gegeben, welches ihnen abgefordert wurde, wenn sie den Ort betreten wollten, wo der Bischof das heiligste Opfer feierte.
Die Spendung der hl. Firmung wurde den Nichteingeweihten ebenfalls verheimlicht. "Was die Salbung mit dem heiligen Öle anbelangt", sagt der hl. Basilius, "wer wagte es, jemals offen davon zu sprechen?" Der nämliche Fall war es mit der Priesterweihe. Man durfte sie nicht in Gegenwart der Katechumenen erteilen. In einem Canon des Konzils von Laodicea heißt es: "Verboten soll sein, die Weihen vor den Augen der Hörenden zu spenden." Ebenso stand auch das Sakrament der letzten Ölung unter dem Gesetz der Geheimhaltung. Der heilige Augustin sagt: "Die heiligen Sakramente werden auf verschiedene Weise empfangen, die Einen, wie ihr wisset, werden von uns mit dem Munde, die Andern am ganzen Leib empfangen." Offenbar bezeichnet er hier die Kommunion und dann die letzte Ölung.
Ein fernerer Grund der Geheimhaltung war die Absicht, den Nichteingeweihten und Katechumenen eine gebührende Achtung und Ehrfurcht vor diesen heiligen Geheimnissen einzuflößen. Daher sagt der hl. Basilius: "Die Ehrfurcht vor den heiligen Geheimnissen wird durch das Stillschweigen bewahrt." Der hl. Augustin drückt denselben Gedanken aus, wenn er sagt: "Ihr dürft euch nicht wundern, teuerste Brüder, wenn wir euch selbst bei der Feier der heiligen Geheimnisse nichts von dem gesagt haben, was wir tun. Wir mussten so heilige, so göttliche Sachen mit ehrerbietigem Schweigen umgeben."
Endlich kann man noch beifügen, dass man den Katechumenen deshalb die Lehre von den heiligen Sakramenten, besonders von der Taufe und dem heiligsten Sakramente verhüllte, um ihr Verlangen darnach und ihren Eifer noch mehr zu entflammen. "Wenn die Katechumenen etwas nicht verstehen, so sollen sie ihre Trägheit abschütteln und sich beeilen, diese Dinge zu erkennen", und an einer andern Stelle spricht derselbe Kirchenvater: "Wenn die Sakramente der Gläubigen den Katechumenen nicht offenbar werden, so geschieht das nicht, weil sie die Kenntnis derselben nicht ertragen können, sondern damit sie mit eben demselben Eifer darnach verlangen, mit welchem man dieselben geheim hält." Aus diesem Grunde nannte man das heiligsten Altarssakrament auch "Desiderata", "das Ersehnte".
Diese Geheimhaltung, Arkan-Disziplin, diese Sorgfalt, die Geheimnisse des Glaubens Nichteingeweihten zu verbergen, war also eine besondere Ursache, dass sich die ersten Christen der Sinnbilder, der sinnbildlichen Darstellung biblischer Geschichten und verblümter Zeichen bei ihren Malereien bedienten. Man gestattete keine Darstellung, welche den Augen eines Heiden oder Juden, die sich in die Katakomben heimlich einschleichen mochten, die heiligen Geheimnisse verraten konnten. Die ganze christliche Religion, ihre Glaubens- und Sittenlehren, ihre Hoffnungen und Verheißungen sind in einer geheimen Sprache, unter verschiedenen Bildern dargestellt; selbst Figuren aus der Fabellehre der Heiden halten die christlichen Künstler auf die Decken der Grabkammern, um unter denselben ein Glaubensgeheimnis zu verhüllen.
Donnerstag, März 19, 2009
Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde (4)
Von den Malereien und Skulpturen in den Katakomben
Es ist zweifellos, dass die ersten Christen sich der Malerei bedient haben. Sie verschmähten nicht, sich alles das anzueignen, was schön, was ehrbar, was unschuldig war und die Seele zu göttlichen Dingen, zu Gott erhob. Sie sangen Hymnen, Lob- und Dankeslieder und übten den Psalmengesang. Auf gleiche Weise bedienten sie sich auch der Malerei, um durch den Anblick schöner, heiliger Bilder ihr Herz zur Andacht zu stimmen und aus der Betrachtung derselben Erbauung und Belehrung zu schöpfen. Schon Tertullian, der im zweiten Jahrhundert lebte (De pudic. V. et X.) schreibt, dass die Christen seiner Zeit Kelche, mit der Darstellung des guten Hirten geschmückt, benützten. "Es ist gewiss", sagt der hl. Basilius (Oratio ad Julian) (379), "dass die heiligen Bilder unseres Herrn, der hl. Jungfrau und der Apostel, welche im Anfang gemalt wurden, von Hand zu Hand auf uns gekommen sind." Die Christen trugen Bilder, auf Täfelchen von Holz gemalt, oder in Elfenbein geschnitzt, bei sich. Diese Tafeln, welche man wie ein Buch zusammenlegen konnten, hießen Diptychen.
Dass die ersten Christen auch ihre Grabstätten in den Katakomben mit Gemälden geschmückt haben, ist außer allem Zweifel. Denn man sieht eine große Menge derselben in den Grabkammern der verschiedenen Cömeterien. Es fragt sich nur, ob diese Gemälde schon beim Beginne des Christentums in Rom und während der Zeit der Verfolgung, oder erst nach dem Sturze des Heidentums und dem Siege des Christentums entstanden sind? Darauf geben die namhaftesten Altertumsforscher (Boldetti, Marchi etc.) und solche, welche ihr Leben der Erforschung der christlichen Katakomben gewidmet haben (De Rossi) die Antwort: "Schon die ersten Jahrhunderte des Christentums weisen uns Gemälde, und zwar gerade solche von vollendeter Kunstform in den ältesten Katakomben auf. - Der Gang ihrer Beweisführung ist etwa folgender:
Die ersten Christen waren nicht bloß aus dem armen Volke hervorgegangen, vielmehr fand das Christentum schon bei seinem Auftreten in Rom Eingang in die vornehmsten Familien, ja sogar am kaiserlichen Hofe. - Pudens, der den hl. Apostel Petrus gastlich aufnahm, war ein Senator, der Konsul Flavius Klemens war Neffe des Kaisers Domitian, der ihn wegen des christlichen Glaubens hinrichten ließ, und Flavia Domitilla war eine Verwandte dieses Kaisers, der sie in die Verbannung schickte. Man fand in der Katakombe S. Agnetis Grabinschriften mit Buchstaben von klassischer Form und mit den Namen: Claudii, Aurelii etc., vivatis in Deo, lauter Namen alter edler römischer Geschlechter. - Als diese edlen Römer noch Heiden waren, schmückten sie nach damaliger Sitte ihre Paläste und Grabstätten mit Gemälden. Christen geworden entsagten sie ihrer Liebe zur Kunst nicht, und schmückten auch jetzt noch ihre Grabkammern in den christlichen Cömeterien mit Gemälden, nur mit dem Unterschiede, dass die Gegenstände, welche diese Gemälde darstellten, dem alten oder neuen Testamente entnommen waren. Das Christentum verbot ja die Bilder nicht, es verbot nur das Unsittliche, Götzendienerische, welches die Heiden mit den Bildern trieben. Und wenn auch die christlichen Künstler gleich den heidnischen in den Grabmonumenten verschiedene Verzierungen anbrachten, z.B. Tiergestalten: Hirsche, Lämmer, Vögel, Blumen, Früchte, Weinreben, so schlossen sie dabei alles Heidnische aus und legten ihnen einen christlichen Gedanken unter.
Gerade die ältesten Katakomben, welche nach den aufgefundenen Grabinschriften zu schließen, bis fast zu den Zeiten der Apostel hinaufreichen, weisen Gemälde von klassischer Kunstform auf. Sie sind in jenen Zeiten entstanden, wo die Kunst noch in ihrer Blüte stand, also zur Zeit der Kaiser Nero, Domitian, Trajan, Antonin, Marc Aurel etc. - Ihr Stil, die Art ihrer Ausführung gleicht ganz dem Stil der Gemälde, welche man in den kaiserlichen Palästen und in dem von der Asche des Vesuvs verschütteten und wieder ausgegrabenen Pompeji sieht. -
Die Bilder Jesu, der Gottesmutter Maria und der heiligen Apostel in den Katakomben, welche keinen Nimbus, Glorienschein, um das Haupt haben, stammen alle aus der Zeit der Verfolgung, aus den ersten drei Jahrhunderten. Erst an den Bildern des vierten und fünften Jahrhunderts erscheint der Glorienschein, und wird von da an allgemein gebräuchlich. -
Endlich bemerkt man an den Gemälden des vierten und fünften Jahrhunderts deutlich den Verfall der Kunst, während die christlichen Kunstwerke umso schöner und besser sind, je mehr sie sich dem ersten Jahrhundert nähern. Es ist also eine zweifellose Tatsache, dass mit dem Beginne des Christentums auch die Malereien in den Katakomben beginnen. Die Bilder, gewöhnlich dem alten oder neuen Testamente entnommen, ersetzten den ersten Christen die hl. Schrift, die nur in den Händen Weniger war und unterstützten den Unterricht in den Geheimnissen des Glaubens, für den zu sterben sie fast immer bereit sein mussten. Die Betrachtung dieser Bilder musste sie immer wieder an die Wahrheiten erinnern, welche sie bei der Feier des Gottesdienstes aus dem Munde des Bischofes gehört hatten. Der Anblick z.B. des guten Hirten musste ihnen Liebe zu Jesus, Daniel's in der Löwengrube, der drei Jünglinge im Feuerofen Trost im Leiden, des Jonas, wie er aus dem Rachen des Seeungeheuers hervorkommt, der Erweckung des Lazarus das feste Vertrauen einflößen, dass ihr in Martern zerfleischter Leib einst wieder auferstehen werde.
Ähnliche Bildwerke aus dem alten und neuen Testamente sieht man auch in die Marmorsärge "Sarkophage" eingemeißelt, deren sich die ersten Christen zur Bestattung ihrer dahingeschiedenen Lieben bedienten. Anfangs war die Bestattung der Leichen ganz einfach. - Ein schmuckloses Grab (Loculus) in der Wand, mit einer Steinplatte oder mit Ziegelsteinen verschlossen, war ihre Ruhestätte. Aber es gab schon frühe Ausnahmen. Die berühmten Martyrer setzte man in Marmorsärgen unter einer bogenförmigen Nische (Arcosolium) in der Wand oder in Gräbern von Ziegeln aufgebaut bei. Die Christen aus vornehmem Stande bedienten sich zur Beisetzung ihrer Dahingeschiedenen ebenfalls der Marmorsärge. Die Seiten derselben, besonders die Vorderseite, sind meistenteils mit erhabenen Bildern (Reliefs) aus der hl. Schrift und mit symbolischen Darstellungen "Sinnbildern" geschmückt. Die ersten Christen hatten eine besondere Vorliebe zu solchen Sinnbildern . - Wie Christus, der Herr, sich schöner Gleichnisse bediente, um seine himmlische Lehre dem Volke fassbarer zu machen, so gefielen sich auch die ersten Christen darin, ihren Glauben an Jesus, ihre Liebe zu ihm und ihre Hoffnung eines künftigen ewig seligen Lebens sinnbildlich darzustellen. Es lag aber diesem christlichen Symbolismus eine besondere Ursache zu Grunde, nämlich die Arcan-Disziplin oder die Vorschrift der Geheimhaltung.
Mittwoch, März 18, 2009
Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde (3)
Wir haben gesehen, dass die erste und vorzüglichste Bestimmung der Katakomben war, die in der Verfolgung hingeschlachteten Martyrer und abgeschiedenen Christen in ihren Schoß aufzunehmen. - Der Umfang derselben musste also ein großartiger sein. Schon der heidnische Geschichtsschreiber Tacitus spricht von einer ungeheuren Menge Christen (ingens multitudo) zur Zeit des Kaisers Nero, und von Tag zu Tag wuchs die Zahl derselben, trotz immer neuer Verfolungen; denn "das Blut der Martyrer" war der Same immer neuer Christen. Es mussten also bei solcher Zunahme der Christen auch die Cömeterien immer zunehmen, sich erweitern und vergrößern, und so entstand während dreier Jahrhunderte die unterirdische Gräberstadt rings um Rom in einer Ausdehnung von mehr als 150 Meilen, mit mehr als 6 Millionen Leichen und mehr als 40 Cömeterien.
Es erhebt sich nun die Frage, wie alle diese Cömeterien erbaut, wie die Christen dort ihre zahlreichen Toten beerdigen, die Jahrestage der heiligen Martyrer und ihrer verstorbenen Lieben feiern, ihre Liebesmahle halten konnten, ohne die Aufmerksamkeit der Heiden auf sich zu ziehen und von denselben gestört zu werden. Darauf antworten die neuesten und gründlichsten Untersuchungen, dass erstens die Katakomben, und zwar die ältesten, in den großen Güterkomplexen reicher christlicher Familien sich befanden. Die Begräbnisstätte (area) in diesen Gütern war unveräußerliches Familiengut (eine Art Fideikommiss). Es genügte daher für einen reichen Neubekehrten, eine area zu bestimmen, sie mit Grenzsteinen zu umgeben, mittels eines gerichtlichen Vertrages oder eines Testamentes dafür einzustehen, und das christliche Cömeterium war gesichert. Bis auf die apostolischen Zeiten lassen sich vielleicht sechs bis sieben so entstandene Cömeterien zurückführen. Zweitens erklärte ein römisches Gesetz jede Grabstätte für heilig und unverletzlich. Dieses Gesetz kam daher auch den Christen zu gute. Drittens erlaubte am Ende des dritten Jahrhunderts ein ferneres Gesetz den armen Leuten, Tenuiores, sich wechselseitig ihre Begräbnisstätten zu sichern, und zu diesem Zwecke Kollegien zu bilden. Sie mussten monatlich einen Beitrag leisten und konnten eine gemeinsame Grabstätte besitzen. Außer ihren Grabstätten besaßen diese Kollegien ein für ihre Zusammenkünfte bei den Gräbern bestimmtes Gebäude Schola auch Triclinium genannt, wo sie das Todesmahl am Jahrestage ihrer ausgezeichnetsten Wohltäter hielten. Ein besonderer Kalender gab das Datum des Jahrtags an.
Auch dieses Gesetz war für die Christen von großem Vorteile. Auf Grund desselben bildeten sie unter sich Vereinigungen, Bruderschaften, die man mit dem Namen Ecclesia fratrum, Concti fratres, (...) "Kirche der Brüder", "Versammlung der Brüder", oder "die Brüder" bezeichnete. Sie zahlten einen Beitrag, besaßen Gebäude und Cömeterien, areae und cellae und hatten Vermögen. Unter dem Schutze dieses Gesetzes konnten also die Fossores ungehindert arbeiten; man konnte in eigenen Grabstätten die Toten begraben, ihre Jahresgedächtnisse feiern, die Agapen oder Liebesmahle halten, selbst einen Kalender führen, in welchem die Jahrestage der heiligen Martyrer aufgezeichnet waren. Der Eingang in das Cömeterium war zur Zeit des Friedens offen und daneben befand sich das Triclinium und die cella für den Grabeswächter, wie dies beim Cömeterium S. Domitillae heute noch ersichtlich ist.
Es war dies aber nicht bei allen Cömeterien der Fall. Bei den meisten kannten die Heiden die tief verborgenen Eingänge nicht, noch waren sie im Stande, ihre Ausdehnung, ihre Lage, noch auch ihre innere Einrichtung, ihre Grabkammern und Galerien anzugeben. Wenn daher die Verfolgung ausbrach, wenn das Blutedikt der Kaiser erschien, wenn das Geschrei areae non sint (man verschließe die Friedhöfe) erscholl, und das Betreten der Katakomben verboten wurde: dann zogen der Papst und die Priester, sowie jene Christen, welche am meisten der Verfolgung ausgesetzt waren, in diese Cömeterien sich zurück; die Treppen wurden verschüttet, und neue geheime angelegt, die Luft- und Lichtlöcher wurden verstopft und Alles war wie in Nacht und Finsternis begraben. - Daher gaben die Heiden den Christen den Namen Latebrosa et lucifuganatio "ein Schlupfwinkel suchendes lichtscheues Volk". - Die Priester, ja selbst die obersten Hirten der Kirche, riefen in den Tagen grimmiger Verfolgung ihre Herden in die Katakomben zum heiligen Gottesdienst, und verbargen sich daselbst. So schreibt der hl. Papst Clemens um das Jahr 91 n. Chr.: "Kommet, versammelt euch in den Kirchhöfen! Wir wollen dort die heiligen Schriften lesen, Loblieder zu Ehren der Martyrer und aller Heiligen, welche die Welt verlassen haben, anstimmen, für unsere Brüder beten, die im Herrn verstorben sind, in unseren Kapellen und Grabkammern das hl. Opfer darbringen, das wohlgefällig ist vor Gott, und mit Psalmengesang denen das Geleit geben, die für den Glauben starben." -
In dieser Zeit der Trübsal waren die Fossores an ihrem Platze. Sie fertigten heimliche Zugänge, suchten die hingemordeten Brüder ihren Henkern zu entreißen und trugen sie in stiller Nacht hinab in die Grabstätten, welche sie bereits in die Wände der Cömeterien gehauen hatten. Um den Heiden auch die geheimen Zugänge zu verwehren, wurden Wächter aufgestellt, die ein bestimmtes Losungswort hatten, das nur den Christen bekannt war. Mehrere heilige Päpste hielten sich zur Zeit der Verfolgung in den Katakomben auf. Denn auf sie war besonders der Hass der Heiden gerichtet; in den Verfolgungsedikten wurden sie als Oberpriester besonders genannt. Nicht die Furcht trieb sie zur Flucht, sondern die heilige Pflicht, sich ihren Herden zu erhalten und in der Gefahr des Augenblicks mit Trost und Rat und den kirchlichen Gnadenmitteln beizustehen. Schon der heilige Petrus zog sich in das Cömetrium Ostrianum zurück; der hl. Papst Alexander (109), der hl. Kallist (219) verbargen sich in den Cömeterien längere Zeit; Papst Cajus (284-196) brachte bis zu seinem Martertod volle 8 Jahre in den Katakomben zu. Von hier aus erließen die Oberhirten der Kirche ihre ersten Hirtenschreiben, hier hielten sie Konzilien, weihten Bischöfe und Priester, gaben Vorschriften der Disziplin, unterrichteten die Katechumenen und Neubekehrten, tauften, erteilten die Firmung; hier feierten sie das heilige Opfer, und stärkten ihre Schäflein mit dem Leib des Herrn, hier predigten sie das Wort vom ewigen Leben, von hier aus lenkten sie mit ruhiger Hand das Schifflein der Kirche in den Stürmen und tobenden Wogen. Hier wurde Papst Stephan I. (253-257) ergriffen und in den Tempel des Mars geschleppt, damit er dort unter Todesstrafe dem Götzen opfere. Da fuhr ein Blitz vom Himmel in den Götzentempel und zerstörte unter furchtbarem Krachen das Bild des Götzen. - Unter der allgemeinen Verwirrung ließen die Henker vom heiligen Papste ab, und dieser kehrte wieder in die Katakomben zurück. Hier ermunterte er die Seinen zum treuen Ausharren und brachte das heiligste Opfer dar. Aber während desselben erschienen die vom Kaiser Valerian geschickten Soldaten aufs neue, um ihn zu ermorden. Er aber setzte unerschrocken die heilige Handlung fort, während jene nicht wagten, Hand an ihn zu legen. Jedoch nach Vollendung des hl. Opfers traf ihn neben seinem Stuhl der Todesstreich. Wie Stephan I. endigte der hl. Papst Sixtus II. (257-259) im Cömeterium des hl. Kallistus; er erlitt mit vier Diakonen den Martertod.
Doch nicht alle Gläubigen nahmen zur Zeit der Verfolgung ihre Zuflucht zu den Katakomben; denn dieselben hätten die Menge derselben nicht bergen, noch hätte man für den Unterhalt so vieler Tausende sorgen können. Eine sehr große Zahl blieb in der Stadt zurück, teils weil ihr Beruf sie zurückhielt, z. B. Kriegsleute teils weil sie der Gefahr leicht sich entziehen konnten, teils weil sie die Gefangenen besuchen und trösten, teils weil sie den in den Katakomben Verborgenen Lebensmittel und Nachricht bringen, teils weil sie die zum Tode Verurteilten begleiten, für ihr Begräbnis sorgen mussten. Doch von Zeit zu Zeit stiegen auch sie heimlich in die Katakomben hinab, um dem heiligsten Opfer beizuwohnen und am heiligen Mahle teilzunehmen. - Wir wollen sie begleiten:
Es ist Nacht; in der Stadt tiefe Ruhe. Da öffnet sich in einer abgelegenen Straße die Türe eines Hauses. Zwei Männer, der eine noch jung, tief in ihre Penula (Mäntel) gehüllt, eilen im Schatten der Gebäude dem Tore der Via Appia zu. Jetzt sind sie im Freien. Die große appische Straße nimmt sie auf. An beiden Seiten derselben ragen Grabmonumente der Heiden empor. Die Männer würdigen sie keines Blicks; sie eilen vorüber. Nun biegen sie in eine Seitenstraße ein, an Landhäusern, an Gräbern vorbei führt sie der Weg. Bereits ist eine Stunde verflossen; jetzt haben sie einen Hügel erreicht und stehen stille, denn sie befinden sich am Eingang einer Katakombe, die unter einem Weinberg liegt. Scheu blicken sie nochmal um sich, ob kein Späher sie belauscht, dann steigen sie auf einer verborgenen Treppe hinab in die Tiefe. Finsternis umfängt sie; doch weiter schreitend strahlt ihnen Licht entgegen. Es sind Lampen, welche in kleinen Wandnischen stehend ihr düsteres Licht verbreiten. Sie schreiten fort; bald rechts, bald links zieht sich die Galerie hin, an deren Wänden ihr Auge nichts als Gräber schaut. Endlich ertönt an ihr Ohr Psalmengesang. Noch einige Schritte und sie stehen am Eingange einer hellerleuchteten Felsenkapelle. Nachdem sie dem Türsteher (Ostiarius) das Losungswort gegeben, tauchen sie ihre Finger in eine in der Wand befindliche Muschel mit geweihtem Wasser, besprengen sich, zeichnen das Kreuz auf Mund, Stirn und Brust und treten ein. - Eine Schar frommer Gläubiger hat sich bereits eingefunden. Dem Eingang gegenüber erhebt sich unter einem Bogen das Grab eines heiligen Martyrers. Es ist der Altar. Bei demselben sitzt der Bischof auf seinem Stuhle, Priester und Diakone umgeben ihn. Von der Decke herabhängende und in Nischen stehende Lampen beleuchten die kleine Kirche, den Altar und die Versammlung der Brüder, welche in Andacht versunken der heiligen Handlung beiwohnen. Der Gottesdienst hat bereits begonnen; soeben schließt der Subdiakon die Rolle, aus welcher er die Epistel vorgelesen, und ein wunderlieblicher Gesang ertönt; es ist das Graduale (Stufengesang). Ein Diakon, die Schriftrolle in der Hand, kniet vor dem Bischof, der ihn segnet. Er erhebt sich, gesegnet vom Bischof und liest nun das Evangelium vor. Unter dem Rufe "Deo gratias" reicht er die Rolle dem Bischof zum Kusse und schießt sie.
Der Bischof, ein ehrwürdiger Greis, hat sich auf seinem Stuhle wieder niedergelassen und beginnt die Predigt. Er öffnet seinen Mund und Worte der Belehrung, der Erbauung, der Ermunterung und des Trostes entströmen seinen Lippen. Die gleiche Festigkeit des Glaubens, die in seinem Innern wohnt, die gleiche Liebe zu Jesus, die in seinem Innern flammt, die gleiche Begeisterung zum Kampfe für Jesus bis zum Tode, die seine Seele durchströmt, weiß er auch im Herzen seiner Zuhörer zu festigen und zu entflammen.
Die Predigt ist zu Ende und es folgt die Entlassung der Katechumenen (die Katechumenen waren Neubekehrte, welche durch Unterricht auf die Taufe vorbereitet wurden; man nante sie "die Hörenden". Katechumenen und Büßer durften nur bis zum Offertorium dem Gottesdienste beiwohnen.), und aller jener Personen, welche der eigentlichen Feier der göttlichen Geheimnisse nicht beiwohnen durften. - Der Diakon ruft: "dass Niemand der Hörenden, Niemand der Ungläubigen zugegen ist", und ladet zum Gebete für die Katechumenen und Büßer ein, welche, gesegnet vom Bischofe, sich entfernen.
Nun beginnt die Messe der Gläubigen. Der Bischof verrichtet das allgemeine Gebet für die Gemeinde, betet das Credo und schreitet nun zur Darbringung der Opfergaben, welche auf dem Kredenztisch, einem einfachen, aus der Wand hervortretenden Steine, bereit liegen. Er nimmt die Patene mit Brot und den mit Wasser und Wein gefüllten Kelch aus der Hand des Diakons, opfert beide Gott dem Herrn unter Gebet und Segnung und singt dann die Präfation mit dem dreimal Heilig am Schlusse.
Die Stillmesse (Canon, "die heilige Handlung oder der Inbegriff der Verwandlungsworte" [Basilius de spirit. s. c. 27.] nimmt ihren Anfang. Nachdem der Bischof mit ausgebreiteten Händen die heiligen Gebete und das Memento für die Lebenden gesprochen, vollzieht er die Consekration des Brotes und Weines mit den hochheiligen Worten: "das ist mein Leib", "das ist mein Blut" und hebt den Leib des Herrn und sein heiligstes Blut zur Anbetung empor. Tiefes Schweigen herrscht im heiligen Raume; alle Anwesenden liegen tief gebeugt und im Gebete versunken auf den Knien. Befindet sich ja auf dem Altare "das Lamm, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt" (Joh. 1, 29.), und ist ja im Kelche "das Blut, welches uns reiniget von allen Sünden." (I. Joh. 1, 7.)
Die heilige Wandlung ist vorüber, die Gebete, sowie das Memento für die Verstorbenen sind gesprochen, das Pater noster gesungen und nun beginnt die heilige Kommunion. Bevor der Bischof das konsekrierte Brot bricht, ruft der Diakon: "das Heilige den Heiligen", und die Gläubigen antworten: "Ein Heiliger, Ein Herr Jesus Christus zur Ehre Gottes des Vaters, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit". Nun betet der Bischof: "Herr, unser Gott! Ich habe gesündigt im Himmel und vor dir; ich bin nicht würdig, deines heiligen und unbefleckten Geheimnisses teilhaftig zu werden, aber als ein barmherziger Gott mache mich deiner Gnade würdig, damit ich ohne Verdammung eines heiligen Leibes und Blutes teilhaftig werde zur Vergebung der Sünden."
Nachdem der Bischof die heilige Kommunion empfangen und den Leib des Herrn auf die Patene für den Diakon gelegt hat, wird das Heiligste auch den Gläubigen gereicht. Zuvor ruft der Diakon ihnen zu: "Tretet herbei mit Furcht des Herrn, mit Glaube und Liebe." Nun nahen sich zuerst die Männer, dann die Frauen. Die Männer legen die hohle, rechte Hand in die Linke und empfangen darauf das himmlische Brot, wobei der Diakon spricht: "der Leib des Herrn" und der Gläubige antwortet: "Amen". Hierauf wird ihnen der Kelch von einem Diakon mit den Worten gereicht: "das Blut des Herrn", und sie antworten: "Amen". Die Frauen empfangen auf ein über die Hand gebreitetes Linnen den Leib des Herrn und hierauf das heiligste Blut mit den nämlichen Worten des Diakons: "der Leib des Herrn, das Blut des Herrn". Während der hl. Kommunion wird von den Geistlichen und Anwesenden der Psalm 33 gesungen oder der Psalm 132: "Siehe, wie gut und angenehm es ist, wenn Brüder in Eintracht beisammen wohnen", oder Ps. 144: "Aller Augen schauen auf dich, o Herr!" -
Nun da die Gläubigen das Heiligste empfangen, nun da Jesus in ihrem Herzen wohnt, fürchten sie nicht das Schwert, noch die Flammen, noch die wilden Tiere, denn der Herr ist mit ihnen! - -
Auch die beiden Männer, von denen wir schon gesprochen, nahen sich mit größter Ehrfurcht dem Tisch des Herrn; besonders der Jüngere,Tarcisius mit Namen, ein Akolyt (Geistliche, weche die niederen Weihen empfangen hatten, und die Lichter sowie Wein und Wasser zum hl. Opfer besorgten.) empfängt mit himmlischer Liebesglut das Heiligste, denn ihm ward ein wichtiger, gefahrvoller Auftrag gegeben. Er soll den Gläubigen in der Stadt, welche dem heiligsten Opfer nicht beiwohnen konnten, und den Gefangenen den Leib des Herrn überbringen. Ein Diakon legt auf ein schneeweißes Linnen die konsekrierten Brote. Sorgfältig wickelt Tarcisius sie ein, verbirgt sie auf seiner Brust, verlässt die Katakombe freudigen Mutes und eilt der Stadt zu. Unterwegs begegnen ihm Soldaten; sie halten den Eiligen an und fragen ihn, was er so sorgfältig verberge? Da er nicht antwortet, um das hochwürdigste Gut seiner Entweihung auszusetzen, fallen sie über ihn her und erschlagen ihn! - So wurde er später gefunden.
Mittlerweile ist in den Katakomben der Gottesdienst beendet. Männer und Frauen entfernen sich stille. Der Bischof aber begibt sich mit den Diakonen zu den Katechumenen, die sich in einem langen, aus dem Tuff gehauenen Gemache versammelt hatten. An der Wand, neben dem Eingang, befinden sich steinerne Stühle für den Bischof, an den Seitenwänden niedere Sitze aus Stein. Der Bischof lässt sich auf einem Stuhle nieder und beginnt den Unterricht. So wie beim heiligen Opfer sind Männer und Frauen strenge geschieden und Diakone und Diakonissen beachten sorgfältig, dass die Ordnung eingehalten wird. Das Gemach ist von Lampen beleuchtet. Eigentümlich ist, dass diese Kapellen für die Katechumenen ohne alle Verzierung und ohne Malereien sind. Der Grund dieser Erscheinung bestand in der Geheimhaltung jener Lehren und Geheimnisse des Glaubens, welche jene noch nicht wissen durften, die noch nicht durch die Taufe in die Kirche aufgenommen waren. - Dagegen sind die meisten Grakammern mit verschiedenen Bildern und anderen Verzierungen geschmückt. (58)
Samstag, Juni 07, 2008
Das Wappen Christi des Königs
Das abgebildete, Christus dem König zugedachte Wappen, soll unsere tiefste und untertänigste Huldigung zum Ausruck bringen und beitragen zur größeren Ehre unseres Königs Christus.
Der herzförmige Schild des Wappens versinnbildet unseren sichersten Schutz: das heiligste Herz Jesu, das Kreuz: Christi Erlösungswerk, die heilige Hostie mit den Strahlen: die ewige Glückseligkeit.
Der eine Speer erinnert an die Durchbohrung des Herzens Christi am Kreuz, der andere Speer soll zeigen, wie wir täglich durch unsere Sünden aufs neue das Herz Christi durchbohren.
Die Dornenkrone, die aus dem das Herz umrankenden Dornenzweig hervorgeht, die Weltkugel mit dem Kreuz und der das Ganze umgebende Königsmantel weisen uns hin auf Christi die ganze Welt umspannende Königsmacht. Der den Schild umschließende Rosenkranz mit dem daranhängenden Herzkreuz, in dessen Mitte das Monogramm Christi zu sehen ist, erinnert uns an die einzelnen Lebensabschnitte unseres Heilandes.
Die über die Speere hängende Stola stellt uns vor Augen die sündenvergebende Macht Christi. Die Aufschrift "Amor et Pax" (Liebe und Friede) ist das Grundgesetz des Königreiches Christi, seine Devise. Das Wappen soll bei allen Völkern verkünden: Christi Herrschaft und Glorie, seine Liebe und seinen Frieden.
Mit kirchlicher Druckerlaubnis. München, 14. März 1946, G. V. Nr. 2783, Buchwieser, Generalvikar
Samstag, März 08, 2008
Es ist der Glaube der ersten Christen, den man in den Katakomben findet
Besonders tief ergreifend ist es, in den Katakomben das oft wiederkehrende BILD MARIÄ, DER MUTTER GOTTES zu sehen, welche betend für die Gläubigen die barmherzigen Mutterhände erhebt, sowie auch schon mit dem göttlichen Kinde dargestellt erscheint –zum Zeugnis, daß auch die Verehrung der allerseligsten Jungfrau und die Zuflucht zu Ihr in der Kirche bis zu ihrem Ursprung hinaufsteigt.
In drei verschiedenen Arten findet sich die Marienverehrung in den Katakomben vertreten.
Vor allem sind es die DARSTELLUNGEN AUS DER KINDHEIT JESU, auf welchen Maria nicht fehlen durfte, die aber zugleich den Beweis liefern, daß die ersten Christen, die katholische Kirche in den Martyrertagen so gut wie heute sich stets bewußt war, Maria habe ihre ganze Bedeutung für uns, ihre Würde und ihre Macht nur von ihrer Beziehung zum Heiland der Welt. Eine Menge Skulpturen und
Gemälde stellen die GEBURT DES HERRN dar. Auf dem Fries eines Sarkophages von Mormor in der vatikanischen Katakombe sieht man das göttliche Kind in einer Wiege von der Gestalt eines Korbes liegen; es ist in Linnen eingewickelt, welche nur das Haupt sehen lassen. Hinter der Wiege sind die heilige Jungfrau und St. Joseph; die erhabene Mutter sitzt, Joseph steht, hat die Hand ausgestreckt und die Augen auf das Kind gerichtet. Auf diesem gut ausgeführten Basrelief fehlen sogar Ochs und Esel nicht, die am Fuße der Wiege die Glieder des göttlichen Erlösers mit ihrem Atem erwärmen. Außerdem wird die Geburt des Erlösers mit den einzelnen oben erwähnten Umständen in der ANBETUNG DER MAGIER dargestellt. Dies ist einer der Gegenstände, worin sich der Pinsel der ersten Künstler am öftesten übte. Man begreift auch die Wichtigkeit, welche die neuentstehende Kirche darin legen mußte, die aus dem Heidentum gekommenen Neubekehrten unaufhörlich daran zu erinnern, daß der Erlöser für sie ebenso gut wie für die Juden geboren sei.
Eine zweite Art von Darstellung zeigt uns MARIA ALS HAUPTPERSON, entweder mit dem göttlichen Kinde oder ohne dasselbe IN GESTALT DER „ORANS", wie sie die Katakombenforscher nennen, die aber nach dem Urteil der gewiegtesten und zuverlässigsten unter ihnen wieder nur Maria sein kann.
In einer der schönsten Grüfte der Katakomben der hl. Agnes bildet die seligste Jungfrau Maria das Hauptgemälde. Im Mittelpunkt der Nische, welche über dem Arcosolium ist, zeigt sich die erhabene Mutter Gottes. Sie ist in Halbfigur und hat das Jesuskind auf ihrem Schoße. Ihr Haupt ist mit einem vorn erhobenen Schleier geschmückt, welcher auf die Schultern zurückfällt und dessen Falten auf den Armen ruhen. Ein Band von Perlen umgibt ihren Hals und verbindet sich mit einer Schnur von Perlen oder Stoff, die am obern Teil der Stirne befestigt ist. Diese Figur trägt das Siegel hohen Altertums an sich. Um die hohe Vorstellung auszudrücken, welche der Künstler von der Herrlichkeit der Mutter Gottes hatte, gab er ihr den glanzenden Anzug der römischen Frauen seiner Zeit und besonders das Halsband von kostbaren Steinen. Um durch ein so hellstrahlendes Beispiel der Marienverehrung aus der Zeit der Blutzeugen nicht überführt zu sein, hat ein Protestant, der dieses Mutter-Gottesbild seinen Lesern mitteilte, darunter geschrieben: „Katakombengemälde. Eine Christin mit ihrem Kinde." Als ob das Monogramm Christi zu beiden Seiten einen Zweifel bestehen ließe, wer dieses Kind sei, wie also dessen Mutter heiße. Er mag nur getrost sein, daß die ersten Christen vor diesem Bilde nicht Abgötterei getrieben haben, wie wir auch nicht, wenn wir zu Maria beten! Der Künstler hat hier wie auch anderswo, wenn Maria ohne ihr Kind erscheint, die heilige Jungfrau mit ausgestreckten Armen, also betend, dargestellt. Wer betet, gewährt nicht aus sich Gnaden, um die wir bitten, sondern sucht sie für uns bei einem noch höheren Herrn. Der Kult, den wir gegen Maria beobachten, ist also nicht der höchste, ist keine Anbetung.
Diese Darstellung einer mit ausgestreckten Armen betenden Frau kommt in den Katakomben sehr häufig vor. Bald ist sie allein, bald gegenüber dem guten Hirten, zwischen beiden die griechische Inschrift. Wären keine andern Gründe, in dieser Betenden diejenige zu erblicken, zu der die katholische Kirche seit den Apostelzeiten ruft: bitte für uns, heilige Gottesgebärerin! – so ließen doch jene Bilder, wo Maria mit dem göttlichen Kinde auf dem Schoße dennoch so betet, einen sichern Schluß zu, daß diese Betende Maria sei, auch wo man ihr den Jesusknaben nicht beigegeben hat.
Eine dritte Art Darstellung ist folgende: Die hl. Jungfrau sitzt auf einer Cathedra. Ihr Gesicht ist umrahmt von einem Schleier, der anmutig auf die Schultern niederfällt; sie trägt eine Tunika mit kurzen Ärmeln und darüber den Mantel. Das göttliche Kind auf den Knien seiner Mutter, den Leib an ihre Brust gelehnt, wendet die Augen zum Beschauer und scheint durch seine Gebärde einzuladen, auch in die Arme Mariens zu fliehen. Ein leuchtender Stern zeigt sich über der hl. Jungfrau und übergießt ihre Stirne mit himmlischem Licht. Zur Linken steht aufrecht ein noch junger Mann, bloß mit einem Mantel bekleidet. Er hebt die Rechte und weist mit dem Zeigefinger zugleich auf die Jungfrau und den Stern. Seine Linke hält eine Buchrolle, wovon man nur noch einen schwachen Umriß unterscheidet. Es ist Isaias, der angesichts des Sternes, der aus Jakob aufgehen sollte, seine berühmte Weissagung verkündet: Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebähren, dessen Name wird sein: 'Gott mit uns'!"
Dieses Gemälde im Cömeterium (so nannten die ersten Christen ihre Kirchhöfe in den Katakomben – Ruheplatz, Schlafsaal!) der hl. Priscilla stammt aus dem ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Die Malereien der Katakomben gleichen in der Ausführung jenen von Pompeji und Herkulanum, es ist die Wachsmalerei der Alten, welche für diese feuchten und dunklen Räume ganz besonders geeignet war. Man hat in den Katakomben wenigstens zwanzig Bilder der heiligen Jungfrau entdeckt!
Wer überall, wo Maria mit dem göttlichen Kinde dargestellt ist, die Unterschrift des oben erwähnten Protestanten anwenden will, kann mit gleichem Recht alle Madonnenbilder der größten Künstler, alle Marienbilder unserer Kirchen mit demselben Titel beehren: „Eine Katholikin mit ihrem Kinde." – Ja, Sie ist KATHOLISCH, die heilige Jungfrau, – und NUR KATHOLISCH. Und Ihre Bilder in den Katakomben und überall auf Erden sind die großartige Erfüllung der Weissagung der Königin der Propheten: „Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter."
Siehe auch:
Die ersten Christen ober und unter der Erde
Die christlichen Katakomben von Rom
Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde
Le catabombe di S. Agnese
Samstag, März 01, 2008
Die Katakomben oder die ersten Christen unter der Erde - 02
Die Katakomben dienten drittens zum Zufluchtsort der Bischöfe, Priester und Gläubigen zur Zeit der Verfolgung, und zu gottesdienstlichen Versammlungen in den Zeiten der Trübsal. - Daher mußten die Fossores "Gräber" bei Anlegung von Gängen und Herstellung von neuen Ruhestätten darauf Rücksicht nehmen und so entstanden größere Grabkammern, Cubicula, eine Art Kapellen, die zwar auch zu Begräbnissen dienten, die man aber zur Abhaltung des Gottesdienstes, zu Katechesen, Taufen etc. benützte. Obschon von verschiedener Form und Größe sind sie jedoch meistens viereckig und gewölbt. Sie sind in Tuffstein gehauen un von schwärzlicher Farbe. Der Thüre oder dem Eingange gegenüber an der Hinterwand befindet sich ein Arcosolium, das Grab eines Martyrers: ein Sarg von Ziegeln aufgebaut, darüber eine Marmor- oder Steinplatte, in welchem seine Gebeine ruhen. - Ein solches Grab war dann der Altar. Neben dem Altar ist der Stuhl des Bischofs, wohl auch der des Lectors. Ein einfacher Stein oder eine Öffnung in der Wand bildet den Credenztisch bestimmt zur Aufnahme der von den Gläubigen gebrachten Opfergaben, Brod und Wein. Den Seitenwänden entlang waren die Sitze der Priester, welche dem Bischof dienten. - Die Kapelle wurde durch von der Decke herabhängende Lampen erleuchtet. - Gewöhnlich sind zwei solcher Cubicula oder Kapellen an beiden Seiten eines Ganges oder einer Gallerie, gerade einander gegenüber, angelegt. Das eine größere war dann für den Bischof, die Priester und Männer bestimmt, das gegenübeliegende kleinere für die Frauen. Eine strengkirchliche Sitte forderte bei der Feier des Gottesdienstes eine Trennung beider Geschlechter. In dem größern Cubiculum waren im Hintergrund der Bischofssitz, vor demselben der tragbare Altar (altare portatile), an den Seitenwänden die Sitze der Priester. Dieser Theil des Cubikulums war das Presbyterium. Von diesem getrennt standen die Männer. Die im gegenüberliegenden kleinen Cubiculum sich befindlichen Frauen waren ebenfalls geschieden, im hinteren Raum waren die Diakonissen* (* Die Diakonissen sind apostolischen Ursprungs; schon der hl. Paulus erwähnt ihrer. Sie waren im Alter fortgeschrittene Jungfrauen oder Wittwen, welche bestimmt waren, bei der Taufe und Firmung ihrem Geschlechte beizustehen, die Gefangenen zu besuchen, die Kranken zu pflegen, über das weibliche Geschlecht die Aufsicht zu führen. Sie erhielten zu ihrem Amte eine besondere kirchliche Weihe.) und im vorderen die Frauen. - Wurden die heiligen Geheimnisse gefeiert, so konnten die Frauen durch die beiden Thüren auf den Altar hinschauen. Hier der Grundriß zweier Katakombenkapellen im Cömeterium S. Agnetis.
a b die zwischen beiden Kapellen liegende Gallerie; c die Thüre die Schwelle, Gesimsen und Tragsteinen von Travertin; d d die Gemache für die Männer; m n Nischen in der Wand zur Aufnahme von Statuen; l l Wandsäulen mit Stuck bekleidet, welche die Männer vom Presbyterium schieden; i i Sitze der Priester; e Presbyterium; h Stuhl des Bischofs, vor demselben der Altar; f Eingang in die Kapelle der Frauen; gg Gemach der Frauen und der Diakonissen; o o Wandsäulen, welche die Frauen von den Diakonissen schieden; q r zwei kleine Gemächer mit Arcosolien; p Marmorüberreste des Fußbodens. In der Gallerie zwischen beiden Thüren befanden sich auf den Knieen liegend die Büßer. Die beiden Kapellen konnten 70 - 80 Personen fassen. In diesen Kapellen wurde das hl. Opfer gefeiert, die hl. Kommunin gespendet, das Evangelium vorgelesen und erklärt und wurden Psalmen gesungen. Um nun der Menge der anwesenden Gläubigen frische Luft und ein wenig Licht zuzuführen, wurden in den Decken Luminaria, Licht- oder Luftlöcher, angebracht, welche, durch den Tuff gehauen, in's Freie gingen und Luft herabführten. Wie nothwendig ein solches Luminare, Luftloch, war, erhellt daraus, daß eine Menge Leichen in den Wänden lagen, daß eine große Zahl von Lampen brannten und die Kapellen oft von einer Menge Gläubiger angefüllt waren und daher die verdorbene Luft der Reinigung bedurfte. (Siehe Abbildung weiter unten.)
Da, wie gesagt, die Luminaria in's Freie führten und dort an der Erdoberfläche in einem kleinen etwa ein oder zwei Fuß hohen Kamin endeten, so versetzten dieselben die Christen oft in große Gefahr. Es wurde dadurch der Ort ihrer Zusammenkünfte entdeckt, oder mehr noch, sie dienten den Heiden dazu, ihre Wuth gegen die Christen loszulassen. Ein furchtbares Ereigniß erzählt uns der hl. Gregor von Tours. Crysanthus und Daria, zwei christliche Ehegatten, kamen aus dem Morgenlande nach Rom. Weil sie mit allem Eifer für die Ausbreitung des Christenthums thätig waren, wurden sie ergriffen, auf verschiedene Weise gepeinigt und endlich in einer Sandgrube mit Erde und Steinen verschüttet im Jahre 284. Ihre Leiber wurden erhoben und in dem Cömeterium, in welchem bereits drei Söhne der hl. Felicitas, welche um das Jahr 161 den Martertod starben, ihre Ruhestätte hatten, an der Via Salaria bestattet. - Ihre Gräber wurden von den Christen sehr verehrt und waren selbst bei den Heiden durch wunderbare Krankenheilungen berühmt. - Durch die Menge der Pilger wurde die Kapelle entdeckt, wo die beiden heiligen Martyrer begraben lagen und die christliche Gemeinde sich zur Feier der heiligen Geheimnisse in stiller Nachtzeit versammelt hatte. Der Stadtpräfekt ließ auf Befehl des Kaisers unversehens die Betenden einschließen. Der Eingang in die Gruft wurde vermauert und von oben (durch das Luminare, Luftloch) Steine und Sand auf die Versammelten herabgeworfen. Als später die Gruft entdeckt wurde, fand man nicht nur daselbst das Grab der heiligen Chrysanthus und Daria, sondern auch die Gebeine der dort versammelt gewesenen Christen und endlich die zur Feier des heiligsten Opfers gebrauchten Gefäße.
Wenn auch in den Katakomben hie und da Luminaria "Luft- und Luftlöcher" angebracht waren, so herrschte doch in den nach allen Richtungen verzweigten Gallerien und in den Kapellen, besonders zur Nachtzeit, die größte Finsterniß. Der heilige Hieronymus, welcher ungefähr sechzig Jahre nach der letzten Christenverfolgung lebte, schreibt hierüber:
"Da ich als Knabe in Rom erzogen wurde, besuchte ich regelmäßig jeden Sonntag in Gesellschaft anderer Knaben meines Alters und meiner Gesinnung die Gräber der Apostel und Martyrer, und stieg hinab in die Grüfte, welche im Schooße der Erde ausgehauen sind. In den Wänden zu beiden Seiten der Gänge, die man betritt sind die Leiber der Verstorbenen beerdigt und so dunkel ist die ganze Stätte, daß fast jenes Wort des Propheten erfüllt wird: "Laß sie lebend in die Unterwelt hinabsteigen."* (* Hieronymus in Ezech. 140.)
Um nun in den dunklen Gängen sich zurechtzufinden und die Finsterniß einigermaßen zu verscheuchen, bedienten sich die ersten Christen der Lampen aus Terracotta oder aus Bronce, welche sie in den Händen trugen oder in Nischen an den Wänden niedersetzten, wenn sie in die Katakomben niederstiegen.
Man fand in den verschiedenen Cömeterien eine sehr große Zahl von Lampen. Sie sind oft sehr schön geformt und tragen bald das Monogramm Christi mit dem Alpha und Omega, bald das Bild des Fisches oder einer Taube, des Propheten Jonas etc. Die größern Cubicula oder Kapellen hatten auch öfters mehrere Arcosolien mit Martyrergräbern, auf welchen das heiligste Opfer dargebracht wurde; auch war die Zahl der Cubicula eine sehr große, um die Zahl derer, welche in der Verfolgung hier Zuflucht suchten, aufnehmen zu können. Das Cömeterium S. Calisti zählte allein deren hundert. - Vom heiligen Petrus sagt die Überlieferung, daß er im Cömeterium Ostranum getauft hat; *) (* Dieses Cömeterium ist im Jahre 1876 wieder entdeckt worden; die dort aufgefundenen Malereien und Stuccaturarbeiten weisen auf ein sehr hohes Alter; auch las man auf einer noch nicht entzifferten Inschrift den Namen "Petrus".) es befanden sich daher in den Katakomben auch Taufbrunnen "Baptisterien", und wirklich fand man in mehreren Cömeterien solche Brunnen.